Every time I trust, I lose
Einige Sonnenaufgänge waren vergangen seit dem Besuch der Clankatzen im Verlassenen Bauernhof. Seitdem hatte sich die Streunerin zurückgehalten und eher im Bauernhof aufgehalten. Doch früher oder später hatte sie wieder eine Pfote aus der Unterkunft der Schattenläufer heraussetzen müssen, um jagen zu gehen. Als sie das letzte Mal auf dem Gebiet der Clankatzen unterwegs gewesen war, hatte sie gejagt und sich mit einer der Clankatzen angelegt, die ihr ihre Beute hatte streitig machen wollen. Widerwillig hatte sie eingestehen müssen, dass die Katze stärker gewesen war als sie weshalb sie die erlegte Elster hatte zurücklassen müssen. Es war besser für die anderen Schattenläufer gewesen, sie an diesem Tag in Ruhe zu lassen.
Warm schien die Sonne auf das braune mit schwarzen Streifen durchzogene Fell während sich ihre schneeweißen Pfoten einen Weg über die hügelige Landschaft suchten. Heute hatte sie sich gegen das Moor, die Zeder und das Hochland entschieden. Die Hügel hatten die Kätzin mehr gereizt. Aus dem Augenwinkel sah sie zu dem weißen Kater mit dem schwarzen Fleck auf der Stirn, der sie heute auf der Jagd begleiten würde. Hab ich ein Glück. Ihre Vorfreude auf eine entspannte Jagd hatte also direkt einen Dämpfer abbekommen. Hoffentlich würde er ihr nicht die Beute verscheuchen. Das letzte Mal als sie mit einem Kater zusammen den Bauernhof für die Jagd verlassen hatte, hatte es sich um Zahn gehandelt, der nebenbei Kräuter gesammelt hatte. Auch bei ihm hatte Dorn befürchtet, er würde ihr die Beute verscheuchen, hatte sich aber nur selbst die Beute verscheucht. Zahn war… besonders aber er war… in Ordnung. Das höchste Lob, das ein Kater von der Streunerin bekommen würde. Sie hob ihren grünen Blick gen Himmel, um zu überprüfen, ob sich Raubvögel näherten. Die Landschaft wäre ideal für das Nisten von Raubvögeln geeignet, die von erhöhten Plätzen auf ihre potentielle Beute herab spähten. Dabei erinnerte sie sich wieder an die Erzählung anderer Streuner von einem Habicht, der den Clankatzen wohl das Leben schwer machte. Dunkelschwinge, glaub ich. Glücklicherweise hatten sie noch nicht die Bekanntschaft des jeweils anderen gemacht.
Auf einem der grünen Heidehügeln blieb Dorn stehen während sie ihren grünen Blick über die Umgebung schweifen ließ. Vermutlich würden sie in dieser Gegend eher Beutetiere erwischen als in der steinigen Ebene, die sie in einiger Entfernung erspähen konnte. ”Verjag mir meine Beutetiere nicht.” , murrte sie an Elster gewandt als sie sich langsam wieder in Bewegung setzte. Hoffentlich war es kein Fehler, ihn mitzunehmen.
Alias — Jacky
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Im Gegensatz zu Dorn war Elster seit dem Besuch der Clankatzen weiterhin in der Gegend unterwegs gewesen. Anfangs nicht allzu weit weg, aber Elster ließ sich nicht gerne einengen.
Auch bei der heutigen Jagd nicht. Er war mit Dorn unterwegs dessen Aufmüpfigkeit und Spitzzüngigkeit gegenüber Katern niemandem entgangen war. Dennoch war Dorn ein Teil der Gruppe die Elster ins Herz geschlossen hatte, und ihre Erfahrungen nahm er natürlich nicht persönlich. Stadtessen nahm er einen deutlichen Abstand zu ihr, um ihr Freiraum zu geben, aber nicht zu viel damit sie sich im normalen Ton miteinander unterhalten konnten. Der Weg verlief ruhig, was nicht anders zu erwarten war. Die Sonne schien auf Elsters mittellangen, hellen Pelz und wärmte ihn. Er dachte an Lajana. Er hatte sie nach ihrer ersten Begegnung nicht mehr gesehen, obwohl er vor wenigen Sonnenaufgängen wieder an dem Zweibeinerort unterwegs war. Nicht wegen ihr, aber er hätte nichts dagegen gehabt sie nochmal zu sprechen. Wahrscheinlich durfte sie aber einfach noch nicht raus und musste sich schonen. Dann schweiften seine Gedanken ganz automatisch zu seinem provisorischen Gedenkort, den er hier in der Nähe eingerichtet hatte.
