Der Nebel lag schwer auf den Wurzeln und Ranken, die den Waldboden durchzogen. Feuchtigkeit hing in der Luft, ließ Holunderzweigs Fell in feinen Tropfen glänzen, während sie sich geschmeidig durch das Unterholz schob. Über ihr tropfte Wasser von einem Blatt auf das nächste, bis es schließlich in einem leisen Plitsch auf dem Waldboden zersprang. Plitsch. Plitsch. Plitsch.
„Ich wette,“ miaute sie mit einem schelmischen Glitzern in den smaragdgrünen Augen, „dass ich heute mehr Beute zurück ins Lager bringe als du, Nebelkrähe.“ Ihre Stimme trug die gewohnte Wärme und Leichtigkeit, doch ein spielerischer Unterton verriet, dass sie den Ehrgeiz des älteren Kriegers herausfordern wollte.
Ohne auf eine Antwort zu warten, duckte sie sich in die Schatten eines Haselstrauchs. Ihre Ohren zuckten, als sie das Rascheln eines winzigen Körpers hörte. Einen Herzschlag später schoss sie vor, schnell und leise... und kam triumphierend mit einer Maus zwischen den Zähnen zurück. Der Duft von frischem Blut mischte sich mit dem feuchten Geruch des Waldes.
„Na?“ miaute sie um die Beute herum, „willst du noch überlegen oder nimmst du die Wette an?“
Sie ließ sich nieder, legte die Maus vor die Pfoten und musterte Nebelkrähe mit diesem kecken, fast herausfordernden Lächeln, das ihr oft half, selbst die grimmigsten Gesichter zum Schmunzeln zu bringen.
Beutefängerin
Alias — Leni
Leni ist Offline
65 posts
Langsam schlich Nebelkrähe sich durch das Unterholz. So langsam, dass er schon fast mit einer Schnecke ein Rennen starten konnte. Seine Augen wanderten über das Schauspiel aus Nebel und Wald. Es wirkte unwahr. Einem verwunschen Bild aus alten Geschichten der Ältesten aller Ältesten. Es wirkte zauberhaft. Der Kater konnte nicht anders als leise zu schnurren, behaglich.
Das schummrige Licht brach an den einzelnen Tropfen die sich hier und dort ihre Wege bahnten, mal auf dem Kater landeten oder das Fell der Kätzin zierten.
“Ich wette,“ , miaute plötzlich seine Begleitung Holunderzweig. “Dass ich heute mehr Beute zurück ins Lager bringe als du, Nebelkrähe“ Seine fahlen Iriden lagen ruhig auf ihr. Es war erst gestern, dass sie zusammen bei der großen Versammlung gesessen hatten. Kurz gesprochen und sich zur Jagd verabredet.
Nun schlichen sie durch einen fabelhaften Wunderwald und sie kam mit einer ihrer Ideen um die Ecke. Sein Kopf legte sich auf die rechte Seite. Die Schnurrhaare zuckten. Er mochte eigentlich nicht um so etwas wie Leben wetten. Allerdings... Wenn er so an gestern dachte war jeder Fang ein wichtiger Fang. Und es war ja nicht gerade so, als würde er alles mögliche Erlegen und dann liegen lassen oder es auf dem Frischbeutehaufen im Clanlager verroten.
So zog ein schiefes Lächeln über seine Mundwinkel. Dies sah sie nicht, weil sie bereits verschwunden war in den Haselstrauch und anscheinend etwas folgte.
Er wartete in aller Seelenruhe, während seine Nase prüfend zuckte und die Luft prüfte. Feuchtes Moos, verrottende Blätter, Flechten und Rinde. Unterschiedlich starke Gerüche von Tieren, die hier waren oder sind.
Dann kam noch ein anderer Geruch dazu. Eisern. Nebelkrähe drehte den Kopf, blickte zum Haselstrauch und entdeckte Holunderzweig.
“Na? Willst du noch überlegen oder nimmst du die Wette an?“ ein necken. Erneut musste Nebelkrähe grinsen und wandte den Kopf herum. Er blickte durch den Nebel.
Erst wirkte es nicht so, als würde der Kater sich rühren. Die Schwanzspitze schlug kurz auf den Boden.
