Maybe this time, you'll stay
Die Sonne stand bereits an ihrem höchsten Punkt und wärmte die Luft mit ihren sanften Strahlen. Inzwischen merkte man recht deutlich, dass Blattfall angebrochen war, war die Luft doch bereits recht kühl. Und würde noch kühler werden je näher die Blattleere rücken würde.
Mit rhythmischen Strichen hatte Beerennase über ihr Fell geleckt, um es zu säubern während sie sich einen Sitzplatz in der Sonne gesucht hatte. Wie so oft hatte sie sich ihren Gefährten herbeigewünscht, damit er ihr mit dem Putzen am Rücken helfen würde. Schon vorher hatte er ihr dabei geholfen doch seit ihrer Trächtigkeit war Beerennase ungelenkiger geworden. So hatte sie stattdessen mit ihrem weißen Brustfell weitergemacht und anschließend mithilfe ihrer Pfoten ihre braungestreiften Ohren gesäubert.
Nun wanderte ihr grüner Blick über das Lager, beobachtete Patrouillen, die zurückkehrten oder gerade aufbrachen. Beobachtete unterschiedliche Katzen, die sich zusammengesetzt hatten, um Zeit miteinander zu verbringen und miteinander zu reden. Und sie? Sie würde sich nun zu einem Spaziergang außerhalb des Lagers aufmachen. Silberlicht hatte ihr erneut einen Vortrag gehalten, dass sie sich mehr bewegen sollte. Etwas verwundert hatte sie die blaugraue Kätzin angesehen, da sie sich seit ihrem letzten Vortrag deutlich mehr bewegte. Scheint auch wieder nicht richtig zu sein. Doch hatte die Braungestreifte zugestimmt und Besserung versprochen statt zu widersprechen und zu protestieren.
Mit einem leisen Ächzen und unter Anspannung ihrer Muskeln erhob sich die trächtige Kätzin auf ihre zierlichen Pfoten und setzte sich in Bewegung. Wieselfeuer war sicher wieder außerhalb des Lagers unterwegs, um die Grenze zu kontrollieren oder für den Clan zu jagen. Ihn konnte sie schwer fragen, ob er sie begleiten wollte. Im Gehen blickte sich Beerennase nach Eismond um, mit dem sie vor einigen Sonnenaufgängen gesprochen hatte. Doch auch den schneeweißen Kater konnte sie nirgends entdecken. Du brauchst auch keine Begleitung! Genau! Sie war eine erwachsene, große Kätzin, die ihr Jungen-, Schüler- und Kriegerleben allein gelebt hatte bis sie Wieselfeuer kennengelernt hatte! Auch ihre Eltern hatte sie dazu nicht gebraucht. Zumindest redete sie sich das ein denn insgeheim beobachtete sie Mütter, Väter und ihre Jungen - ob jung oder älter - mit ein wenig Eifersucht. Wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn Karpfensprung und Schilfohr ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten? Wäre sie auch so schüchtern und scheu geworden? Hätte ihr Leben eine andere Richtung genommen? Ob sie auch dann die Gefährtin von Wieselfeuer geworden wäre? Oder wäre sie zu selbstbewusst gewesen, um sich von dem eigentlich cholerischen Kater unterbuttern zu lassen? Hätte er überhaupt Interesse an ihr entwickelt?
Beerennase hatte nicht gemerkt, dass sich ihr jemand genähert hatte, je näher sie dem Lagerausgang gekommen war. Erst als sich eine braungestreifte Gestalt in ihr Blickfeld schob. Sie hob ihren runden Kopf und blickte Schilfohr aus ihren mandelförmigen, grünen Augen etwas überrascht an. Wann hatte sich ihr Vater ihr zuletzt so offen genähert? Er fragte sie, ob er sie begleiten dürfe und ein wenig zögerlich hatte die trächtige Kätzin genickt. Ob es einen Grund hatte, dass er sich ihr gerade jetzt annäherte? Wo die Geburt der Jungen kurz bevorstand? Ob Karpfensprung etwas damit zu tun hatte? War das wieder ein Ergebnis der Sprunghaftigkeit ihrer Mutter, dass sie mit ihren Enkeln engeren Kontakt knüpfen wollte und schickte deshalb ihren Gefährten vor? Ein Gedanke, der Beerennase einen Stich versetzte denn insgeheim wünschte sie sich, dass sich das Verhältnis zu ihren Eltern und insbesondere ihrem Vater bessern würde.