Sobald er etwas gefangen hatte, würde er hingehen. Wenn Elster schonmal hier war.
Elster blieb neben Dorn stehen und prüfte ebenfalls den Ort mit seinen verschiedenfarbigen Augen. “Verjag mir meine Beutetiere nicht.”, murrte Dorn, wie sie leibte und lebte. Oder nicht. “Die Bühne steht dir frei.” , antwortete Elster im neutralen Ton und anders als mit einem typischen ‘Mache ich nicht’.
Elster tappte schweigend Richtung Norden, wo die einzelnen Bäume und Büsche am Rande des Donnerwegs wuchsen. Er sog mit seiner rosa Nase die Luft ein und roch einen ungewöhnlichen Geruch. Er konnte das Tier aber nicht identifizieren. Nachdenklich folgte er der Spur. Was war das nochmal?
Dann sprang ein Erdhügel in sein Sichtfeld und er unterdrückte sich ein Brummen. Maulwurf. Klar. Hätte er darauf kommen können.
Kopfschüttelnd und augenrollend steuerte er das Zuhause seiner Beute an und ließ sich ins Jagdkauern sinken. Elster prüfte alle Gegebenheiten und schlich ganz langsam näher. Geduldig wartete er in unmittelbarer Nähe des Erdhügels und lauschte. Als der Maulwurf sich nach einer halben Ewigkeit zeigte, sprang der Schattenläufer und tötete es mit einem gezielten Biss. Er vergrub etwas weiter weg vom Erdhügel den Maulwurf halb ein und sog dann erneut die Luft ein. Ratte. Aus der Richtung, in welche er sowieso hinmusste. Elster seufzte und setzte sich in Bewegung. Er wusste nicht, ob er die Ratte erlegen würde. Eigentlich würde er jedes andere Beutetier präferieren. Aber egal. Darüber machte er sich später Gedanken.
Je näher Elster kam, desto beißender wurde der Gestank des Donnerweges. Aber das hielt ihn nicht auf. Der Kater blieb erst stehen, als er bei seinem Ziel angekommen war.
Zwischen den einzelnen Pflanzen steckten zwei Stöcke nebeneinander in der Erde. Unter diesen befanden sich Blumen. Unter einem Stock befanden sich gelbe Blumen, die am Stielende von einem kleinen Stein festgehalten wurden, damit diese nicht davonflogen. Unter dem anderen Stock...befanden sich keine Blumen mehr! Elster sah nach links und rechts und erkannte die weißen Gänseblümchen verstreut eine Baumlänge entfernt herumliegen. Hatte er beim letzten Besuch den Stein zu weit nach unten verlegt? Hatte er vergessen das zu überprüfen? Eilig sammelte Elster die Gänseblümchen auf und legte sie ordentlich unter Evies Stock, wo er den Stein, diesmal richtig, fixierte. Verzeih mir, Evie. Elster strich einmal liebevoll mit der Schwanzspitze über die Blumen und setzte sich dann genau mittig zwischen den beiden Stöcken. Elster senkte den Kopf und hing seinen Gedanken nach. Dabei konnte er den Gestank des Donnerwegs gut ausblenden.
Alias — Connor
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“Die Bühne steht dir frei.” , antwortete Elster neutral bevor er schweigend Richtung Norden tappte. Dorn verengte ihre grünen Augen und blickte dem Kater für einige Herzschläge hinterher. Schlussendlich verdrehte sie die Augen bevor sie sich in die entgegengesetzte Richtung wandte.
Schon nach wenigen Schritten kroch ihr ein Geruch in die Nase, den Dorn nur zu gut kannte. Die Schattenläuferin kräuselte ihre leberfarbene Nase. Auf eine Ratte hatte sie jetzt gerade wirklich Lust. Nicht. Aber Beute war Beute. Sie seufzte leicht bevor sie die Luft tiefer einsog und ihre Ohren aufmerksam aufstellte. Die Biester waren gerissen und gefährlich für jede Katze. Sie ging lieber kein Risiko ein. Dorn ließ ihren grünen Blick, der im Licht der untergehenden Sonne bernsteinfarben wirkten, über die Gegend schweifen bis sie den bräunlichen Körper entdeckte. Ein Knurren unterdrückend ließ sie sich ins Jagdkauern sinken und schlich vorwärts. Den Blick auf die Ratte fokussiert. Sie achtete auf die Windrichtung und darauf weder den Schweif noch ihren Bauch zu tief hängen zu lassen. Dorn schoss vorwärts und riss die Ratte um, sodass diese auf dem Rücken landete. Das Tier gab zornige Laute von sich während Dorn den Krallen und Zähnen auswich und sich die Ratte auf ihre Beine zu kämpfen versuchte. Sie biss dem Tier in die Kehle und erlegte es mit einem kräftigen Biss. Trotzdem wartete sie sicherheitshalber bis sich die Ratte nicht mehr rührte bevor sie sich mit ihr im Maul aufrichtete.