Doch noch bevor Holunderzweig erneut eine Aufforderung sprechen konnte, jagte der massige Körper in einer Wendigkeit den Baum hinauf, die man ihm nicht ansah.
Oben in den Wipfeln glitt der Schatten lautlos weiter. Er hielt inne als ein kleiner brauner Vogel sich zeigte und anscheinend mit etwas beschäftigt war. Nebelkrähe duckte sich tiefer, wagte einen Schritt näher und verharrte als der Vogel selbst inne hielt. Dann machte er weiter und Nebelkrähe sprang auf ihn zu. Zu spät erkannte die Beute das Problem, wollte los fliegen und wurde im Flug gepackt. Durch die unerwartete Wendung verfehlte Nebelkrähe den Ast und musste sich an dem darunter liegenden krallen. Er hing wie ein unglücklich angebundener Sack am Ast. Ließ den Vogel aber nicht los. Nach Luft schnappend blickte er um sich, sah unter sich einen größeren Ast. Vielleicht einen Katzensprung entfernt. Seine Krallen zogen tiefe Furchen an den Stellen an denen er sich festkrallte.
Er schätzte noch einen Herzschlag die Route ab, bevor die vorderen Pfoten losließen und die hinteren ihn abstießen. Geschickt landete er auf dem nächsten Ast und glitt elegant den Baum wieder hinunter.
Gerade wollte sich Nebelkrähe orientieren wohin es wieder zu Holunderzweig ging, als ein Geräusch seine Neugier weckte. Mit gespitzten Ohren und einem aufrecht stehendem Schwanz wandte er sich in die Richtung. Er sah einen großen Vogel am Boden und seine Augen wurden rund vor Aufregung.
Dem SternernClan sei Dank! , schoss es ihm durch den Kopf. Diese Beute würde so manch einer schwangeren Katze helfen, oder den Schülern die nicht ganz so bewandert waren in der Jagd. Vorsichtig legte er den Kernbeisser ab und wanderte flink in das nächste Versteck.
Der Vogel hatte ihn noch nicht bemerkt und trudelte sogar näher zu ihm. Welch ein Glück. , freute sich der Kater. Er schnellte hervor und war in zwei Sätzen bei seiner Beute. Vielmehr über ihr. Seine Krallen schlugen sich seitlich von ihr in den feuchten Boden und das aufgerissene Maul packte am Hals zu.
Zufrieden peitschte der Schwanz durch die Luft. Ließ die Aufregung hinaus aus dem Körper. Mit der zweiten Beute – einer Waldschnepfe – wanderte er zum Kernbeisser. Etwas unsicher wie er beides tragen sollte setzte er sich hin. Ließ beides liegen und starrte die Vögel an.
“Holunderzweig?“ , maunzte er. Er hatte vergessen wohin er musste. Und ihm fiel gerade einfach nicht ein wie er beides zu ihr tragen sollte. Als sei sein Kopf gefüllt von den am Boden wandernden Wolken.
Alias — nessjas
nessjas ist Offline
32 posts
Der Nebel schwieg. Unangenehm. Ungewöhnlich.
Nur das leise Tropfen von Wasser und das gedämpfte Rascheln der Blätter begleiteten Nebelkrähe, als sich der Dunst um ihn verdichtete. Verdammt, konnte der Nebel wirklich noch dichter werden?
Etwas glitt hindurch. Goldbraun. Warm wie Abendlicht, weich wie Seide.
Dann war sie da... kaum greifbar, als wäre sie Teil des Nebels selbst.
Ihre Silhouette schmeichelte das Grau des Nebels, umhüllte sie sanft.
Doch irgendwie... konnte man auch durch sie hindurch sehen. Was...?
„Der Wald flüstert deinen Namen, Nebelkrähe. Hörst du ihn?“
Die Stimme war so leise, dass sie eher in ihm klang als um ihn herum.
Wie eine innere Stimme, die zu einem spricht.
„Sie vertrauen dir, nicht wahr? Wie lange noch?“
Ein kalter Lufthauch. Etwas wie Licht, das durch ihn hindurchglitt.