Ihre zierlichen Pfoten hatten sie in recht langsamen Tempo zur Blumenwiese geführt. Längere Zeit war sie nicht mehr hier gewesen. Öfter mal was neues. Der schwache Duft der spärlichen Blumen drang in ihre rosafarbene Nase, die ihr den Kriegernamen gegeben hatte. Beerennase blieb stehen und atmete ein paar Mal tief durch. Zwar war ihr Ziel nicht allzu weit vom Lager entfernt dennoch hatte sie der Weg hierher angestrengt. Als sie ein wenig besser Luft bekam, setzte sie sich wieder in Bewegung, um ihren Spaziergang mit ihrem Vater fortzusetzen.
Alias — Jacky
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Heute. Heute war der Tag an dem Schilfohr sich vorgenommen hatte zu seiner Tochter zu gehen. Das Wetter heute war schön, obwohl der Blattfall schon weiter vorangeschritten war. Die Luft war kühl, aber die Sonnenstrahlen wärmten sein Pelz und schienen ihm einen sanften Schubs, einen Stoß in die richtige Richtung zu geben. Der Krieger saß mit einem weiten Abstand von seiner Tochter entfernt, und während er sich über die Pfote leckte und über sein Ohr fuhr, wurde ihm schmerzlich bewusst, wie man diese physische Distanz symbolisch auch auf etwas anderes übertragen konnte. Und das war traurig. So sollte ein Vater-Tochter Verhältnis miteinander nicht sein. Und das schlimmste? Ich war Schuld. Und bin es immer noch. Wie konnte er als Vater bloß so versagt haben? Er hätte konsequenter sein müssen. Er hätte seine Gefährtin zur Rede stellen sollen oder ihr zumindest in aller Ruhe klar machen müssen, was für Konsequenzen das haben würde. Das sie eine Verantwortung hatten, ob sie nun wollte oder nicht. Stadtessen hatte er alles mit seinem Schweigen und seiner inneren Zerrissenheit schlimmer gemacht. Mit seinem Zögern. Oh, wie gerne er mutiger sein wollte, in Hinsicht seiner Familie, seiner Liebsten.
Schilfohr wusste, dass vieles mit seiner eigenen Geschichte zu tun hatte, aber das war lediglich eine Erklärung, keine Entschuldigung. Du bist nun schon 50 Monde, langsam musst du deine eigenen Beine in die Pfoten nehmen und die Dinge gerade biegen. Eigentlich ist das schon längst fällig.
Und das wollte er auch. Heute. Schilfohr atmete tief durch, spannte seine Muskeln an. Aber warum konnte er sich nicht bewegen? Warum war er an seinem Platz festgekettet? Als hätten seine Zweifel und Ängste sich zu Wurzeln materialisiert und sich hartnäckig in den Boden unter sich gegraben. Der getigerte Kater beobachtete, wie Beerennase sich aufrichtete, was ihr deutlich schwerer fiel als früher, was kein Wunder angesichts ihres runden Bauches war.
Und dann begann sie sich zu bewegen. Richtung Lagerausgang. Nein! Ich wollte doch zu ihr! Heiße Verzweiflung versengte die Wurzeln augenblicklich, die ihn an Ort und Stelle banden, und ohne, dass er es bemerkte, tappte er eilig, aber leise auf Beerennase zu. Schilfohr konnte dabei keinen klaren Gedanken fassen. Während er zu ihr eilte, während er fragte, ob er sie begleiten durfte und schon gar nicht als sie zusagte, anstatt abzulehnen was ihr volles Recht gewesen wäre.
Schilfohr brachte nur ein kleines Nicken zustande und passte sich stumm ihrem Tempo an, während er neben Beerennase herlief.