Ein beißender Gestank drang in ihre Nase und ließ sie das Gesicht so verziehen, dass sie beinahe die Ratte fallen gelassen hätte. War Dorn dem Donnerweg so nah gekommen während sie die Ratte gesucht und erlegt hatte? So weit bin ich doch gar nicht geschlichen. Oder war sie so sehr auf ihre Beute konzentriert gewesen, dass sie alles andere ausgeblendet hatte - auch diesen Gestank? Wahrscheinlicher.
Fast hätte Dorn einen zweiten Geruch durch den Gestank des Donnerwegs nicht wahrgenommen. Sie blinzelte einmal bevor sie ihre Augen verengte, um die weiße Gestalt besser erkennen zu können. Elster? Der Kater schien irgendetwas zu machen. Und machte Dorn ein wenig neugierig. Sie legte ihre Ratte ab, scharrte etwas Erde darüber und trabte auf den Kater zu. Als sie beinahe bei ihm angekommen war, wurde sie langsamer bis sie stehen blieb und beobachtete wie er Gänseblümchen unter einen Stock legte und mit einem Stein fixierte. Dann strich sein Schweif über die Blumen und setzte sich zwischen diesen und einen anderen Stock, unter dem sich gelbe Blumen befanden. Auch dieser Stock und die Blumen wurden mit einem Stein fixiert. Elster hatte seinen Kopf gesenkt.
Dorn legte ihren rundlichen Kopf ein wenig schief. Was tut er da nur? Dachte er über etwas nach? Er wirkte... ein wenig betroffen... War er traurig? Gedenkt er jemandem? Aber was sollten dann die Blumen, Stöcke und Steine? Dorn richtete ihren Kopf wieder auf als sie ein paar Schritte näher kam. Um ihn nicht zu erschrecken, räusperte sie sich leise und ließ das Gras absichtlich unter ihren weißen Pfoten rascheln. Dorn ließ ihren grünen Blick schweifen. "Ein ungewöhnlicher Ort zum Nachdenken." , kommentierte sie mit distanzierter Stimme. "Worüber hast du nachgedacht?" , fragte sie bevor sie den Kater aus dem Augenwinkel ansah. "Oder über wen?"
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Elster dachte nach. Über sein damaliges Zuhause. Darüber was hätte sein können, wenn Asra nicht in ihrer Eifersucht ertrunken wäre und ihn verjagt hätte. Er dachte an Evie. An ihre wunderschönen himmelblauen Augen und das flauschige, weiße Fell, dass durch ihren Überlebenskampf ständig verschmutzt war. Und trotzdem konnte sie ihn viele Nächte von seinem Zittern befreien. Sei es aufgrund der Kälte, oder wegen den Albträumen, die ihn nachts plagten. Manchmal hatte er auch heute noch in etwaigen Momenten das Gefühl, dass ihre Liebe sein Herz wärmte. Heute nicht. Elster fragte sich, ob dieser Ort damit zu tun hatte. Ob er ihr nicht gefiel.
Er dachte an Kazimir. An seine subtilen Momente der Zuneigung, die er in seltenen Situationen zeigte, und an seinen schrägen und trockenen Humor, den er tatsächlich unter der harten und stacheligen Schale seines Herzens besaß. Ihm wäre es vollkommen egal gewesen, wo Elster seinen Gedenkort aufgebaut hätte.
Völlig verschiedene Persönlichkeiten, komplett verschiedene Arten mit der Lebenssituation in der sie gefangen waren, umzugehen. Und dennoch hatten sie es gemeistert wie Profis. Letztenendes wurde Evies Optimismus und ihre Güte ihr zum Verhängnis. Und Kazimir? Das war einfach unfair gewesen. Aber so war das Leben. Grausam und ungerecht. Die wunderbarsten Katzen wurden einem immer viel zu früh entrissen. Zu plötzlich. Ohne Gnade.
Vielleicht sollte ich doch einen anderen Gedenkort suchen. Dir würde es hier nicht gefallen, Evie. Das weiß ich.
Ein leises Räuspern riss Elster aus seinen trübseligen Gedanken. Leicht versteiften sich seine Muskeln. Zwei Herzschläge später erkannte er auch den Geruch, der zum größten Teil von dem Gestank des Donnerwegs überschattet wurde. Wahrscheinlich sollte er wirklich einen anderen Ort suchen. Hier war es auch praktisch nicht vorteilhaft. Das hatte Dorn ihm nun deutlich vor Augen geführt.
