Die Schlangenfelsen sind unser!
Braunellenstern hatte sehr unruhig geschlafen. Sie waren von der großen Versammlung zurückgekehrt und am liebsten hätte sie sofort eine Versammlung einberufen, doch sie war zu müde gewesen, zu erschöpft. Einfach erschöpft von allem, was besprochen und gesagt worden war. Und sie wollte erst einmal sacken lassen, was auf der großen Versammlung gesagt wurde, denn es setzte der braun gescheckten sehr zu. Fichtenstern hatte Jagdrechte eingefordert. Nicht darum gebeten oder danach gefragt, nein, er ließ keine Widerworte zu und nahm sich in seinen Augen das, was ihm zustünde. Natürlich hatte die Wurzelclan Anführerin abgelehnt, hatte gesprochen wie eine Löwin, genauso mutig. Aber der braun getigerte Kater ließ nicht mit sich reden, mehr noch, er hatte gesagt, es würde Blut fließen. Und wo Blut floss, war der Tod nicht weit entfernt. Würde es so weit kommen?
Mal wieder ließ Fichtenstern sie da stehen wie ein Schüler, der nicht wusste, was er zuerst nach seiner Ernennung tun wollte. Das Lager besichtigen oder Jagd- und Kampftraining absolvieren.
Schlimmer noch, dass sie nun ganz alleine in ihrem Bau war. Ihr Gefährte und bester Freund Falkenherz schlief im Bau der Krieger. Als sie ins Lager zurückgekommen waren, hatte sie kurz mit Rindenseele gesprochen und beide waren sich einig, dass sie die Schlangenfelsen verteidigen würden und häufigere Patrouillen dorthin, sowie auch an die Grenze zum GlutClan, den Donnerweg, schicken würden. Total erschöpft hatte sich die Kätzin dann in ihrem Bau auf das weiche Moosnest gelegt und versuchte zu schlafen. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Stattdessen lag sie da, wach, zweifelnd, ob es das richtige war, sich gegen Fichtenstern zu behaupten und seine Forderung mit Pfoten zu treten.
Kurz war sie eingeschlafen, mehrmals, nur um stetig wieder aufzuwachen. Seltsame dunkle Träume verfolgten sie. Fichtenstern, wie er über den Knochen der Wurzelclan Katzen thronte und gehässig lachte. Sie verspottete, dass all die Tode Braunellensterns Schuld seien, da sie nicht einfach nachgegeben hatte, sondern ihre Patrouillen vermehrt geschickt hatte, um ihn zu bekämpfen.
Seufzend vergrub die Kätzin die Nase unter ihrem flauschig hellem Schweif. Wieso nur hatte sie Falkenherz nicht darum gebeten, in ihrem Bau auf sie zu warten? Wie gerne sie mit ihm über die Situation gesprochen hätte, insbesondere jetzt, wo sie am Zweifeln war, ob sie das richtige getan hatte. Er hätte es ihr sagen können, ihr Mut zugesprochen und sie in allem unterstützt, egal worum es ging. Sie hätte sich an sein warmes Fell schmiegen, seinen Duft einatmen und den Rest der Welt um sie herum vergessen können. Doch stattdessen hatte sie ihm gesagt, er könne ruhig schlafen und dass sie ihm am nächsten Tag von der großen Versammlung berichten würde. Dass sie jedem erzählen würde, was dort geschah. Aber dass sie eine solche Ankündigung machen müsste, das war ihr nur zum Teil bewusst gewesen.