„Die Luft ist schwer. Der Wald hält den Atem an, wenn Jäger vergessen, dass sie Teil der Beute sind.“
Ein Schimmer, ein Schatten, dann nichts mehr. Nur Nebel, der zitterte, als er sich wieder minimal lichtete.
Und ganz fern, wie ein letzter Gedanke:
„Was du nicht siehst, beobachtet dich längst.“
Unbekannte Pfote
Alias — Leitung
Leitung ist Offline
70 posts
Der Nebel hatte sich während ihrer kurzen Jagd gefühlt weiter verdichtet, oder? Schwer und kühl wie Atem, der nicht entweichen wollte. Holunderzweig blinzelte, als ein paar Tropfen von den Zweigen über ihr fielen und leise auf ihrem Rücken zerplatzten. Für sie war der Morgen wahrhaftig wundervoll. Dunstig, geheimnisvoll, voll von Geräuschen, die nur darauf warteten, richtig gedeutet zu werden.
Sie schob die so eben gefangene Maus sorgsam zur Seite und lauschte auf Nebelkrähe. Normalerweise war der Krieger nicht laut, aber er hatte eine Präsenz… eine bestimmte Art, den Wald um sich herum einzunehmen. Jetzt aber? Nur das Plitsch-Plitsch der Tropfen und das ferne Rufen eines Vogels. Holunderzweig neigte kurz nachdenklich den Kopf. Vielleicht schmollte er? Oder überlegte immer noch, wie er die Wette am besten formulieren könnte?
Ein Rascheln lenkte sie ab. Der Duft war deutlich: Vogel. Warm, erdig, vertraut. Eine Amsel: jung, aber ausgewachsen, und vom Blattfall überrascht, suchte sie am Waldboden nach liegengebliebenen Beeren. Holunderzweig ließ sich tiefer ins feuchte Laub sinken, ihre Pfoten lautlos, ihre Atmung flach. Nebel und Schatten verschluckten ihre Bewegungen, während sie sich Zentimeter um Zentimeter näher schob.
Die Amsel pickte, hob kurz den Kopf...
Jetzt!
Ein schneller Satz.
Ein dumpfes Rascheln.
Ein kurzer, sauberer Griff mit ihrer Schnauze, um den warmen Körper der Beute.
Sie richtete sich wieder auf, die Amsel sicher zwischen den Zähnen, und ihre Schnurrhaare zuckten zufrieden. Zwei Beutestücke am frühen Morgen. Das war ein guter Start! Vielleicht besser als Nebelkrähe? Sie grinste bei dem Gedanken und legte ihre Beute zu der Maus zurück. „Nebelkrähe?“ rief sie leise, gerade so laut, dass es nicht die umliegende Beute verschreckte. Keine Antwort. Nur stiller Nebel, der sich etwas unruhig zu bewegen schien, doch sie schenkte dem keine große Beachtung. Nebel im Blattfall hatte manchmal seine eigenen Launen. Holunderzweig legte die Ohren leicht zurück, aber nicht aus Sorge, eher aus irritierter Verwunderung. Der Kater war eben noch da gewesen. Er konnte sich nicht weit entfernt haben. Langsam ging sie zur Maus, schob die Amsel daneben und blickte sich prüfend um.
„Er wird sich doch nicht schon im Voraus freuen, weil er denkt, er hätte mehr Beute als ich?“ murmelte sie schmunzelnd. Mit einer eleganten Bewegung packte sie beide Stücke, suchte mit den Augen die vertraute Silhouette des Kriegers im Nebel…
doch fand sie nichts außer bewegtem Dunst und den dunklen Umrissen der Bäume. Vielleicht sollte ich erst einmal weiterjagen… und nachher nochmal schauen, wo er abgeblieben ist. Eventuell ist er auch mit dem Nebel verschmolzen und wartet nur auf den richtigen Moment, mich zu Tode zu erschrecken! Sie schmunzelte, schaute sich nochmal um. Mit einem letzten Blick in die neblige Ferne setzte sie ihre Suche nach Beute leichtfüßig fort, voller Fokus, aber mit einem wachsamen Ohr, das bei jedem unbekannten Laut hoffte, Nebelkrähe endlich wieder auszumachen.