Ob sich so meine Beutetiere fühlen, kurz bevor ich sie fange?
Dorn blieb neben Elster stehen, der immer noch die beiden Stöcke fixierte. Verdammt, wie sehr es hasste , dass Dorn ihn in einem Moment der Verletzlichkeit gefunden hatte. Warum ging sie nicht weiter jagen? Was interessierte es sie?
“Ein ungewöhnlicher Ort zum Nachdenken.”, drang die distanzierte Stimme der Kätzin an seine Ohren. Ein ungewöhnlicher Ort für ungewöhnliche Katzen , dachte Elster wehmütig. “Worüber hast du nachgedacht? Oder über wen?”, fragte Dorn daraufhin. Die Antwort darauf würde seinen Rachen und seine Zunge zum Bluten bringen.
Elster räusperte sich, um seine Stimme wieder zu finden. “Ich gedenke zwei toten Katzen.” , antwortete er kühl und zerschnitt seine Blase aus Trauer. Kurz ließ er seine Worte in der Luft verharren, ehe er den Kopf zu Dorn drehte und ihr Gesicht musterte. Irgendwas Nützliches musste er davon ablesen. Aber ohne Erfolg.
“Und welche Ehre wurde mir zuteil, dass sich die herzallerliebste Dorn dazu entschieden hat mir Gesellschaft zu leisten?” , fragte er mit gespieltem, zuckersüßem Unterton, als seine verschiedenfarbigen Augen sich wieder auf seine kleine, aber feine Gedenkstätte, richteten. “Wenn du neugierig bist, sag es ruhig. Und wenn du Fragen hast die dich brennend interessieren, dann stell sie einfach.” , miaute er dann, wieder im normalen Tonfall, wenn auch mit einer Prise Trägheit, als wäre es ihm egal was für Antworten er eventuell liefern würde.
“Aber nur, wenn sie dich wirklich interessieren. Wenn du aus Höflichkeit oder Mitleid hergekommen bist, will ich sie nicht hören.” , fügte Elster hinzu, diesmal deutlich stumpfer und gefühlloser als wolle er sich auf die nächsten Momente vorbereiten. Sich abschotten. Sich und sein Herz schützen. Elster wusste nicht, was er von Dorns Besuch halten sollte. Aber das würde er sicherlich in den nächsten Sekunden in Erfahrung bringen.
Alias — Connor
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Das Räuspern schien Elster aus seinen Gedanken zu reißen. Seine Muskeln versteiften sich bevor er erkannte, wer sich geräuspert hatte. Viel von seiner Anspannung nahm es ihm aber trotzdem nicht. Auf ihre Fragen hin räusperte er sich. Noch immer sah Dorn ihn aus dem Augenwinkel an während er die beiden Stöcke fixiert hielt. “Ich gedenke zwei toten Katzen.” , antwortete er kühl. Sie blinzelte einmal bevor sie ihm ihren rundlichen Kopf zudrehte. Er hat auch jemanden verloren? Das hübsche Gesicht ihrer Mutter, Hase, blitzte vor ihrem grünen Blick auf.
Elster drehte ihr ebenfalls den Kopf zu und schien ihr Gesicht zu mustern. Ihr grüner Blick traf auf seine verschiedenfarbenen Augen. “Und welche Ehre wurde mir zuteil, dass sich die herzallerliebste Dorn dazu entschieden hat mir Gesellschaft zu leisten?” , fragte er mit zuckersüßem Unterton als er den Blick wieder abwandte. Leicht kniff sie ihre Augen zusammen. “Wenn du neugierig bist, sag es ruhig. Und wenn du Fragen hast die dich brennend interessieren, dann stell sie einfach.” , miaute er in normalem Tonfall. “Aber nur, wenn sie dich wirklich interessieren. Wenn du aus Höflichkeit oder Mitleid hergekommen bist, will ich sie nicht hören.” , fügte er hinzu und wirkte stumpfer, gefühlloser als zuvor.
