In der Tat hatte Eismond Donnerblicks Worte nicht mehr gehört und auch sonst nicht mitbekommen wie dieser und andere reagierten, weil er so aus der Haut gefahren war. Das unruhige Flüstern der Katzen machte ihn nervöser, sein Pelz kribbelte als würden hunderte Ameisen unter seiner Haut krabbeln und sein Herz trommelte so laut in seiner Brust, dass er seinen eigenen Herzschlag überdeutlich in seinen Ohren hörte.
Er versuchte seine Atmung zu kontrollieren und nicht daran zu denken, dass Donnerblick womöglich wütend auf ihn sein musste. Dabei hatte der flammenfarbene Kater schon vergessen was passiert war, oder es war ihm schlichtweg egal. Eismond machte sich also unnötige Sorgen doch das Gefühl, dass er gleich platzen musste verflog in einem Augenblick als seine Schwester wieder zu sprechen begann. Eismond atmete tief aus und er hob den Kopf um Schneestern zu beobachten, die ihren klaren, eisblauen Blick auf die versammelten Katzen gerichtet hatte. Ihr Bruder war dabei außer Reichweite.
Als sie fertig war, hatte Eismond sich weitestgehend beruhigt, genauso wie viele andere Nebelclankatzen. Dann begann der erste Krieger eine Geschichte zu erzählen, und der Clan konzentrierte sich wieder auf das Geschenk des Sternenclans.
Während Geschichten erzählt wurden und ein paar Katzen sich entfernten um ein Geschenk zu suchen, traten nach und nach andere zum Flussufer und legten ihr Geschenk ab. Silberlicht zum Beispiel hatte eine hübsche weiße Muschel mit beigefarbenen Mustern mitgebracht und Schilfohr eine graue Feder mit einem schönen, dunkelblauen Schimmer.
Eismond drehte sich um und steuerte den Lagerausgang an, eilte zur Blumenwiese direkt nebenan und suchte eine bestimmte Blume. Suchte, suchte, suchte – und fand sie schließlich. Eismond brach den Stängel vorsichtig ab, verlor keine Zeit und beeilte sich wieder zurückzukommen bevor sein Fehlen aufgefallen wäre.
Im Lager zurück wartete er auf den richtigen Moment und tappte mit seinem Geschenk zum Flussufer, wo schon einige andere Kleinigkeiten für den Sternenclan lagen.
Eismond legte seine Dahlie sanft neben den anderen Geschenken ab und musterte die wunderschöne Blume. Sie war in ein zartes, aber dennoch kräftiges Rosa getaucht, mit weißen, unschuldigen Spitzen, und wurde zur Mitte hin gelblich. Ihm war diese Dahlie bei der Blumenwiese immer wieder aufgefallen, wenn er dort war, als wolle sie die Aufmerksamkeit allein auf sich ziehen. Sie war wunderschön und besaß kräftige Farben, die trotzdem nicht in den Augen stachen. Außerdem roch sie fabelhaft. Was wäre also geeigneter gewesen für die heutige Nacht?
Eismond verweilte noch wenige Augenblicke dort, drehte sich dann aber um und ging, gab die Dahlie für die Blicke der anderen frei und lief mit eiligen Schritten wieder zurück, als wäre er der Meinung, dass er sich nicht länger als nötig dort befinden dürfte. Dabei wich er den Blicken aus die sich in diesem Moment auf ihm befanden und hielt erst an als er sich wieder irgendwo am Lagerrand befand. Erneut atmete er tief durch und starrte nun etwas geistesabwesend auf seine schneeweißen Pfoten.
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Schleierjunges staunte und spürte, wie sich eine feine Anspannung in seinem ganzen Körper ausbreitete. So wie Krähenruf den Glutclan beschrieb, so wollte er nichts mit dem Clan oder dessen Katzen zu tun haben.
Sein Ohren wippten nach vorn, um aufmerksam zuzuhören, dann zuckten sie reflexartig zur Seite, als ein Geräusch von dort kam.