Beutefängerin
Alias — Leni
Leni ist Offline
65 posts
Kein Glück und kein Verstand
So wie sein Kopf sich mit den wandernden Wolken füllte, schien die Umgebung sich mit ihnen zu verdichten. Der Kater kniff die Augen kurz zusammen, nur um sicher zu gehen, dass er wirklich nicht mehr weiter als eine Tatze weit schauen konnte. Langsam verschlangen sie den Boden unter ihm, seine Beute und schon bald waren seine Pfoten verschwunden.
Unsicher lief ein prickeln über seine Haut.
War der Nebel im Blattfall schon einmal so dicht gewesen?
Oder wanderte er in einem Traum der so echt war, dass er wirklich geglaubt hatte gute Beute für seinen Clan zu ergattern. Und nun wurde er von seinen eigenen Gefühlen oder gar einer warnenden Vorahnung verschlungen? Na... , kam der abwertende Gedanke durch seinen Kopf gepaart mit einem seufzen.
Anscheinend erlaubte sich Mutter Natur ihren eigenen Spaß. Oder eine Erinnerung daran nie mehr zu jagen als gebraucht wird. vollendete er seine Gedanken zufrieden.
Seine Muskeln entspannten sich merklich, als in seinen Augenwinkeln ein Schatten zu sehen war.
“Oh Holunderzweig! Endlich bist du gekommen. Ich hatte schon Sorge ich würde dich gar nicht mehr finden.“ , maunzte der Kater glücklich und wandte sich der Gestalt hinzu. Noch waren es nur umrisse. “Komm hilf mir. Ich habe hier gutes für den Clan. Er wird den Schülern und den tragenden reichlich Kraft geben für die kommende Zeit.“ Plapperte die Krähe stolz weiter. In seinen Augen spiegelte sich die Zufriedenheit über den Fang – ohne einen Hauch der Selbstzufriedenheit.
“Der Wald flüstert deinen Namen, Nebelkrähe. Hörst du ihn? … Sie vertraut dir, nicht wahr? Wie lange noch?“
Irritiert legte der Kater den Kopf auf die Seite. “Wie bitte?“ , fragte Nebelkrähe und strengte seine Ohren an. Sie zuckten und wanderten. “Was meinst du Holunderzweig? Wieso sollte der Wald meinen Namen flüstern? Er gehört doch uns allen. Und wir alle zu ihm.“
Verständnislos schüttelte er den Kopf.
“Nun tritt doch aus dem Nebel. Ich sehe dich, aber gleichzeitig sehe ich dich nicht.“ , sprach er zum Umriss. “Und was denkst du, wer vertraut mir? Ich dachte du vertraust mir. Also.. Alle. Oder habe ich etwas angestellt?“ Besorgnis machte sich in seinem Angesicht breit. Die Augen wurden groß und die Ohren drehten sich verunsichert zurück.
Plötzlich zog ein kalter Lufthauch durch ihn und ließ ihn frösteln.
Statt Antworten bekam er nur noch mehr fragen:
“Die Luft ist schwer. Der Wald hält den Atem an, wenn Jäger vergessen, dass sie Teil der Beute sind.“
“Was soll der Quatsch?“ , maunzte er nun beleidigt. “Schwer ist hier lediglich die Wolkendecke! Schwer und undurchdringlich. Stehst du gerade neben mir? Du klingst so nah. Aber ich rieche dich nicht.“ Fuhr er mit seiner Beschwerde fort. “Dies ist nun wirklich nicht mehr witzig, Holunderzweig! Das klingt so als hättest du statt zu jagen auf mich gelauert. Dann hilf mir doch zumindest die Beute zu tragen!“ , maunzte er schmollend fort. Und setzte ganz ans Ende ein leises: “Bitte“
Sein Kopf drehte sich und blickte um sich. Doch er sah sie nicht. Etwas schimmerte. Da war ein Schatten! Und dann..
Weg...
Verschwunden.
“Was du nicht siehst, beobachtet dich längst.“
Das reichte nun. Jetzt fand er das Spiel wirklich nicht mehr lustig. Er schob schmollig die Pfoten vor und blickte bedröppelt auf den Nebel.
