The shadows start to rise again


Langsam begann der Himmel sich in warme Orange- und Rottöne zu färben während die Sonne Stück für Stück tiefer am Horizont wanderte. Ihre letzten Strahlen warfen lange Schatten und ließen die Gegend der Windhügel in einem weichen Licht erscheinen. Und mit der Sonne verschwand langsam auch die Wärme, die sie trotz der kälter werdenden Temperaturen verbreitete. Der kühle und beständige Wind fegte über die Windhügel und zerzauste ihr nachtschwarzes, kurzes, dichtes Fell. Die Erde war aufgeweicht und es würde sicher wieder eine kalte Nacht werden.

Leicht sanken Distelsterns Pfoten ein als sie sich ihrem Ziel näherte, langsamer als sonst. Sie gab es ungern zu aber die Verletzungen, die sie im Kampf gegen Fichtenstern davon getragen hatte, machten ihr immer noch zu schaffen. Insbesondere der Genickbruch. Und ihr Stolz, der deutlich angekratzt worden war. Die Kätzin schnaubte leicht als sie stehen blieb und ihren blattgrünen Blick über das Gebiet schweifen ließ. Es war ein Gebiet, das nicht zu unterschätzen war wegen der hier nistenden Raubvögel. Das Risiko geh ich ein. Erst gestern war sie mit Echowind und Wolkenpfote zum Schattigen Moor gegangen. Heute fand das Heilertreffen bei Mondhoch statt. Ob Echowind und Wolkenpfote schon angekommen sind? Wenigstens musste der blinde Heiler jetzt nicht mehr allein dorthin gehen. So war die Gefahr etwas geringer, dass dem Kater etwas passieren würde. Ein Gedanke, der Distelstern tatsächlich beruhigte.

Tief atmete sie die kühle Luft ein bevor sie ebenso tief ausatmete. Der Kratzer, der von Fichtensterns Krallen stammte und sich über ihr Gesicht zog, war kaum noch erkennbar - sowohl wegen Echowinds Können als Heiler als auch wegen ihres dunklen Pelzes.

Der Wind trug ihr den Geruch eines Kaninchens zu. Sie brauchte nicht lange zu suchen, entdeckte sie doch recht schnell das braune Fell des Hasen, der in der Nähe eines Strauchs saß. Die Kätzin näherte sich langsam bevor sie sich ins Jagdkauern sinken ließ. Ihre nachtschwarze Gestalt bewegte sich geduckt über den aufgeweichten Boden während sie ihre Pfoten bedächtig aufsetzte. Der Wind wehte ihr entgegen und trug ihr den Geruch des Kaninchens zu. Es war mittelgroß und wirkte mager. Sicher würde es kaum satt machen aber in der nahenden Blattleere war jede Beute wichtig.
Ihren Schweif nutzte sie, um sich auszubalancieren während sie stehen blieb und den Hasen beobachtete. Allmählich begann Distelstern ihre heilenden Verletzungen wieder zu spüren. Großartiger Zeitpunkt. Der Hase hob den Kopf während er an einem Halm knabberte. Seine Ohren zuckten wachsam. Distelstern spannte ihren Körper an bevor sie vorwärts schoss. Einen Herzschlag zu früh. Der Hase reagierte sofort und sprang davon, sodass sie ihn knapp verfehlte.
Die Kätzin stieß ein Zischen zwischen ihren Zähnen hindurch aus bevor sie erneut vorwärtsschoss, um den Hasen zu verfolgen. Ihre Pfoten flogen beinahe über den Boden als sie ihm hinterher sprintete. Fast fürchtete Distelstern, dass ihr der Hase entkommen würde. Also spannte sie ihre Hinterläufe an, drückte sich ab und landete auf dem Beutetier. Ihre Krallen bohrten sich in seinen mageren Körper während der Hase strampelte. Sie versenkte ihre Zähne in seinem Nacken und erlegte den Hasen mit einem kräftigen Biss. Stille senkte sich über ihre Beute und sie. Lediglich ihr eigener Atem erfüllte die Stille. Dann ließ sie den Körper des Tieres sinken und blinzelte einmal während sie mehrmals tief durchatmete, um ihre beschleunigte Atmung zu beruhigen.


Alias — Jacky
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