Die kleine weißliche Schülerin mit den cremefarbenen Leopardenmustern wachte früh auf. Sie war auf einer Jagdpatrouille eingeteilt worden, zusammen mit jungen Kriegern. Wie aufregend! Bestimmt würden sie viel Spaß zusammen haben, soweit sie wusste war Holunderzweig für viele Späße zu haben und auch ihr eigener Mentor Hoppelsprung schien sehr lustig zu sein. Bei dem Gedanken daran erinnerte sie sich an sein Lachen im letzten Mond, als sie versucht hatten eine Ratte zu fangen und keiner von ihnen - Maulbeerpfote, Hoppelsprung, sowie Lebenstraum - hatte die Ratte erwischen können. Das Lachen des Kriegers war sehr herzerwärmend gewesen und Maulbeerpfote wollte sich unbedingt mit ihrem Mentoren anfreunden! Doch wie freundete man sich mit einem Krieger an, wenn man selbst noch Schüler war? Mit anderen Schülern konnte man sich leicht anfreunden, schließlich schlief man im selben Bau, absolvierte dasselbe Training… Außerdem hatte Maulbeerpfote ihre Schwester Brombeerpfote, der sie gerne hinterher lief und mit der sie gemeinsam Unterhaltungen mit anderen Katzen führte. So ganz alleine, ohne die Wurfschwester, fühlte sich die junge Schülerin etwas überfordert und ängstlich.
Nun, sie würde sich noch genug Gedanken darum machen können, zunächst einmal putzte sie sich das Fell sauber. Rupfte einzelne Moosbüschel aus dem kurzen Pelz, die vom Schlaf hängen geblieben waren, und säuberte Pfoten, Gesicht und Schweif ordentlich. Immerhin wollte sie gut aussehen, wenn sie mit den Kriegern auf Patrouille ging, von denen sie sich doch erhoffte, Freundschaften zu schließen! Oh, vielleicht hätte sie letzten Sonnenuntergang Brombeerpfote fragen sollen, wie sie es am besten anstellte. Wie sollte sie auf die Krieger zugehen? Wie um SternenClans Willen knüpfte man neue Freundschaften?
Seufzend stand die Kätzin auf und kroch aus dem Bau der Schüler. Es war frisch draußen, doch noch nicht gänzlich kalt, wie es in der Blattleere kommen sollte. Noch hatte Maulbeerpfote keine Blattleere kennengelernt, war aber schon sehr neugierig auf diesen “Schnee”, der anstelle von Regen vom Himmel fallen und eiskalt sein soll. Angeblich war er so schneeweiß wie Schneestern selbst und die Kätzin würde sich zu gerne davon überzeugen. Aber erstmal eins nach dem anderen.
Vor dem Bau knetete sie nervös den Boden unter ihren kleinen Pfötchen. Dann, um sich zu entspannen und die Muskulatur zu lockern, sprang sie einige Male auf und ab, tat dabei so, als würde sie eine unsichtbare Beute beim springen fangen und nickte dann zufrieden als sie spürte, wie ihre Glieder nicht mehr so versteift waren. Erst jetzt blickte sie sich im Lager um. Hatte jemand sie beobachtet? Wenn ja, wäre das wirklich peinlich gewesen! Doch sie bemerkte niemanden, der sie zu beobachten schien, also trottete sie gemächlich zum Lagerausgang und setzte sich mit ordentlich um die Pfoten gelegten Schweif hin. Wartend auf die Krieger, in Gedanken abspielend, was sie alles sagen könnte, um diese zu begrüßen und um ihnen zu gefallen.
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Structure and routine? Never heard of that
Hoppelsprung träumte von einer rasanten Eichhörnchenjagd auf den Bäumen des Wurzelclan Territoriums. Sein Schweif schwang hinter sich her, seine Muskeln waren gespannt und sein Atem ging keuchend, aber er verfolgte seine Beute beharrlich. Kurz bevor er seine Krallen jedoch in das rote Fell schlagen konnte, wachte er zuckend auf, blieb aber liegen. Sein Kopf ruhte am Rande seines gemütlichen Schlafplatzes.
Seine schweren Augenlider öffneten sich nur langsam und schwerfällig. Er warf einen Blick mit einem geöffneten Auge zum Ausgang des Kriegerbaus. Hm? Die Sonne ging auf, ein neuer Tag brach an. Dann kann ich ja noch weiterschlafen, es ist noch früh. Ich bin für keine Patrouille eingeteilt, glaub ich.
Schwer ausatmend legte Hoppelsprung seelenruhig seinen Kopf wieder tiefer in sein Nest und mummelte sich wieder ein. So kann es sich leben lassen.
Minuten vergingen.
Lange Minuten, in denen er schon längst hätte aus den Federn raus sein müssen.
Aber das war er nicht.
Dann.
Hoppelsprung riss seine Augen auf und gleichzeitig setzte er sich auf. Sein mittellanges Fell war durcheinander. Einzelne Moosfetzen hingen noch drinnen. Er meinte, das ihn etwas in die Flanke gepiekt hatte.
Der Kater sah in dem Moment womöglich so aus, als hätte er einen Geist gesehen. “Ich bin doch für eine Patrouille eingeteilt! Ich führe sie sogar an!” , keuchte er, weckte vielleicht den ein oder anderen Krieger dadurch, der in seiner unmittelbaren Nähe noch friedlich schlummerte.
Hoppelsprung kam auf die Beine und stürmte aus dem Bau. Patrouillen zogen los, oder waren schon längst unterwegs, und das hätte er auch.