Er musste ja schon zugeben... Sie hatte sich da etwas kluges einfallen lassen. Den Nebel gut zu nutze gemacht. Wie auch immer sie ihren Geruch so stark verdecken konnte. Und mit dem Licht und dem Schatten spielen.
Dennoch ging es ihm nun zu weit. Die Nebelkrähe ließ die Ohren hängen und maunzte traurig. Ein klagendes Maunzen.
Warum sagte sie so etwas?
Wieso sagte sie ihm, dass jemand ihm nicht vertraute? Oder bald nicht mehr vertrauen würde. Wieso sprach sie diese Worte die wie eine Drohung, ein dunkles Versprechen klangen? Oder wollte sie ihn zur Wachsamkeit mahnen – da es noch größere Jäger gab?
Es waren zu viele Gedanken.
Zu viele Fragen.
Sie ließen seinen Kopf klopfen wie ein Specht einen Baum klopfte.
Oh es tat so weh!
Wehklagend maunzte er auf.
Hatte sie ihn alleine gelassen?
Hatte sie ihn verlassen?
Er wusste doch nicht wohin.
“Stopp jetzt! , fuhr sich Nebelkrähe selber scharf an. Sofort sprang er auf seine vier Pfoten. Blickte trotzig durch den Nebel der sich wieder lichtete.
Er schnappte die Vögel an beiden Beinen und stolzierte los.
Erst gerade aus. Dann doch rechts. Dann wieder zurück und links.
Der Optimist versuchte verzweifelt seinen Optimismus zu finden. Doch er schien vom Nebel davon getragen zu sein. Stattdessen stapfte er trotzig mit der Beute weiter. Der klopfende Specht in seinem Kopf hämmerte die Worte hinein. Seine Fragen folgten und alles drehte sich.
Erst als Nebelkrähe das dritte mal an dem Baum vorbei lief, wo er die Beute abgelegt hatte hielt er inne. Er rümpfte schniefend die Nase. Sein Kopf drehte sich während die blassen Iriden die Umgebung genauer inspizierten. Ein Hauch von Widerstand in ihren dunklen Umrissen. Gespickt mit einer winzigen Flamme an Zuversicht.
“Dann eben da lang.“ , murrte er durch die Beute hindurch und lief nun anders entlang. Geradeaus.
Er wanderte durch den Nebel mal links herum über den Stein, dann rechts herum und unter den Baumstämmen oder Sträuchern hindurch.
Es dauerte lange, bis er endlich die Fährte aufgenommen hatte.
Gewiss war Holunderzweig längst gegangen.
Schließlich... Hatte sie ihn doch..
Nein.
Nein, nein und nein!
Sicher war sie noch da. Und wartete auf ihn. Um ihn Freudestrahlend anzusehen. Und dann von ihrer tollen List zu erzählen und zu scherzen was er so lange gebraucht hätte.
Wahrscheinlich hätte er es auch lustig gefunden.
Wenn da nicht diese Worte gewesen wären.
Sie umklammerten ihn wie Ranken an den Bäumen und schnürrten sich immer enger um den Kater.
Alias — nessjas
nessjas ist Offline
32 posts
Knapp daneben ist auch vorbei
Der Nebel verzerrte Geräusche, ließ jedes Knacken weiter oder näher wirken, als es war. Holunderzweig schob sich vor, leichtfüßig, die Pfoten weich wie Watte auf dem feuchten Laub. Dann... ein Flattern. Schwach, aber eindeutig. Ein Eichelhäher, sein blaues Gefieder nicht so strahlend wirkend von der trüben Morgenluft, pickte am Boden zwischen Wurzeln. Holunderzweigs Herz machte einen kleinen Satz. Der wäre was! Ihre Augen wurden groß. Sie mochte diese Art von Piepmätzen. Mit ihren blauen Gefieder sahen sie wunderschön aus, außerdem waren sie eine Herausforderung beim Fangen. Der Eichelhäher gilt nämlich als Wächter des Waldes. Wie ein schreiender Hahn warnt er mit seinem markanten Ruf die Waldbewohner vor Gefahren. Sie duckte sich tiefer, ließ den Atem langsamer werden. Die Kälte kroch in ihre Pfoten, doch sie ignorierte sie.