Klar, die Anführerin war nicht so naiv gewesen und hatte geglaubt, der GlutClan Anführer würde einfach aufgeben und nicht mehr ihr Terrain betreten. Es war klar, dass er eine Forderung hatte, oder zumindest etwas wollte, was der Wurzelclan gewiss nicht gewillt war zu geben. Aber dass Fichtenstern einfach die große Versammlung verlassen hatte, ohne dass sie weiter darüber hatten sprechen können…
Leise wimmerte Braunellenstern auf. Sie fühlte sich wie ein Junges. Hilflos der Welt ausgeliefert und noch mit geschlossenen, blinden Augen. Wie sollten sie gegen den feindlichen Clan vorgehen? Jeder wusste, wie stark sie waren und es war bestimmt nur ein Zufall gewesen, dass sie im letzten Mond gegen Fichtenstern den Kampf gewonnen hatte. Oder war es SternenClans Wille gewesen? Wie gerne sie Sturmstern, den alten Anführer des WurzelClan fragen würde. Wie gerne sie seine Stimme hören und von ihm erklärt bekommen wollte, was sie am besten zu tun hatte. So, wie damals, als sie zur zweiten Anführerin ernannt worden war und er sie tatkräftig unterstützt hatte, in ihre neue Rolle zu wachsen. Er war da gewesen für sie, immer. Bis zu seinem Tod, der für den gesamten Clan viel zu früh gekommen war. Braunellenstern war zu jung und unerfahren gewesen und dann zur Anführerin aufgestiegen. Natürlich gab es kein Wundern, als sie Rindenseele zu ihrem zweiten Anführer ernannt hatte, schließlich hatten viele damit gerechnet, er würde Anführer werden nach Sturmstern und nicht die braun gescheckte Kätzin.
Dann war da noch diese Prophezeiung, die sie am Mondsee erhalten hatte. ’Nicht jede Schlacht muss geschlagen und nicht jede Herausforderung gemeistert werden. Die tiefsten Wurzeln helfen nicht, wenn der Schatten die Krone verzehrt.’ , dachte sie erneut an die Worte. Was bedeuten sie? Sprachen sie von seiner Forderung? Dass sie nicht gegen alles ankämpfen müsse? Es einfach hinnehmen soll? Nein, das konnte der SternenClan unmöglich wollen!
Erneut stieß die Anführerin des WurzelClans ein seufzen aus und öffnete ihre intensiven grünen Augen. Es brachte nichts. Sie konnte nicht nochmal schlafen, die Gedanken wogen zu tief. Also wieso nicht gleich die Versammlung einberufen und dem Clan erzählen, was Sache war. Es weiter vor sich hinschieben brachte keinem etwas.
Die braune Kätzin richtete sich auf und begann, ihr langes Fell zu pflegen. Immerhin könnte ihr Pelz gut aussehen, wenn sie schon selbst aussah und sich fühlte wie eine SternenClan Katze. Es dauerte länger als üblich, vielleicht auch deshalb, weil sie es hinaus zögerte. Sie suchte in ihrem Inneren nach Worten. Nach den richtigen Worten, wie sie es ihrem Clan erklären sollte. Doch wie sagte man es richtig, dass der GlutClan weiterhin auf ihr Territorium kommen und wildern würde? Wie erklärte sie, dass sie es nicht geschafft hatte, ihn daran zu hindern, schlimmer noch, dass er es als sein Recht ansah und Jagdrechte verlangt hatte? Wie sollte sie das ihrem Clan beibringen?
Als Braunellenstern endlich fertig mit ihrer Wäsche war, stand sie auf. Gebrechlich wirkend lief sie zu ihrem Baueingang, straffte davor die Schultern und legte einen eindringlichen Ausdruck zu Tage. Sie würde mit erhobenem Haupt hinausgehen und jeder Katze zeigen, dass sie stark genug waren, gegen den GlutClan anzukommen, genau!