Dorns Ohr zuckte leicht als sie sich langsam setzte. Nicht direkt neben Elster sondern ein wenig hinter ihm, um ihm seinen Trauerplatz nicht wegzunehmen. Es scheint ein wichtiger Ort für ihn zu sein. Und da wollte sie sich... nicht hineindrängen. Was war plötzlich mit ihr los, dass sie einen Anflug von Sympathie für den Kater empfand? Weil er... auch jemanden verloren hat...? Sogar 2 Katzen - anders als sie? Möglich. Für einen Herzschlag traten Schmerz und Mitgefühl in ihren sonst so abweisenden, distanzierten Blick bevor sie genauso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. "Wer... waren sie? Und wieso waren sie dir so wichtig?" , fragte sie nach einigen Herzschlägen, in denen die Kätzin geschwiegen hatte. Ob es Familienmitglieder waren, wie bei ihr? Kurz zögerte sie bevor sie sich doch dazu durchrang, weiterzusprechen. "Ich... hab selbst jemanden verloren." , miaute sie mit etwas leiserer Stimme. "Mein Vater hatte viele Wutanfälle und... hat meine Mutter in einem getötet." , fügte sie erklärend hinzu. Vielleicht auch ein wenig als Erklärung, wieso sie sich so distanziert Katern gegenüber verhielt. Dorn räusperte sich leicht als sie die Gedanken an Hase und Marder von sich schob. "Also... wer war es bei dir...? Waren... sie dir sehr wichtig?" , fragte die Kätzin etwas ruhiger und neugieriger als sie sonst mit Katern sprach.
Alias — Jacky
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Dorn setzte sich, nicht direkt neben ihm, aber sie blieb. Elster registrierte den Respekt, den sie für ihn und seinem Gedenkort besaß und es ihm durch diese Geste stumm demonstrierte. Elsters Muskeln entspannten sich langsam und er setzte sich nun ebenfalls. Das Gesicht der Kätzin erkannte er in diesem Winkel nicht.
Das bedeutete aber, dass sie ihn tatsächlich etwas fragen wollte. Und das behagte ihm nicht. Was kommt jetzt?
“Wer...waren sie? Und wieso waren sie dir so wichtig?”
Oha, sie fiel mit der Tür ins Schloss. Wie sollte er darauf antworten? ‘Zwei einfache Streuner wie ich die mich aufgenommen haben’ Das wäre wohl das Einfachste gewesen. Aber so konnte er nicht über die beiden sprechen. Ihm fiel auf, dass er im Moment überhaupt nicht reden konnte. Wie sollte er anfangen? Wie viel preisgeben? Wie viel riskieren?
“Ich...hab selbst jemanden verloren.” Elster horchte auf. “Mein Vater hatte viele Wutanfälle und...hat meine Mutter in einem getötet.”
Wie grausam. Und jetzt verstand er auch genauer, woher ihre Abneigung stammte. Hätte ich wohl auch, würde ich in ihrem Pelz stecken. Überraschenderweise gab Dorn etwas über sich preis. Vielleicht um ihn zum Reden zu bringen. Vielleicht um ihm ihr Mitgefühl zu zeigen. Eins von beidem, oder sogar beides zeitgleich. Er musste pokern.
“Also...wer war es bei dir...? Waren...sie dir sehr wichtig?”
Elsters Herz zog sich kurz zusammen, weshalb er sich mit aller Kraft zu distanzieren versuchte, bevor es weitere Risse bekam.
“Evie. Sie besaß schneeweißes Fell und himmelblaue Augen.” , begann Elster mit unterkühlter und gefühlloser Stimme und deutete mit der Pfote auf die Gänseblümchen. Die weiße Farbe symbolisierte ihr Fell.
“Kazimir. Er sah ein bisschen aus wie du. Nur mit mehr weiß. Deutlich mehr weiß.” Elster drehte den Kopf, um Dorns Gesicht zu mustern. Seine eigene emotionslose Miene gab nichts preis. “Er hatte einen weißen Fleck auf dem Nasenrücken. Dein weißer Fleck auf dem Gesicht ist nur ein wenig nach unten gewandert.” Um genauer zu sein links und rechts von der Nase, halb auf den Anfängen ihrer Schnurrhaare. Elster drehte den Kopf wieder nach vorne und deutete mit der Pfote auf die gelben Blumen. “Er hatte gelbe Augen. Ein bisschen grün. Aber mehr gelb.”
Elster stellte seine Pfote wieder ab.
“Sie waren Streuner, so wie ich. Zuerst rettete Evie mich und wir verstanden uns sehr gut. Wir erlebten viel gemeinsam. Kämpften uns durch die Tage. Aber am Ende war es ihre Güte und Freundlichkeit, die ihr das Leben kostete.” Elster presste seine Lefzen zusammen, als er an ihren Tod dachte.
“Was für ein Sinn hatte ich nach ihrem Tod, um weiterzukämpfen?” Kurz schwieg er. “Genau. Garkeinen.” Elster zuckte mit den Schultern und blinzelte mehrmals, um das Bild von Evies Leiche aus seinem Gedächtnis zu verbannen. “Aber wie durch ein Wunder war Kazimir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und er wollte mich nicht gehen lassen. Was verwunderlich war. Anfangs. Er war nämlich das komplette Gegenteil von Evie. Aber der Schein trügte nur. Er war gekennzeichnet vom Leben, aber sein Herz war am richtigen Fleck.”