Ein Schritt.
Noch ein Schritt.
Der Vogel hob den Kopf.
Sie verharrte.
Alles schien perfekt. Der Nebel verschluckte sie, der Wind stand günstig, der Vogel war abgelenkt...
Jetzt!
Holunderzweig stieß sich kraftvoll ab, schoss nach vorne und genau im entscheidenden Moment glitt eine ihrer Hinterpfoten auf einer nassen Wurzel weg. Ihr Körper geriet leicht ins Schlingern, nur um einen Herzschlag später komplett den Halt zu verlieren.
Statt lautlos zu landen, rutschte sie über das feuchte Laub, scharrte verzweifelt nach Grip, den sie nicht fand. Der Eichelhäher stob kreischend davon, die Flügel peitschten über ihren Kopf hinweg. Holunderzweig schlitterte noch ein gutes Stück weiter, bis sie unsanft gegen einen Strauch prallte und dort zum Stillstand kam. Autsch.. Für einen Moment lag sie einfach nur da. Dann stieß sie ein tonloses Lachen aus. „Natürlich…“ , murmelte sie genervt, aber auch amüsiert über sich selbst. „Mit meinem Glück hätte ich ihn genauso gut freundlich fragen können, ob er stehenbleiben möchte.“
Sie rappelte sich auf, schüttelte feuchte Erde aus ihrem Fell und warf einen langen Blick in die Richtung, in der der Vogel verschwunden war. Hätte sie nur ein kleines bisschen mehr Glück gehabt… aber nein. Der Wald schien heute beschlossen zu haben, dass Holunderzweig exakt so viel Beute machte wie nötig und keinen Hauch mehr. Als sie zu ihrem Ablageplatz zurückkehrte, blickte sie ein letztes Mal in die Nebelwand hinein. „Nebelkrähe?“ , versuchte sie erneut. Wieder nur Stille. Langsam hob sie die Maus und die Amsel auf. Der Nebel wirbelte träge um ihre Pfoten, als wolle er sie davon abhalten, weiterzusuchen.
Doch Holunderzweig schob sich erneut durch das feuchte Unterholz, eine Mischung aus Vorfreude und spielerischem Triumpherfülltsein im Bauch. Der Anblick ihrer Beute dämpfte das Gefühl der Niederlage der verlorenen Jagd. Sie wollte sehen, was für ein Gesicht Nebelkrähe wohl machte, wenn sie ihm ihre Amsel präsentierte. Also hob sie den Kopf, suchte nach seiner massigen Silhouette irgendwo zwischen den dichten Nebelschwaden.
„Nebelkrähe?“ , miaute sie gedämpft.
Nichts.
Nur der Nebel, der schwer über dem Boden hing, als wolle er jeden Laut für sich behalten.
Holunderzweig runzelte leicht die Stirn. Der ältere Krieger war vielleicht öfter ruhig, ja... aber verschwunden? Das passte nicht. Sie trat zwei Schritte vor, ließ die Ohren spielen. Manchmal verrieten selbst kleine Bewegungen, wo sich ein Clanmitglied befand. Doch außer dem Tropfen von Wasser und dem Rascheln vom Wind…
Nichts.
Also wandte sie sich nach rechts, wo sie ihn grob vermutet hatte. Sie umrundete ein paar Haselsträucher, schob sich an Farn vorbei, blickte zwischen zwei Büsche hindurch. „Jetzt tu nicht so, als würdest du dich vor der Wette drücken…“ , murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. Wieder blieb der Nebel stumm. Sie setzte die Beute ab, nur für einen Moment, hob den Kopf höher und suchte erneut. Einmal links. Einmal rechts. Dann weiter geradeaus, bis ihre Pfoten leicht in matschigen Boden einsanken.