Nachdem sie aus dem Anführerbau gekrochen war, sah sie sich kurz um, aber noch waren nicht viele Katzen wach. Möwenschrei war es, die am Eingang zum Lager Wache hielt. Die Anführerin nickte ihrer Freundin zur Begrüßung zu. Möwenschrei war trächtig, doch Braunellenstern war sich nicht sicher von wem. Schließlich hatte die helle graue Katze keinen Gefährten mehr, nachdem dieser sie verlassen hatte. Doch egal wer es wäre, der ganze Clan würde helfen die Jungen großzuziehen, da machte es auch nichts aus, wenn sie eine kurze Nacht mit einem WurzelClan Krieger hatte, mit dem sie gar nicht zusammen war und es keinerlei Bedeutung gehabt hatte. Dennoch freute sie sich für die Hellgraue, schließlich hatte diese ihre zwei anderen Junge verloren und es würde ihr sicher gut tun, neue gesunde Jungen zur Welt zu bringen und sich voller Hingabe um diese zu kümmern.
Nur ihr Schüler Tropfenpfote bräuchte dann einen neuen Mentoren, wenn Möwenschrei bald in die Kinderstube einzog. Sie wusste, dass der Kater Probleme mit der Ausbildung hatte und nahm sich fest vor, mit Rindenseele zu sprechen, welcher Krieger wohl am besten für den grausilbernen Kater geeignet wäre.
Nun aber hatte sie eine ganz andere Aufgabe zu erledigen. Anmutig kletterte sie die große Wurzel hinauf, die ihnen als Ort diente, um Versammlungen einzuberufen. In diesem Moment kam die Sonne hervor und warf einen warmen Strahl in das Lager. ‘Der erste Sonnenstrahl im neuen Mond.‘ , dachte Braunellenstern und sah dies als ein Zeichen, dass es genau der richtige Zeitpunkt war, um die Versammlung einzuberufen. Manche Katzen kamen schon aus ihren Bauten gekrochen, weil sie auf Patrouillen eingeteilt worden waren oder einfach wie die Anführerin nicht mehr Schlaf finden konnten.
Diese räusperte sich nun leise und erhob dann die Stimme, die klar und deutlich durch das Lager klang. “Ich bitte alle Katzen, die alt genug sind um ihre Beute alleine zu fangen, sich unter der großen Wurzel für ein Clantreffen zu versammeln.“ Wieder mal bat sie und forderte nicht. Nicht so wie ein gewisser aufgeblasener Dachs von Kater. Nein, Braunellenstern bat um dieses Treffen und das würde auch so bleiben, außer es stünde etwas an, das definitiv gefordert werden musste.
Sie wartete ab. Wartete, bis ihre Katzen erwachten und aus ihren Bauten hervor gekrochen kamen, sich unter der großen Wurzel versammelten. Sie sah ihren braun getigerten Gefährten unter ihnen und hätte sich am liebsten in seinem warmen Pelz versteckt. Aber zuerst musste sie das hier hinter sich bringen. Musste ihrem Clan von der großen Versammlung Bericht erstatten. Als sich genügend Katzen versammelt hatten, erhob sie wieder ihre Stimme. Klar und deutlich, ohne Zittern darin. Denn sie war sich sicher, was sie zu sagen hatte. Hatte die ganze Nacht darüber gegrübelt.
“Katzen des WurzelClans. Wir sind von der großen Versammlung mit einer Forderung an uns zurückgekehrt.“ , sprach sie direkt aus und wollte nicht um den heißen Brei herum reden. Später wäre noch genug Zeit, um Lauten zu lassen welche Katzen gefallen waren und was es sonst noch zu berichten gab.
“Der GlutClan hat Jagdrechte für die Schlangenfelsen gefordert.“ , miaute sie und ließ das Gesagte kurz bei den Katzen des WurzelClans sacken. Hier und da gab es protestierendes Miauen und sie sah, wie die ein oder andere Katze das Fell vor Wut sträubte.
“Natürlich habe ich abgelehnt. Doch Fichtenstern meinte, es sei keine Bitte, sondern eine Forderung, die man nicht ablehnen könne. Es wäre sein Recht einzufordern, da der GlutClan als der stärkste Clan mehr Beute bräuchte.“
Braunellenstern unterdrückte ein Knurren, was ihr jedoch nur halb gelang und dem Clan zeigte, wie aufgebracht sie eigentlich immer noch unter ihrer ruhigen Fassade war.
