My heart is tearing apart

Tropfenpfote hockte vor einer Maus im Wurzelclanlager.
Seit Sonnenaufgang war er auf den Beinen, sein blödes, ätzendes Training hinter sich bringen, aber diesmal ohne Möwenschrei. Und nun durfte er sich endlich ausruhen und Fressen. Die Maus vor seinen Pfoten hatte er selbst erlegt. Klein, mickrig, nicht unbedingt eine Mahlzeit die man als appetitlich aussehend betiteln würde. Aber es war das, was er verdiente. Ein Schüler, der so wenig Nutzen für seinen Clan brachte, sollte sich kein saftiges Eichhörnchen gönnen dürfen. 

Mit grimmiger Miene biss er erneut in sein Essen und kaute. Seine Gedanken schweiften zu Flamme. Die Füchsin, die er im letzten Mond kennenlernen durfte – und seitdem nicht mehr wieder gesehen hatte. Er wünschte, er könnte mehr Zeit mit ihr verbringen. Öfter.
Und er wünschte sich, dass er seinem Clan davon erzählen könnte. Das nicht jeder Fuchs aggressiv war und andere Katzen angriff. Das Flamme anders war. Besonders. Aber wollte er wirklich noch komischer für seine Clankameraden werden? Noch...abstoßender?

Tropfenpfotes eisblaues Auge wanderte im Clan umher, blieb an Maulbeerpfote und Brombeerpfote haften. Sie hatten einander. Eine große, glückliche Familie. Liebende Geschwister und Eltern. Etwas, das ihm verwehrt blieb.
Eifersucht, Wut und Frust bahnte sich in einem dicken Kloß in seinem Hals an, den er mit aller Kraft herunterschluckte, während er nun seine Mutter Regenhauch suchte. Nicht, weil er wollte. Es geschah ganz automatisch. Er wusste selbst nicht, warum. Aber es nervte ihn.
Sie verzehrte in aller Ruhe eine Amsel, der unnachgiebige und strenge Blick verließ nie ganz ihr Gesicht, als könnte sie sich seit dem Tod seines Vaters nie mehr richtig erholen können. Als hätte ich höchstpersönlich den Dachs auf die Patrouille gehetzt.
Regenhauch drehte den Kopf in einer suchenden Geste, weswegen Tropfenpfote den Blick eilig senkte. Sein Herz hämmerte heftig in seiner Brust, ihm wurde heiß. Er aß die letzten Reste der Maus und begann sich dann zu putzen. 



Tropfenpfote roch den Blutgeruch noch bevor die Wurzelclanpatrouille im Lager ankam. Blutend, verletzt, erschöpft. Sein Magen verdrehte sich, ihm wurde schlecht. Sonnenruf, Mondwolke und seine Mentorin Möwenschrei. Ein kurzer Blick auf ihre Wunden, dann drehte der Schüler sich um und eilte bis zum äußersten Rand des Lagers. Er legte sich hin, mit dem Rücken zum Clangeschehen, kniff die Augen zu, presste seine Pfoten auf die Schnauze und Nase und atmete durch den Mund. Kleine, flache Atemzüge folgten, während er sich darauf konzentrierte seine aufgegessene Maus im Bauch zu behalten. Damit sie nicht ein zweites Mal das Licht der Welt erblickte. 
Tropfenpfote versuchte sich gut zuzureden, während er an Ort und Stelle verharrte. 


Langsam öffnete Tropfenpfote wieder seine Augenlider. Zögerlich atmete er durch die Nase. Der Blutgeruch lag noch in der Luft, aber... -der Kater setzte sich vorsichtig auf und drehte sich wieder um- jeder wurde versorgt und ruhte sich aus. Es wurde besser.
Doch der Schüler fühlte sich nicht besser. Weder geistig noch körperlich. Die Maus lag ihm schwer im Magen, und sein Herz hörte einfach nicht auf zu rasen. Sein Blick blieb beim Heilerbau hängen und er kämpfte mit sich. Er wollte Lavendelschleier nicht auf den Geist gehen, aber er brauchte jemanden. Er hielt das sonst nicht aus.

Tropfenpfote stand auf und tappte los. Während er durch die Mitte Richtung Heilerbau eilte, hielt er die Luft an. Der missbilligende Blick seiner Mutter im Augenwinkel war ihm dabei nicht entgangen. Er konnte ihre Gedanken förmlich hören.

Der Kater trat in den Heilerbau ein, atmete zittrig aus und sog den Duft der Kräuter und Pflanzen gierig auf, der den Blutgeruch überlagerte.
“Lavendelschleier?”, maunzte er sogleich leise, ein wimmernder Unterton, den er nicht unterdrücken konnte. Sein Körper war angespannt, wie unter Strom, sein Schwanz peitschte ununterbrochen vor Stress. Doch in seinem eisblauen Auge lag nichts außer einer tiefen Traurigkeit, überschattet von einer dunklen Wolke Zorn und Groll, die sich in dem Moment der Verletzlichkeit leicht lichtete. “Ich brauche Hilfe.”, miaute er -ohne groß über seine folgenden Worte nachgedacht zu haben- weiterhin leise, am Ende bröckelte seine Stimme leicht. Er verabscheute sich innerlich dafür, so schwächlich rüberzukommen. 
Doch Tropfenpfote brauchte Hilfe, dringend. Aber er wusste in diesem Moment selbst nicht, ob er etwas für seinen Magen oder gegen die Unruhe möchte, oder ob er nicht einfach einen weichen Pelz brauchte in das er sich kuscheln konnte und wo er akzeptiert wurde wie er war. 


@Lavendelschleier Erwähnt:@Möwenschrei @Sonnenruf @Mondwolke @Maulbeerpfote @Brombeerpfote
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