Doch jedes Mal, wenn sie glaubte, einen Schatten zu erkennen, löste er sich auf, kaum dass sie nähertrat. Ein Ast. Ein Farnwedel. Ein Nebelfetzen. Nebelkrähe war nirgends. Holunderzweig blieb stehen, Schwanz leicht zuckend, halb genervt, halb amüsiert. „Für einen so großen Kater bist du erstaunlich gut darin, dich unsichtbar zu machen…“
Aber tief in ihr keimte langsam der Gedanke, dass sie ihn heute nicht mehr einholen würde. Manchmal spielte der Wald gegen einen und mit nur wenig Glück auf ihrer Seite war es für sie oft nicht einfach. Also schüttelte sie sich, raffte Maus und Amsel wieder auf und wandte sich schließlich dem Weg zurück ins Lager. Vielleicht war Nebelkrähe ja bereits zurück?
Beutefängerin
Alias — Leni
Leni ist Offline
65 posts
Verstandslos und Glückslos?
Nebel … krähe
Die Schritte des Katers wurden schneller. Der Schwanz folgte in einer geraden Linie, während die Ohren zitternd sich wendeten. Seine Augen hüpften von einem Schatten im Nebel zum nächsten. Wieder ein Rascheln. Ein säuseln des Windes durch die Blätter:
Nebelkrähe!
Der Kater wollte den Kopf heftig hin und her schütteln, hielt nach dem ersten mal inne.
Die Beute. Ich muss vorsichtig sein. , ermahnte sich der Kater. Sein Herz pochte wie wild. Da schien sich der Nebel vor ihm zu lichten. Er bekam wieder mehr Luft und erkannte auch langsam die Umgebung. Er war gar nicht so weit von dem Ort wo er Holunderzweig verlassen hatte.
Das wilde Herz hörte nicht auf. Nun pochte es vor Erleichterung. Und Aufregung. Aufregung endlich Holunderzweig zu begegnen. Sein Kopf drehte sich als er dem Ort immer näher kam. Er lauschte angestrengt, doch er hörte sie nicht. Vorsichtig schnupperte er in der Luft. Etwas unsicher irrte Nebelkrähe in die unterschiedlichen Richtungen um auszumachen wo es noch frisch nach ihr roch. Doch die Beute übertönte vieles.
Er blieb an der Stelle stehen und überlegte einen Moment. War er länger weg gewesen als er gedacht hatte?
Er lauschte.
Doch der Wald wirkte so still wie noch nie.
Langsam drehte sich Nebelkrähe im Kreis. Wartete noch einen kurzen Augenblick.
Ob sie zurück gegangen war?
Vorsichtshalber würde er ein Zeichen hinterlassen. Eine Kratzspur in die Richtung des Lagers – so würde Holunderzweig wissen was er wollte. Glaubte er zumindest.
Und dann sprintete er doch los.
Nebelkrähes Atem ging schwer. Er fühlte sich müde. Und schwer. Beladen von der Beute und all den Worten. Er schloss kurz die Augen. Gleich wäre er da. Und dann würde er sich einfach auf die Seite fallen lassen. Alle Pfoten von sich strecken und ruhen lassen. Er würde sich keinen Zentimeter mehr fort bewegen. Nicht einen winzig kleinen. Zumindest... vorerst.
Es war egal wer diese Wette gewonnen hatte. Er hatte nicht einmal mehr Lust Holunderzweig zu sagen wie doof er es fand was sie gesagt hatte.
Er würde einfach liegen bleiben.
Und..
Nichts tun.
Als er die Augen öffnete erblickte er Holunderzweig. Sie war nur noch ein Katzensprung entfernt. Und er war... Zu schnell! , rief es in seinem Kopf.Er drückte die Pfoten in den Boden, rammte den Po auf ihn und rutschte über den matschigen Untergrund. Doch sein Gleichgewicht wankte, er schwankte nach vorne und rollte über die Beute hinweg und schlug mit dem Rücken hart auf den Boden. Seine hinteren Pfoten schleuderten all den Dreck im hohen Bogen über ihn hinweg auf Holunderzweig zu. Wenn sie nicht ausweicht, würde sie nicht nur dreckig werden sondern auch seine hinteren Läufe gegen den Hintern schlagen spühren.
Verwirrt und zerzaust lag er da und blinzelte mit den Augen. Die Waldschnepfe und der Kernbeisser lagen wirr über ihm.
Alias — nessjas
nessjas ist Offline
32 posts