Endlich! Endlich war er über seinen Schatten gesprungen und hatte sich getraut, hatte nicht mehr gezögert! Aber was jetzt? Was sollte er sagen?
Schilfohr blieb stehen und atmete zeitgleich mit seiner Tochter durch, aber nur um sich zu beruhigen und seine Gedanken zu sortieren. Wie sollte er ein Gespräch anfangen, dass andeutete, was seine Intentionen waren? Oder sollte er mit der Tür ins Schloss fallen? Er hatte die Befürchtung, dass sie gar nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und nur aus Höflichkeit nicht ‘Nein’ gesagt hatte. Er könnte es ihr nicht verübeln. Aber...was, wenn die Chance bestand, dass sie ebenfalls noch Hoffnung hatte, dass sie sich näherkommen konnten? Wollte sie das überhaupt?
“Danke, dass ich dich begleiten darf.” , begann Schilfohr und schenkte ihr ein leichtes, aber dankbares Lächeln. Dann schluckte er und richtete seinen schlammgrünen Blick kurz nach vorne. “Wie geht es dir, Beerennase?” , fragte er dann ehrlich interessiert und musterte seine Tochter von der Seite. Schilfohr wusste nicht, wie er an ihrer Stelle auf so eine absurde Situation reagieren würde, aber er wünschte, dass Beerennase die Wahrheit sagte. Am besten sollte sie ihm all die Dinge an den Kopf werfen die sie über ihn und seine unentschuldbaren Fehler dachte, und wie sie sich fühlte. Aber war Beerennase zu sowas überhaupt imstande?
Alias — Connor
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Obwohl man merkte, dass Blattfall im vollen Gange war, wärmten die Sonnenstrahlen den braungestreiften Pelz der trächtigen Kätzin so weit, dass ihr warm wurde. Sehr warm. Toll. Oder lag es an den Hormonen? Beerennase konnte schon kaum mehr sagen, wo ihr der Kopf stand, dank ihrer Stimmungsschwankungen. Letztens erst durfte sich Wieselfeuer einen Ausbruch anhören, weil der Vogel, den sie sich als Mahlzeit geholt hatte, zu viele Federn besaß. Im nächsten Herzschlag hatte es ihr unglaublich leid getan und im wiederum nächsten Herzschlag war sie wieder fröhlich. So war Beerennase froh über die Unterbrechung des Spaziergangs, über die kleine Pause, um einerseits zu Atem zu kommen und andererseits ihre Gedanken ordnen zu können. Wieso wollte ihr Vater ausgerechnet heute mit ihr spazieren gehen? Sonst hatte er doch immer auf der Seite Karpfensprungs gestanden und Beerennase mehr oder weniger ignoriert… Zumindest kam es ihr immer so vor. Oder schickte ihre Mutter Schilfohr vor, damit er Kontakt zu ihr knüpfte und ihre Mutter sich wieder in ihr Leben schleichen konnte? Besonders jetzt, wo ich trächtig bin…? Oder nahm er schon Eigenschaften ihrer Mutter an und handelte aus impulsiven Gedanken heraus…? Bisher hatte Beerennase ihren Vater nicht so eingeschätzt…
“Danke, dass ich dich begleiten darf.” , begann ihr Vater und riss sie aus ihren Gedanken. Beerennase sah ihren Vater aus ihren mandelförmigen, grünen Augen an. Er schenkte ihr ein leichtes aber dankbares Lächeln. Sie blinzelte einmal. Das Lächeln wirkte echt und nicht geheuchelt. Oder… schätzte sie es nur so ein, weil sie sich eine bessere Vater-Tochter-Beziehung wünschte…? Und was sollte sie darauf antworten? Gern geschehen? Irgendwie kam ihr das nicht richtig vor… Deshalb nickte sie und versuchte das Lächeln Schilfohrs zu erwidern. Im Gegensatz zu seinem leichte, dankbaren, ehrlichen Lächeln wirkte ihres eher ein wenig unsicher.