“Fichtenstern meinte, der GlutClan nehme sich das, was ihm zustünde. Er sagte, ihm stünde mehr zu als den anderen Clans, da sie die Stärksten seien, es sei Gerechtigkeit.“ Kurz zitterte ihre Stimme bei dem letzten Wort vor Wut, doch schnell fasste sie sich wieder, sah sich in der Runde der Katzen um, versuchte, jeder Katze in die Augen zu blicken.
“Der WurzelClan wird nicht einfach so hinnehmen, was der GlutClan für sich beschließt. Wir sind stark. Wir stehen für unsere Grenzen ein und deshalb wird es vermehrte Patrouillen am Donnerweg, sowie an den Schlangenfelsen geben. Keine Katze verlässt alleine das Lager, um zu einem der beiden genannten Orte zu gehen. Wir müssen jederzeit mit einem Angriff des GlutClans rechnen und uns wappnen.“ , verlangte Braunellenstern und hoffte, die Katzen stimmten ihr zu, dass niemand alleine diese Orte betreten sollte, außer die Katze verspürte Todessehnsucht.
“Lasst uns dem GlutClan zeigen, dass wir auch stark sein und unsere Grenzen verteidigen können!“ , rief sie energisch aus und ließ das Gesagte bei den Katzen sacken. Sie sah Rindenseele unter den Katzen und nickte ihm zu. Er würde nun Patrouillen für den Donnerweg und die Schlangenfelsen einteilen.
“Damit ist die Versammlung beendet.“ , entschied sie und machte sich auf den Weg, die Wurzel wieder herunter zu klettern.
Unten angekommen setzte sie sich und beobachtete weiterhin das Verhalten des WurzelClans und, ob sie zu Gesagtem von ein paar Katzen noch etwas hinzuzufügen hätte.
Mittlerweile war die Sonne vollends aufgegangen und leuchtete durch die Bäume mit vereinzelten Strahlen in das Lager des WurzelClans hinein. Hoffentlich würde es ein guter Mond werden und keine Opfer hervorbringen.
An gesamten Clan gerichtet
Alias — Kadse
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Bedürfnisse - lauter als die Ansprache
Ein neuer Tag.
Eine neue Möglichkeit für diverse glückliche Fügungen oder Momente.
Schnurrend streckte sich der Krieger an seinem Platz. Räkelte sich und wollte gerade noch einmal sich herum drehen, als er die melodische Stimme Braunellensterns vernahm. Zwar nutzte sie eine bittende Formulierung, allerdings war allen Katzen klar, dass es am Ende mehr war. Eine deutliche Einladung der Folge geleistet werden sollte – zum Wohl aller.
Leise murrte der Kater. Schloss und öffnete die Augen vermehrt.
Was gab es denn an einem solchen Morgen, dass die Anführerin nach allen Katzen rief?
Nur langsam drehten sich die Zahnräder in seinem Kopf. Vermochten nicht so ganz das offensichtliche greifen. Bis es irgendwann von der Decke fiel.
Oh! Die große Versammlung! , maunzte er und riss die Augen weit auf. Da war doch irgendetwas. Etwas was besprochen wurde und wichtig gewesen war. Sicher hatte Braunellenstern nun Neuigkeiten mitgebracht und wollte sie allen mitteilen.
Hier im Kriegerbau würde die Nebelkrähe aber nicht zu hören bekommen, was sie zu erzählen hatte und so bequemte er sich doch heraus. Zerzaust wie ein verwirrter Greis, schlich er langsamen Schrittes durch den Eingang und blinzelte erst einmal bei den Strahlen die durch das Blätterdach fielen.
Immer mehr Katzen drängten sich heraus und so trottete er gemächlich zu einem Punkt an dem er weder im Weg stand, noch das geringste verpassen würde.