Elster fuhr seine Krallen aus und grub sie in die Erde, um Halt zu finden.
“Er starb im Kampf, um mein Leben zu retten.” Der Kater schluckte schwer. “Also wer bin ich, um es wegzuwerfen? Denn sonst wäre er umsonst gestorben. Und wer kann das schon mit seinem Gewissen vereinbaren?” Elsters Stimme brach ein kleines Stück weg und er ärgerte sich darüber.
Der Kater räusperte sich, seine Stimme wieder so kalt wie eh und je. “Also, wer waren sie? Zwei wunderbare Katzen mit einer unverwechselbaren Persönlichkeit und ihren ganz eigenen Facetten und Macken. Wieso waren sie mir so wichtig? Weil sie alles in meinem Leben waren. Alles . Und ob sie mir sehr wichtig waren? Ja. Unheimlich wichtig. So wichtig, dass ich ihre Wichtigkeit niemals in Worte fassen könnte.” Gegen Ende klang Elster weicher, sanfter, ohne es überhaupt zu bemerken.
So einen starken Effekt hatten Evie und Kazmimir wohl noch auf ihn, selbst nach ihrem Tod.
Nach einer kurzen Stille entkam ein kehliger, kurzer Laut aus Elsters Hals. Ein Lachen. Vielleicht um etwas zu kaschieren, vielleicht auch nicht. “Wow, so eine rührselige Seite kenne ich gar nicht von mir. Schön, dass du sie mir rausgekitzelt hast, Dorn. Man lernt wohl nie aus, was?” Elster drehte erneut seinen Kopf zu Dorn, um ihr in das Gesicht sehen zu können. Auf seinen Lefzen lag ein leichtes Lächeln. Wie sie wohl auf den selbst herbeigeführten Stimmungswechsel reagierte? Ob sie die Schwere dennoch hinter seiner wunderbar gespielten Unbeschwertheit spürte?
Alias — Connor
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Es war vielleicht nicht intelligent, direkt über ihre Familienverhältnisse zu sprechen doch schien auch Elster jemanden verloren zu haben, der ihm wichtig war. 2 Jemande. Und Dorn konnte seinen Schmerz nachempfinden. Vielleicht kam daher ein Anflug von... Verbundenheit. Die meisten sahen nur ihre bissige, scharfzüngige, abweisende, misstrauische Seite. Tatsächlich hatte Dorn aber auch eine selbstbewusste, beschützende und mitfühlende Seite. Sie konnte auch anders. Die meisten bekamen es nur nicht zu sehen. Was sie denken ließ, dass ausgerechnet dieser überwiegend weiße Kater es wert war? Intuition. Oder so. Keine Ahnung. War ja auch egal.
“Evie. Sie besaß schneeweißes Fell und himmelblaue Augen.” , begann der Kater schlussendlich mit unterkühlter und gefühlloser Stimme. Er deutete mit einer Pfote auf Gänseblümchen. Dorn blinzelte einmal als sie die weiße Blume musterte. Weil... ihr Fell auch weiß war...? Das war intelligent. Sie richtete ihren grünen Blick wieder auf Elster. Und die Kätzin hatte einen hübschen Namen.
“Kazimir. Er sah ein bisschen aus wie du. Nur mit mehr weiß. Deutlich mehr weiß.” , fuhr er fort und drehte den Kopf, um sie ansehen zu können. Dorn blickte ihn mit ihrer Mischung aus Kälte und Abweisung an. Innerlich spürte sie allerdings den starken Schmerz als wäre es ihr eigener. “Er hatte einen weißen Fleck auf dem Nasenrücken. Dein weißer Fleck auf dem Gesicht ist nur ein wenig nach unten gewandert.” Dann drehte er den Kopf wieder nach vorne und wies auf die gelben Blumen. “Er hatte gelbe Augen. Ein bisschen grün. Aber mehr gelb.” , erklärte er und stellte seine Pfote wieder ab. Erneut blinzelte Dorn. Evie und Kazimir also. Schöne aber ungewöhnliche Namen für Katzen in der Wildnis.