Er richtete seinen Blick nach vorne weshalb auch Beerennase den Blick abwandte. War das falsch? Hatte ihr Lächeln halbherzig gewirkt? Dabei war sie auf eine gewisse Weise froh, dass der Kater sie begleitete. Fast hätte Beerennase geseufzt. “Wie geht es dir, Beerennase?” Sie richtete ihren grünen Blick wieder auf die braungestreifte Gestalt ihres Vaters, der sie von der Seite ansah. Auch sie musterte ihn für einen Herzschlag bevor sie ihren grünen Blick wieder auf ihren Weg richtete. ”Du meinst außer dem ständigen Rumoren, als hätten die Jungen beschlossen, in meinem Bauch zu patrouillieren?” , gab die trächtige Kätzin ein wenig sarkastisch zurück. Im nächsten Herzschlag tat ihr der sarkastische Kommentar leid. So leid, dass sie sich am liebsten in der hintersten Ecke des Kriegerbaus versteckt hätte. Mäusehirnige Hormone. Beerennase konnte es kaum erwarten, wenn sie die Geburt ihrer Jungen hinter sich haben und sich ihre Stimmungsschwankungen endlich legen würden. Sie senkte ihren grünen Blick schuldbewusst. ”Entschuldige bitte… Die Hormone…” , fügte sie etwas leiser hinzu. Sie ging schweigend einige Schritte weiter während sie versuchte, das aufkommende schlechte Gewissen zu verdrängen. Irgendwann räusperte sie sich leicht. ”Es… geht mir gut. Wieselfeuer… ist sehr vorsichtig und fürsorglich. Auch… wenn man es nicht denken mag.” , antwortete sie schlussendlich auf die Frage ihres Vaters. Ein leichtes Lächeln auf dem hübschen Gesicht. ”Den Jungen scheint es auch gut zu gehen.” , fügte Beerennase hinzu bevor sie Schilfohr ihren runden Kopf zu drehte und ihn aus ihren mandelförmigen, grünen Augen ansah. ”Wie geht es dir, Schilf…” , fragte sie ihn ebenfalls, unterbrach sich allerdings. War es richtig, seinen Namen zu sagen…? Er war doch… ihr Vater und sie wollte eine bessere Beziehung zu ihm… ”Papa?” , beendete sie ihre Frage. Und stellte fest, dass es gut tat, ihn mit diesem Wort anzusprechen. Fühlt sich nur… etwas komisch an. Beerennase war sich aber sicher, dass sie sich daran gewöhnen würde.
Alias — Jacky
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I will, i promise. If you let me
Als Antwort kam zuerst ein sarkastischer Kommentar, den Schilfohr aber keineswegs als etwas Negatives auffasste. Er fand den Vergleich so amüsant, dass er leicht belustigt schnauben musste. Außerdem war ihm schon klar, woher das kam, aus einer sonst eher schüchternen und zurückhaltenden Katze. Er hatte das schon durchgemacht.
“Jeder bereitet sich wohl anders auf die Geburt vor.” , miaute Schilfohr humorvoll, wobei er gleichzeitig irgendwie versuchte, das Gespräch lockererer zu gestalten.
Im nächsten Herzschlag entschuldigte Beerennase sich jedoch leise für ihre Hormone und der Krieger schüttelte etwas ungläubig den Kopf. “Nein, du musst dich nicht entschuldigen. Niemals.” , erwiderte er wieder ernster.
Sondern ich. Ich muss mich entschuldigen. Aber diese Worte blieben ihm im Hals stecken, weswegen Schilfohr schlucken musste.
Otterdung, wann war denn der richtige Zeitpunkt, um nach Vergebung zu suchen?
Sie verfielen in ein kurzes Schweigen, bei dem beide kurz Zeit brauchten. Als Beerennase sich räusperte drehte er den Kopf wieder zu ihr.
”Es… geht mir gut. Wieselfeuer… ist sehr vorsichtig und fürsorglich. Auch… wenn man es nicht denken mag.” Schilfohr war überrascht, dass sie doch noch ernsthaft seine Frage beantwortete, und er musterte sanft das Seitenprofil seiner Tochter. Das leichte Lächeln, das sich auf ihre Lefzen geschlichen hatte.