Etwas abseits vom Mittelpunkt, dennoch ein schöner Fleck in dem das Lichter- und Schattenspiel den Boden munter betanzte.
Hier ist es schön. , dachte er bei sich. Blickte auf den Boden und ließ sich einfach plump fallen. Den Körper rollte er so gleich auf die Seite und genoss das Gefühl. Der weiche und doch feste Untergrund, der Geruch nach morgendlichen Nebel, Erden und Pflanzen. Dem Spiel der Sonne und den Bäumen.
Es war fantastisch.
Der Kater kam nicht umhin zu schnurren und genüsslich die Augen zu schließen. Den Moment zelebrierend.
“Katzen des WurzelClans. Wir sind von der großen Versammlung mit einer Forderung zurückgekehrt.“ , begann Braunellenstern. Ihre Stimme klang schwer. Bedeutungsvoll.
Nebelkrähe rieb seinen Kopf an der Stelle die besonders gut roch, lauschte dennoch gebannt.
“Der GlutClan hat Jagdrechte für die Schlangenfelsen gefordert.“
Er drückte die Nase in eine Stelle die eine Geruchsmischung hatte, die er genauer erforschen wollte. Anschließend wabbelte er mit seinem Körper wie eine unbeholfene Schlange herum, bevor er sich herum drehte und die Pfoten ausstreckte.
Nur um eine andere Katze mit diesen unsanft zu treffen.
Erschrocken zog er sie zurück, die Worte Braunellensterns über ihre Reaktion und die Begründung Fichtensterns rückte in den Hintergrund. “Holunderzweig“ , krächzte Nebelkrähe auf. Mit weit geöffneten Augen starrte er die Katze an und verharrte als wäre er an Ort und Stelle erfroren.
“Der WurzelClan wird nicht einfach so hinnehmen, was der GlutClan für sich beschließt“ , schien Braunellenstern unbeeindruckt weiter zu sprechen. Hatte.. er viel verpasst? Er traute sich nicht den Kopf in ihre Richtung zu recken. Noch immer blickte er Holunderzweig mit weit geöffneten Augen an. Unsicher zuckte sein Schwanz etwas zwischen die hinteren Beine. Hatte er sie gestört?
Oder andere?
Hatte er ihr weh getan?
Der Blick wurde fragend. Hatte er ihr weh getan?
Durch seine Gedanken überging er eine wichtige Ansage Braunellensterns. Dass keine Katze alleine das Lager verlassen dürfte – dies war ja schließlich seine Lieblingsbeschäftigung. Alleine davon gehen und in den Bäumen herum lungern. Oder eben Sonnenschein in die Gruppe zu bringen. Aber am liebsten alleine es sich bequem machen.
“Lasst uns dem GlutClan zeigen, dass wir acuh stark sein und unsere Grenzen verteidigen können! Damit ist die Versammlung beendet.“
Nebelkrähe richtete sich langsam auf, schüttelte den Kopf und blickte erneut entschuldigend zu Holunderzweig. “Entschuldige bitte, dies war keine Absicht.“ , maunzte er leise. “Ehm.. Was.. Was denkst du.. Also.. Was ist deine Meinung zu all dem?“ , versuchte er sich zu retten.
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Zusammen sind wir stark... oder?
Holunderzweig hatte dicht unter der großen Wurzel Platz genommen, die Ohren aufmerksam aufgerichtet. Ihre grünen Augen folgten jeder Bewegung Braunellensterns, während die Worte der Anführerin wie schwere Tropfen auf ihr Herz fielen. Jagdrechte an den Schlangenfelsen? Fichtenstern war wirklich dreist geworden. Empört hatte sich ihr Schweif aufgeplustert, während sie unwillkürlich leise knurrte. Sie mochte jung sein, aber das war ihr Clan und niemand nahm dem WurzelClan einfach so etwas weg. So sehr sie ihre Freiheit auch liebte, sie liebte auch die Katzen ihres Clans. Die einen mehr, die anderen weniger, doch für die meisten Katzen würde sie ihre Pfote ins Feuer legen.
