Peacefull moment

Silbermähne wartete bis Nachtpfote vorkletterte. Du schaffst das, bestätigte er, jedoch nur in Gedanken. Als die Schülerin loslegte gab er ihr erstmal einen kleinen Vorsprung, ehe Silbermähne sich hinter ihr den Baumstamm hinaufzog. Er rechnete jeden Moment damit, dass Nachtpfote wieder zögerte und er war bereit im Notfall einzugreifen. Doch mit der Zeit bemerkte er wie die konstante Unsicherheit seiner Schülerin verschwand. Es gab kein Zögern mehr in ihren Bewegungen und sie schien vollkommen auf ihren Fähigkeiten zu vertrauen. Sie rutschte kein einziges Mal ab, nicht Mal einen Zentimeter, bis sie sich auf einem der breiten, kräftigen Äste hochzog. Silbermähne wartete bis sie ihm Platz gemacht hatte, dann hievte er sich schnaufend neben Nachtpfote ebenfalls auf den Ast. Er konnte Klettern, besaß die Kraft und Ausdauer dafür, das bedeutete aber nicht, dass er es unbedingt mochte.
Der Krieger entdeckte das kleine und seltene Lächeln auf Nachtpfotes Gesicht und nickte leicht für sich selbst, zufrieden darüber, dass seine Idee schon Früchte trug. ‘‘Ich hab’s geschafft.‘‘, rief sie, ihre Stimme klang fester und selbstbewusster und dies entlockte nun auch Silbermähne ein kurzes Lächeln, das aber so schnell wieder verschwand wie es gekommen war. Stadtessen gab Silbermähne ein zustimmendes Brummen von sich. „Das stimmt. Und du kannst sehr stolz auf dich sein. Du bist hervorragend geklettert. So wie ich es von dir kenne.“ Er klopfte ihr zweimal anerkennend mit dem Schweif auf die Schulter und auch wenn diese Geste ebenfalls sanft ausgeführt wurde, bemerkte man eine gewisse Steifheit und Unbeholfenheit. Der silberne Kater legte sein Schweif daraufhin um sein Hinterbein und die Pfoten und blickte von oben in den Wald hinein. Er hatte nach seiner Ausbildung, als sein Vater wortlos den Clan verlassen hatte, ständig oben im Lichterbaum gesessen und nach ihm Ausschau gehalten, in der Hoffnung sein Vater würde wie durch ein Wunder des Sternenclans doch zurückkehren. Dass das Ganze nur ein Missverständnis war. Das sein Vater es sich anders überlegt hatte und bei seinem Sohn bleiben wollte. Ihn nicht alleine und im Stich lassen wollte. Aber nichts geschah, bis er es irgendwann aufgegeben hatte. Warum also suchten seine Augen unterbewusst die Gegend nach seinem einzigen Familienmitglied ab? Er hatte damit abgeschlossen. Sicherlich war Rindenkralle schon längst tot. Ob er ihn im Sternenclan wiedersehen würde? Oder hatten die Ahnen ihn vergessen? Oder nicht erlaubt mit ihnen zu wandeln? Silbermähne sah für einige Sekunden in den Himmel, konnte diesen zwischen dem Blätterdach der Bäume nur erahnen, ehe er den Kopf wieder senkte. So viele Gefühle brodelten in seiner Brust die ihn zu überwältigen drohten, doch äußerlich sah er so grimmig und ernst aus wie immer. Als würde er nur darüber nachdenken was er heute zu Abend essen sollte. In Wahrheit hatte er es perfektioniert seine wahren Emotionen zu verschließen. Wie sein Vater ihm eingebläut hatte; Emotionen und die damit einhergehende Nähe zu Katzen führten nur zu Leid und Kummer. Silbermähne wusste bereits, dass das nicht so ganz stimmte, und dennoch hatte er Schwierigkeiten damit. Aber seine Adoptivtochter hatte er in sein Herz geschlossen. Sein Blick richtete sich kurz auf Nachtpfote. Und er befürchtete seine Schülerin neben sich auch. Ohne dass ihm das aufgefallen war. Silbermähne unterdrückte sich ein Brummen und fixierte seinen Blick wieder auf den Wald. Wenn Nachtpfote etwas sagen wollte oder wieder runter möchte konnte sie es ihm jederzeit mitteilen. Doch er dachte, dass sie im Moment etwas Zeit für sich wollte in diesem friedlichen Augenblick.


@Nachtpfote
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