“Den Jungen scheint es auch gut zu gehen.”
“Ich bin froh, dass Wieselfeuer einer Katze seine fürsorgliche Seite offenbaren kann. Ihr werdet beide gute Eltern werden.” Im Gegensatz zu Karpfensprung und mir. “Und es ist schön zu hören, dass es dir und den Jungen gut geht. Das ist doch das Wichtigste.” Bekräftigend nickte Schilfohr. Kurz drehte er den Kopf wieder nach vorne, um zu prüfen, wo er hinlief.
Aber als Beerennase wieder anfing zu sprechen, blickte er sie erneut an. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seiner Tochter. Und nur ihr. “Wie geht es dir, Schilf...”
Schilfohr spürte einen Stich im Herzen. Verabscheute Beerennase ihn mittlerweile so sehr, dass sie nicht mal seinen Kriegernamen aussprechen konnte? Ich habe es wirklich vermasselt. Er konnte es ihr nicht verübeln, das war das Schlimmste. Er wusste, dass er alles vergeigt hatte. Das war nur die natürliche Konsequenz. Damit musste er leben.
“Papa?” Schilfohr blieb die Luft weg. Und seine Beine quittierten den Dienst. Er blieb stehen, erstarrte, konnte nicht glauben, dieses Wort jemals wieder hören zu dürfen, aus dem Mund seines ersten und einzigen Kindes. Eine neue Welle aus frisch blühender Liebe wuchs rasant in seiner Brust an, und zerbrach die Mauer aus Schuldgefühlen, Abscheu und Verachtung.
Schilfohr schüttelte leicht den Kopf. “Ich verdiene es nicht so von dir genannt zu werden, Beerennase.” , hauchte er voller Enttäuschung auf sich selbst. Dann zwang er seine Beine sich zu bewegen und holte zu der trächtigen Katze auf, um sich vor sie zu stellen. Er hob mit aller Kraft den Kopf, um seiner Tochter fest in die Augen zu blicken. Schlammgrün traf auf blattgrün. “Ich habe meine Aufgabe als Vater versagt. Und ich schwöre dir, das wollte ich nicht. Nie. Aber...” Er sah leicht zur Seite. “Ich...ich...wie sollte ich mich um zwei Katzen gleichzeitig kümmern?” Schilfohr liebte Karpfensprung als auch Beerennase, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass seine Gefährtin nicht einfach war. Dass sie viel seiner Zeit und Kraft beanspruchte. Viel zu viel. Er konnte sich nicht klonen, aber das hätte er müssen, um ein guter Gefährte als auch Vater sein zu können.
Aber Schilfohr hatte Angst. Angst, dass Karpfensprung sauer auf ihn wäre, wenn er sich mehr auf Beerennase konzentriert hätte. Dass sie stritten und sie wegrannte, und niemals wieder zurückkehrte. Wie seine Mutter. Schilfohr stemmte seine Pfoten in die Erde, um das leichte Zittern seiner Muskeln zu unterdrücken. Dann hätte er nämlich zwei Katzenleben auf dem Gewissen. Wie hätte er sowas mit sich vereinbaren können?
“Das soll nicht wie eine Ausrede klingen. Ich hätte...stärker sein müssen. Für dich. Ich hätte Wege finden müssen. Irgendwie. Aber das habe ich nicht. So ein Feigling wie ich hat es nicht verdient Papa genannt zu werden.”
Er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und senkte den Kopf als auch die Stimme. “Du musst dich nicht für deine Hormone entschuldigen, Beerennase. Im Grunde musst du dich für gar nichts in meiner Anwesenheit entschuldigen. Ich bin derjenige der um Vergebung bitten muss.” , murmelte Schilfohr Richtung Ende seines Schuldeingeständnisses.
Schilfohr zwang sich sie wieder anzusehen.