Gerade wollte sie zustimmend miauen, als sie plötzlich etwas Hartes an ihrer Flanke spürte. Ein erschrockener Laut entwich ihr, und verwirrt wandte sie den Kopf. Nebelkrähe. Natürlich. Mit seinen zerzausten Fellsträhnen und diesem Blick, als hätte er gerade einen ganzen Fuchsbau voller Dornen betreten. Holunderzweig blinzelte, erst überrascht, dann amüsiert, als sie den Ausdruck des Katers sah.
„Du bist ja wirklich ein Tollpatsch,“ murmelte sie leise, der Hauch eines Lachens in ihrer Stimme, auch wenn ihre Augen noch ernst glänzten. „Keine Sorge, du hast mir nicht wehgetan.“ Für einen Moment legte sie den Schweif beruhigend über ihre Pfoten, während sie den Blick wieder zu Braunellenstern hob, die nun ihre Ansprache beendet hatte.
Auf Nebelkrähes Frage hin senkte sie die Stimme und beugte sich leicht zu ihm, sodass die anderen Katzen sie nicht gleich mithören konnten. „Ich denke, Braunellenstern hat recht. Wir dürfen uns nicht beugen. Fichtenstern glaubt, er sei stärker, aber Stärke bedeutet nicht, zu nehmen, was man will. Stärke heißt, zusammenzustehen.“ Ihre Augen funkelten nun kämpferisch, doch ein schelmisches Zucken huschte über ihre Lippen, als sie hinzufügte: „Und wenn er glaubt, er könnte einfach über uns hinwegtrampeln, dann hat er den WurzelClan unterschätzt. Mich jedenfalls.“ Mit einem leichten Neigen des Kopfes musterte sie Nebelkrähe, als wollte sie ihn herausfordern. „Und dich doch wohl auch, oder?“
Beutefängerin
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Zuversicht in die Zukunft
“Du bist ja wirklich ein Tollpatsch“ Nebelkrähe war sich nicht sicher, ob er Holunderzweig richtig verstanden hatte. Er legte seinen Kopf etwas schief. Er fand ja, dass so einige Wörter zu ihm passten. Aber ein Tollpatsch? War er nicht eher ein Genie der positiven Gedanken? Ein Freudenbringer? Ein Sonnenschein?
Leicht schloss er die Augen und schwieg. Er war froh und dankbar, dass er der Kätzin nicht weh getan hatte.
Sein Versuch sich zu retten schien zu funktionieren – zumindest zu einem Teil ging es auf. Es lenkte Holunderzweig ab und ließ ihre Augen funkeln, als sie sprach. Es war ein faszinierendes Funkeln. Eines, welches ihm einen Stoß an Energie durch den Körper jagte – jene Energie, dass er bereit war sofort zur Tat zu schreiten. Nur zu welcher, war ihm nicht bewusst.
Aufmerksam lauschte er ihren Worten und stellte sich bildlich vor, wie Fichtenstern über die Wurzelkatzen wandern wollte wie über Wurzeln selbst. Und wie Holunderzweig sich regte und bebte vor Zorn und ihn zu Fall brachte.
Das Bild war so köstlich, dass seine Augen vor Schalk aufleuchteten. Es fiel Nebelkrähe schwer ein Lachen zu unterdrücken und so kam es erstickt hervor gekrochen während sie fragte: “Und dich doch wohl auch, oder?“
Irritiert von der Frage ging das Lachen in ein Husten über und der Kater schüttelte sich, bevor er nach unten gebeugt zu ihr hinauf sah. “Wie bitte?“ , kam es überrumpelt aus ihm heraus.
Er hatte ihre Frage verstanden.
Er hatte sie genau gehört.