Ein Herzschlag darauf zuckte er unwillkürlich zusammen, dann erschreckte er sich erneut. Nur diesmal schnellte sein Kopf auch zur Seite und im selben Moment traf ihn ein flauschiger Schlag ins Gesicht, was ihn zurückstolpern ließ.
“Ah!” rief er instinktiv aus, trat er auf eine fremde Pfote und wich schnell zurück.
“Tschuldigung!” entkam ihm hastig und wollte nicht für noch mehr Unruhe sorgen.
Etwas beschämt leckte er sein Brustfell und dann seine Pfote, mit der er über sein Gesicht strich, als könne er sich den Scham wegputzen.
Er hoffte, dass die Katze, der er auf die Pfote getreten ist, keine Löcher in sein Gesicht starrte.
Zum Glück sprach Schneestern und so konnte der junge Kater sich voll auf ihre Stimme konzentrieren und sich von dieser ablenken lassen.
“...Ein Zeichen muss verstanden werden, nicht überstürzt interpretiert.”
Das Junge seufzte ein wenig verträumt. So toll!
Schneestern war bestimmt die weiseste Anführerin aller Clans.
Ein zustimmendes Schnurren und ein sanftes „Hmhm“ ertönte – offenbar befürworteten auch die anderen Katzen ihre Worte.
Schneesterns Rede neigte sich dem Ende zu und Schleierjunges schnappte nach Luft.
Endlich geht es los!
Eine Katze erhob sich und Schleierjunges brauchte vier Schritte, um die Katze erkennen zu können.
Silberlicht!
Ein vorfreudiges Lächeln war auf seinem Gesicht, und er tänzelte auf seinen Vorderpfoten voller Energie.
Sie legte etwas ab. Etwas, das leicht war. Was es wohl war?
Das Junge erstarrte, um sich besser konzentrieren zu können. Vielleicht könnte er es heraushören oder erriechen? Er reckte die Nase leicht in die Höhe.
Nichts, was ihm die leiseste Ahnung geben könne, was Silberlicht da hingelegt hatte. Es war auf jeden Fall keine Beute und auch keine Blumen. Was blieb dann noch über?
Ein Blatt? Ein Zweig? Oh! Ein Pilz!
Aber warum sollte sie einen Pilz den Ahnen schenken? Fragte er sich, während er den Kopf nachdenklich schief legte und lieferte sich im selben Augenblick eine Antwort.
Vielleicht gibt es im Sternenclan keine Pilze.
Weitere Katzen traten nach vorn und legten allerlei verschiedene Dinge ab.
Schleierjunges versuchte, alle zu erraten.
Das Junge konnte auch den Krieger Eismond ausfindig machen, den er heute zum ersten Mal richtig kennengelernt hatte. Der Kater hatte eine Blume niedergelegt. Sie riecht so gut! Bestimmt war die Blume auch genauso hübsch!
Enttäuscht zog Schleierjunges eine Grimasse. Er könne diese Vermutung nie bestätigen. Doch im nächsten Atemzug war seine Wehmut verflogen, und er versuchte erneut den Duft der Blume einzufangen.
Sein Kopf drehte sich auch zur Seite, wenn sich jemand bewegte und starrte die jeweilige Katze an, was sich Schleierjunges nicht ganz bewusst war. Er war eher darauf fokussiert, die Katzen mit seinen Sinnen kennenzulernen.
Wer wie schnurrte, wie Stimmen klangen und Schweife und Pfoten aufgeregt über den Boden strichen. Ein wenig hatte das Junge das Verlangen, seiner Energie freien Lauf zu lassen und durch das ganze Katzengetummel zu wuseln.
Nur ein wenig! Er stellte es sich trotzdem vor, wie er dies tat - wie ein normales Junges es tun würde.
In der Realität, würde es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass er konstant gegen jemanden stolpern würde und am Ende würde er anfangen aus Scham und Frust zu weinen.
Also entschied er sich gegen dieses Schicksal und blieb verwurzelt sitzen und lauschte allem voller Neugier.
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