“Ich weiß, dass ich wahrscheinlich zu spät bin. Ich habe viel zu lange gezögert. Aber ich will einfach, dass du weißt, dass du keine Schuld trägst. Ich habe es verpatzt. An dir ist alles richtig und gut, wie es nur sein kann. Du bist zu einer hervorragenden Kriegerin herangewachsen. Zu einer wundervollen Katze mit einem großen, reinen Herzen. Zu...-” Zu meiner perfekten Tochter. Aber wenn er es nicht verdient hatte von Beerennase Vater genannt zu werden, hatte er erst recht nicht die Ehre und Erlaubnis sie seine Tochter zu nennen. Oder etwas in diese Richtung.
Schilfohr senkte erneut den Kopf und fixierte sich auf die weißen Pfoten der Kätzin. “Zweifle nie an dir und deinem Wert.” , miaute er fest. Dann atmete er einmal durch, denn sein rasendes Herz raubte ihm jeden Atemzug. “Es tut mir leid, dass ich nicht der Vater für dich war, den du gebraucht hättest, Beerennase.” , wisperte der Krieger und traute sich nicht wieder hochzuschauen. Er wartete darauf, dass ihre Pfoten aus seinem Sichtfeld verschwanden. Das sie ging, weil ihr Schmerz zu groß war. Weil Schilfohr nicht glauben konnte, dass Beerennases Herz so gigantisch war, dass sie ihm sowas verzeihen könnte.
Zumindest hatte er endlich geredet und das Zögern gebrochen. Aber er erwartete nicht, dass sie ihm verzieh.
Alias — Connor
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Statt ärgerlich auf ihren sarkastischen Kommentar zu reagieren, schnaubte Schilfohr belustigt. Beerennase war erleichtert, dass ihr Vater ihr nicht böse war, lag doch ein Streit keineswegs in ihrer Absicht. “Jeder bereitet sich wohl anders auf die Geburt vor.” , entgegnete der Krieger humorvoll. Nun entkam der Kätzin ein belustigtes Schnauben und ein leichtes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht.
Ihr Vater schüttelte den Kopf auf ihre Entschuldigung. “Nein, du musst dich nicht entschuldigen. Niemals.” , erwiderte er ernster. Sie blinzelte einmal. Aber... sie hatte doch gerade mit Sarkasmus auf eine normale Frage geantwortet... Sollte sie sich da nicht entschuldigen? Er sagt, dass ich es nicht muss... Etwas unsicher aber dankbar lächelte die trächtige Kätzin ihren Vater an.
“Ich bin froh, dass Wieselfeuer einer Katze seine fürsorgliche Seite offenbaren kann. Ihr werdet beide gute Eltern werden.” , miaute Schilfohr auf ihre Worte nach einigem Schweigen hin. Beerennase lächelte ihn dankbar an. Ehrlich dankbar. "Danke schön." , maunzte sie lächelnd. “Und es ist schön zu hören, dass es dir und den Jungen gut geht. Das ist doch das Wichtigste.” , fügte Schilfohr hinzu, nickte bekräftigend. Zustimmend nickte die trächtige Kriegerin.