“Sie waren Streuner, so wie ich. Zuerst rettete Evie mich und wir verstanden uns sehr gut. Wir erlebten viel gemeinsam. Kämpften uns durch die Tage. Aber am Ende war es ihre Güte und Freundlichkeit, die ihr das Leben kostete.” , erzählte er und presste die Lefzen zusammen. Dorn spürte, dass ihre bewährte Maske aus Kälte und Abweisung zu bröckeln begann. “Was für ein Sinn hatte ich nach ihrem Tod, um weiterzukämpfen? Genau. Garkeinen.” Er zuckte mit den Schultern. Dorn spürte wie sich ihre Lefzen unwillkürlich öffneten während sie seinen weißen Rücken musterte. Sie beschloss Elster vorerst reden zu lassen und sich erst am Ende seiner Erzählung zu äußern. “Aber wie durch ein Wunder war Kazimir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und er wollte mich nicht gehen lassen. Was verwunderlich war. Anfangs. Er war nämlich das komplette Gegenteil von Evie. Aber der Schein trügte nur. Er war gekennzeichnet vom Leben, aber sein Herz war am richtigen Fleck.” , erzählte er weiter, fuhr seine Krallen aus und grub sie in die Erde. “Er starb im Kampf, um mein Leben zu retten. Also wer bin ich, um es wegzuwerfen? Denn sonst wäre er umsonst gestorben. Und wer kann das schon mit seinem Gewissen vereinbaren?” Dorn schluckte einmal als sie das Gefühl hatte, dass sich ihre Kehle zuschnürte. Grausam was er durchgemacht hat. Der Hauch von Verbundenheit wuchs an.
Elster räusperte sich. “Also, wer waren sie? Zwei wunderbare Katzen mit einer unverwechselbaren Persönlichkeit und ihren ganz eigenen Facetten und Macken. Wieso waren sie mir so wichtig? Weil sie alles in meinem Leben waren. Alles. Und ob sie mir sehr wichtig waren? Ja. Unheimlich wichtig. So wichtig, dass ich ihre Wichtigkeit niemals in Worte fassen könnte.” , sprach er weiter und klang gegen Ende weicher, sanfter. Dorn blinzelte ein paar Mal. Er gab einen kehligen, kurzen Laut von sich, das einem Lachen ähnelte. “Wow, so eine rührselige Seite kenne ich gar nicht von mir. Schön, dass du sie mir rausgekitzelt hast, Dorn. Man lernt wohl nie aus, was?” Als er ihr sein Gesicht erneut zuwandte, sah sie ein leichtes Lächeln.
Dorn musterte sein Gesicht, das Lächeln. Seine verschiedenfarbigen Augen. Die Kälte schwand immer mehr aus ihrem grünen Blick und machte ehrlichem Mitgefühl Platz. Nicht Mitleid sondern Mitgefühl. Sie schluckte erneut. "Deine Verluste... tun mir sehr leid." , miaute sie mit einer seltenen Ruhe. Sie blinzelte einmal. "Danke, dass du mir von ihnen erzählt hast. Sie... klingen nach großartigen Persönlichkeiten." , fügte sie mit einem ebenso seltenen leichten, ehrlichen Lächeln hinzu.
Zwar hatte sie die Kurzform erzählt, wie ihre Mutter getötet wurde doch... irgendwie hatte Dorn das Gefühl, dass sie zu wenig erzählt hatte. "Meine Mutter hieß Hase und hatte ein sanftes, beschützendes Wesen. Mein Vater..." , begann sie und kniff ihre grünen Augen zum Ende hin ein wenig zusammen während ihre Stimme an Verachtung zunahm, "hieß Marder und mein Bruder Stachel." Dorn kräuselte ihre leberfarbene Nase. "Für meinen Vater waren Kätzinnen nur... für die Fortpflanzung gedacht deshalb brachte meine Mutter mir die Jagd und das Kämpfen bei. Sie verteidigte mich vor Marders Wutanfällen bis... sie es eines Tages nicht mehr konnte. Er verbiss sich in ihrer Kehle und riss ihr zeitgleich den Bauch auf... Ich ertrug ihn nach ihrem Tod noch eine Zeit lang, wurde aber immer aufmüpfiger." Ihre Lefzen verzogen sich zu einem Lächeln. Ja... darauf war sie schon ein wenig stolz. "Es kam zum Kampf zwischen ihm und mir. Als ich merkte, dass ich ihm unterliegen würde, bin ich geflüchtet. Aber ich konnte Hase nie begraben. Marder und Stachel... haben es nicht erlaubt." Ihr Lächeln verblasste bevor sie zu den Blumen und den Stöcken sah. Ein anderes, viel sanfteres, fast liebevolles Lächeln zeigte sich auf ihrem sonst so ernsten Gesicht. "Es ist schön, dass du Evie und Kazimir eine Gedenkstätte errichten konntest." , miaute sie lächelnd bevor sie ihren grünen Blick wieder auf Elster richtete.
"Ich kann Kater nicht ausstehen." Leicht schnaubte sie. "Aber du bist in Ordnung." , fügte sie mit einem leichten Lächeln hinzu.