Er erkannte seine Schülerin Maulbeerpfote am Lagerausgang sitzen. Daneben der ruhige Ginsterpelz und die verspielte Holunderzweig.
Hoppelsprung hechtete auf die drei zu, halb außer Atem: “Hallo ihr drei, es tut mir so so so leid, dass ich so spät komme. Ich weiß, dass wir schon längst unterwegs sein sollten.” Der Kater legte seine Ohren schuldbewusst an, seine saphirblauen Augen glänzten. “Entschuldigt mich bitte.” Hoppelsprung hatte keine Ausrede. Er war einfach nicht für Strukturen gemacht. Es fiel ihm schwer sich ständig, tagein, tagaus, daran zu halten. Er konnte ihnen nur die Entschuldigung liefern. Aber sie war ernst gemeint. Und vollkommen aufrichtig.
Bevor einer der drei auf seine Entschuldigung mit Worten reagieren konnte, lief er schon los. Sie waren sowieso spät dran. Und er wollte nicht, dass jemand ihm etwas gemeines an den Kopf warf. Aber das würden Holunderzweig und Ginsterpelz doch nicht, oder?
Hoppelsprung steuerte schnurstracks die Sonnenfelsen an.
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Ginsterpelz war kurz nach Maulbeerpfote am Lagerausgang angekommen und kurz putzte er sich das Brustfell, ehe er wieder zu der Schülerin sah »Wie läuft die Ausbildung, Maulbeerpfote? « fragte er mit ruhiger Stimme und ehrlichem Interesse. An seine Ausbildung dachte er nicht sehr gerne. Immerhin hatte er sich ständig beweisen müssen, wurde nicht selten von den anderen Schülern aufgezogen. Er konnte sich noch an den Abend erinnern, wo sie alle ihre Nester weg von seinem und dem seines Bruders gezogen hatten. Sie hätten Angst, dass Ginsterpfote und Efeupfote sie in der Nacht töten können, immerhin hätten sie Verräterblut in ihren Adern. Seinen Bruder hatte das gar nicht gestört. "Dann haben wir halt unsere Ruhe. " hatte Efeupfote miaut, sich hingelegt und geschlafen. Doch für Ginsterpfote war das damals wie ein Biss ins Herz gewesen. Doch Maulbeerpfote musste sich mit sowas bestimmt nicht rumschlagen. Ob sie weiß, wer mein Vater war? Sie war zu jung dafür und doch könnten andere es ihr ja verraten haben. Doch der Kater hoffte, dass es nicht so war. Silberluchs hätte ihr doch sicher nichts erzählt? Ginsterpelz hatte seine Treue bewiesen, tat es immer noch, Tag für Tag. Welchen Grund sollte eine Katze also haben, sowas Schlimmes weiter zu erzählen und es dem Kater auch weiterhin schwer zu machen?
»Da kommt Hoppelsprung « miaute er ruhig als dieser ankam und sich sogleich für die Verspätung entschuldigte. »Nein, alles gut. Das kann uns allen mal passieren « beruhigte er den Krieger, der sich sehr schlecht zu fühlen schien. Er führte die Gruppe sogleich aus dem Lager heraus und Ginsterpelz folgte. Seine Augen waren überall und er witterte die Luft, um sicherzugehen, dass es keine Gefahren gab. Diese Patrouille führte sie zu den Sonnenfelsen und so war es sicherer. Bei den Schlangenfelsen könnte der GlutClan sein und da sie Maulbeerpfote dabei hatten, wäre es wohl besser, wenn sie sich von dort fern hielten.
Als die Gruppe bei den Sonnenfelsen angekommen waren, nickte der helle Kater den anderen zu »Viel Erfolg « miaute er ruhig und verschwand. Dabei dachte er kurz an die Patrouille mit Lebenstraum und Holunderzweig im letzten Mond. Nichts hatte er fangen können und hoffte, dass es dieses Mal anders ist. Sonst denkt Holunderzweig noch, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin.
Die dunklen Pfoten führten Ginsterpelz an den Fluss, denn er wollte etwas trinken, bevor er seine Jagd beginnt und konnte dann plötzlich im Wasser einen kleinen Schatten entdecken. Der Kater trat vorsichtig vor, hockte sich ans Ufer und sah ins Wasser. Dort reflektierte sich sein Spiegelbild an der Stelle, wo der Fluss ganz ruhig war und ein wenig zu lange starrte er hinein. Mein Bruder und ich sehen unserem Vater so ähnlich. Ob das auch die anderen Katzen sehen? Ich sehe aus wie Abendschweif hatte ein Krieger mir mal gesagt. Ein paar weiße Flecken im Gesicht, längeres Fell und ich könnte er sein. Doch ich bin so anders.
Fast hätte Ginsterpelz den Fisch vergessen, als er so nachdenklich ins Wasser sah, doch dann konzentrierte er sich auf den Schatten und verharrte. Der Fisch kam plötzlich in seine Richtung geschwommen und sofort schlug der Krieger seine Pranke ins Wasser. Als er die Pfote zurückzog, hatte er einen Döbel an der Kralle und sofort biss er zu und tötete das Tier. Ginsterpelz mochte Fische, ihr Geschmack war einzigartig, irgendwie anders. Eine erfrischende Abwechslung auf dem Frischbeutehaufen fand er. Zufrieden über seinen Fang, bedeckte er den Fisch mit Gras und hoffte, dass er erneut Glück haben würde.
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