Das Fell über den Augen bewegte sich, als würde er es kraus ziehen. Die Ohren wandten sich ab und der Schwanz zuckte etwas. Unruhig. Aber auch nachdenklich. Nebelkrähe wich der Kätzin mit seinem Blick aus.
Ob Fichtenstern ihn unterschätzt hätte? In welcher Form? In der Stärke? In der Form des Kampfes? Oder...
Nachdenklich richtete er sich wieder auf und legte das Kinn auf sein Brustfell. Der Schwanz schlug einige male auf den Boden, bevor er wieder ruhte oder zur Seite strich.
“Ich bin nicht gerade ein Krieger, Holunderzweig.“ , sprach er schlussendlich ruhig zurück. Seine Augen blickten sie endlich an und etwas tiefes lag in ihnen. Etwas unaussprechliches. In Ruhe sog Nebelkrähe die Luft tief in sich ein, ließ sie Zirkulieren und atmete am Ende etwas aus. Sein Blick wurde fest und ein funkeln erschien in ihnen: “Was nicht bedeutet, dass er es leicht haben könnte. Egal wann, egal wie und egal in welcher Form. Es wird immer etwas geschehen womit er nicht rechnet. Und es wird immer einen Weg geben, damit wir unseren Standpunkt klar machen. Wir leben werden und er anfängt sich die Zähne an uns aus zu beißen.“
Er sprach als würde er wissen wie die Zukunft laufen wird.
Mit einer solchen Zuversicht.
Selbstsicher.
Alias — nessjas
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Es war kurz nach Sonnenhoch, als Braunellensterns Ruf durch das Lager hallte. Dünenwind war bereits wach und hatte sich im sanften Schein der aufgehenden Sonne einer gründlichen Fellpflege gewidmet. Sie hatte ihre Clangefährten nachts von der großen Versammlung zurückkehren hören, hatte sie jedoch nicht weiter stören wollen. Die Stimmung jedoch war aufgeheizt gewesen. Nun brannte sie darauf zu erfahren, was sich in der letzten Nacht zugetragen hatte. Sie sprang auf die Pfoten und trabte auf die Lichtung hinaus, wo sich bereits der Clan versammelte, um den Worten seiner Anführerin zu lauschen.
Dünenwind setzte sich dazu und ringelte den Schweif ordentlich um ihre Pfoten.
“Der GlutClan hat Jagdrechte für die Schlangenfelsen gefordert.“ , berichtete Braunellenstern und Dünenwind spürte die Erregung um sich herum wie knisternde Ladung während eines Gewitters in der Blattfrische. Sie blieb still und lauschte besorgt den weiteren Worten ihrer Anführerin.
Mit einem kurzen Nicken registrierte sie die weiteren Worte Braunellensterns und stimmte ihr in der Entscheidung zu, Fichstensterns Forderung abzulehnen.
“Fichtenstern meinte, der GlutClan nehme sich das, was ihm zustünde. Er sagte, ihm stünde mehr zu als den anderen Clans, da sie die Stärksten seien, es sei Gerechtigkeit.“ , sprach Braunellenstern weiter und Dünenwind sträubte ihr Fell.
“Mäusedreck!“ , fauchte sie leise, ohne genau zu wissen, wer sich in ihrer direkten Nähe befand.
Braunellenstern jedoch würde diese Frechheit nicht hinnehmen und Dünenwind grub zufrieden die Krallen in die Erde. Ihre Anführerin mochte jung sein, doch sie wusste was gut für den Clan war und stand dafür ein. Dünenwind war froh, eine solch fähige Führung an der Clanspitze zu wissen.
Als ihre Anführerin die Versammlung beendete stand Dünenwind auf und senkte den Kopf vor der Kätzin, eine aufrichtige Geste des Respekts.
“Ich stehe hinter deiner Entscheidung, Braunellenstern. Der GlutClan hat keinerlei Recht, sich so zu verhalten“ , bestärkte sie ihre Anführerin und nickte ihr erneut zu, bevor sie sich wieder niederließ.
Alias — Haku
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