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Elster konnte live miterleben, wie Dorns typische Kälte in ihren Augen schwand und durch Mitgefühl ersetzt wurde. Kein Mitleid, sondern ehrlichem Mitgefühl. “Deine Verluste...tun mir sehr leid.” Elsters Lächeln verblasste langsam. “Danke, dass du mir von ihnen erzählt hast. Sie...klingen nach großartigen Persönlichkeiten.”
Das siebte Weltwunder geschah. Dorn lächelte. Leicht, aber ehrlich, vor einem Kater. Elster nickte langsam. Ein Hauch Erleichterung und Dankbarkeit blitzte in seinen verschiedenfarbigen Augen auf. Sie zollte seinen verstorbenen Kameraden Respekt und verhielt sich dabei ungewöhnlich sensibel. Sie kann auch ganz anders. Aber das war mir schon längst klar.
“Meine Mutter hieß Hase und hatte ein sanftes, beschützendes Wesen. Mein Vater...” Elster drehte seine sitzende Position damit er Dorn ansehen konnte, ohne am nächsten Morgen mit höllischen Nackenschmerzen aufwachen zu müssen. “...hieß Marder und mein Bruder Stachel.” Dorn kräuselte ihre Nase. Elster beobachtete jede Regung ihres Gesichts genau. Dorn erzählte nun die Langform ihrer Geschichte und Elster hörte zu. Unterbrach sie nicht wie sie es bei ihm auch nicht tat. Vielleicht wird es ihr gut tun das auszusprechen.
“...Er verbiss sich in ihrer Kehle und riss ihr zeitgleich den Bauch auf...”
Elsters Blick schweifte leicht an Dorn vorbei in die Ferne. Er kannte die Brutalität, Grausamkeit und Gewalt von anderen Katzen. Kazimir hatten die Streuner damals bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
“...Aber ich konnte Hase nie begraben. Marder und Stachel...haben es nicht erlaubt.”
Seine Augen fanden ihren Weg zurück zu Dorns Gesicht. Erneut ein seltenes Lächeln der katerhassenden Kätzin. “Es ist schön, dass du Evie und Kazimir eine Gedenkstätte errichten konntest.”
Ihre Blicke trafen sich wieder und Elster musterte sie nachdenklich. Wer sagt denn, dass wir das nicht auch für Hase machen können?
“Ich kann Kater nicht ausstehen.” Keine Überraschung. “Aber du bist in Ordnung.” Elster musste ihr Lächeln unwillkürlich erwidern.
“Ich habe noch nie so ein wertvolles Kompliment bekommen.” , miaute er humorvoll, aber aufrichtig und stand langsam auf, abwägend.
“Mach deine Augen zu, Dorn.” , maunzte er und beobachtete ihre Reaktion. Er wusste, dass das vielleicht zu viel verlangt war. Dass das wohl eins der größten Vertrauensbeweise für Dorn sein musste. Aber seine Überraschung hätte sonst keine Wirkung. Oder guck von mir aus in den Himmel oder so. “Dir wird nichts passieren, ich verspreche es dir.” , fügte Elster sanft hinzu. “Ich bin gleich wieder da.” , murmelte er und ging los, an ihr vorbei. Du wirst es nicht bereuen.
Und selbst wenn Dorn ihm noch nicht so weit vertraute und lieber zugucken wollte war das auch okay. Er ließ sich dadurch von seinem Vorhaben nicht abbringen.
Elster musste zweimal hin und her gehen. Er baute sein Konstrukt links neben Evies provisorisches Grab, weil Dorn links von Elster gesessen hatte und sie diesem somit am nächsten sein würde.
Scharren von Erde. Ein kurzes Ächzen.
Elster stellte sich daneben. “Du darfst gucken.” , miaute der Schattenläufer nach einer Weile ruhig.
Er deutete mit der Schnauze auf den dritten Stock -der wie die anderen beiden in der Erde steckte- neben sich der neu war. Darunter befanden sich Wegwarten. Hellblaue Blumen mit einem Stich lila. Ein eher kleiner, aber schwerer Stein fixierte auch diese. Aber so, dass man die hübsche Farbe noch gut erkennen konnte. “Nichts spricht dagegen auch für Hase so einen Ort zu erschaffen.” Es ging um die Geste. Elster konnte schließlich weder Evie noch Kazimir begraben, genauso wie Dorn ihre Mutter nicht begraben konnte.
Elster setzte sich wieder in Bewegung und ließ sich an seinen Platz von vorhin fallen, rechts von Dorn. “Eine wundervolle Mutter hat eine wundervolle Tochter großgezogen. Ich werde sie immer in Ehren halten.” , versprach er mit weicher Stimme, sein Blick auf die Wegwarten gerichtet.
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