Auch während ihrer nächsten Worte blickte der Kater sie an, wie er es schon zuvor getan hatte. Als gelte seine ganze Aufmerksamkeit der Kätzin. Sie schaffte es, ihn nicht mit seinem Namen sondern mit "Papa" anzusprechen. Es fühlte sich so gut an und ließ ihr warm ums Herz werden. Und vielleicht hoffte sie, dass der Krieger so merken würde, dass sie ein anderes Vater-Tochter-Verhältnis anstrebte als ihr bisheriges. Den Versuch ist es wert, unser jetziges Verhältnis zu verändern. Schilfohr blieb wie erstarrt stehen und auch Beerennase blieb nach zwei weiteren Schritten stehen. Sie drehte sich zu ihrem Vater um und sah ihn verunsichert an. Er schüttelte leicht den Kopf und Beerennase schien die Luft wegzubleiben. War der Spaziergang gar kein Versuch, ihre Differenzen beizulegen? Nur Höflichkeit? Oder wirklich Karpfensprungs Plan? Ihr Schweif zuckte leicht vor Nervosität, ihre Ohren waren leicht zur Seite gedreht - nicht wütend aber verunsichert. Verletzlichkeit trat in ihre großen, mandelförmigen, blattgrünen Augen. Leicht gruben sich ihre Pfoten in den Boden, ihre Schultern senkten sich leicht als sich Enttäuschung in ihr ausbreitete. “Ich verdiene es nicht so von dir genannt zu werden, Beerennase.” , hauchte Schilfohr voller Enttäuschung. Und die Kätzin blinzelte einmal. Ihre rosafarbenen Lefzen öffneten sich leicht vor Sprachlosigkeit. Sie setzte zu einer Frage an. Was meinte Schilfohr damit? Doch dann setzte er sich in Bewegung, überholte sie und stellte sich vor die trächtige Kätzin. Ihr blattgrüner Blick traf auf seine schlammgrünen Augen. “Ich habe meine Aufgabe als Vater versagt. Und ich schwöre dir, das wollte ich nicht. Nie. Aber...” , miaute er und sah leicht zur Seite. Aber? Beerennase suchte mit ihren blattgrünen Augen den schlammgrünen Blick ihres Vaters. “Ich...ich...wie sollte ich mich um zwei Katzen gleichzeitig kümmern?” Die trächtige Kätzin blinzelte einmal. Er hatte wählen müssen. Und seine Wahl war auf seine Gefährtin gefallen. Ein leichter Stich fuhr ihr in die Brust. “Das soll nicht wie eine Ausrede klingen. Ich hätte...stärker sein müssen. Für dich. Ich hätte Wege finden müssen. Irgendwie. Aber das habe ich nicht. So ein Feigling wie ich hat es nicht verdient Papa genannt zu werden.” , endete Schilfohr und schluckte einmal bevor er den Kopf senkte. “Du musst dich nicht für deine Hormone entschuldigen, Beerennase. Im Grunde musst du dich für gar nichts in meiner Anwesenheit entschuldigen. Ich bin derjenige der um Vergebung bitten muss.” , hörte sie ihn murmeln. Sie war sprachlos. Absolut sprachlos. Ihr Vater hatte sich zum ersten Mal für sein Verhalten entschuldigt. Und sie konnte seine Beweggründe verstehen, auch wenn sie sich wohl für ihre Jungen oder ihr Junges entschieden hätte. “Ich weiß, dass ich wahrscheinlich zu spät bin. Ich habe viel zu lange gezögert. Aber ich will einfach, dass du weißt, dass du keine Schuld trägst. Ich habe es verpatzt. An dir ist alles richtig und gut, wie es nur sein kann. Du bist zu einer hervorragenden Kriegerin herangewachsen. Zu einer wundervollen Katze mit einem großen, reinen Herzen. Zu...-” , fuhr der Kater fort und unterbrach sich. Erneut senkte er den Kopf. “Zweifle nie an dir und deinem Wert.” , miaute er fest, atmete einmal durch. “Es tut mir leid, dass ich nicht der Vater für dich war, den du gebraucht hättest, Beerennase.” Fast hätte sie seine Worte nicht gehört. Schilfohrs Stimme drang wie das Wispern des Windes an ihre Ohren, die schon immer hervorragend gewesen waren.
Andere hätten sich wohl auf dem Pfotenballen umgedreht doch Beerennase hatte nicht das Bedürfnis das Weite zu suchen. Endlich verstand sie, was in ihrem Vater vorgegangen war. Doch, was viel wichtiger war, war die Entschuldigung, auf die sie so lange gewartet hatte. Und dafür war sie unendlich dankbar - ihrem Vater und auch ihren Ahnen, die ihm sicher die Kraft für diese Entschuldigung gegeben hatten. Statt also davon zu laufen, setzte sich die trächtige Kätzin in Bewegung und leckte ihrem Vater über die Stirn. Dann rieb sie ihre Wange mit einem leisen Schnurren an seiner. "Danke, Papa. Auch für die Entschuldigung." , miaute sie schnurrend bevor sie ihren Kopf zurückzog und ihn mit einem Lächeln ansah. "Die Vergangenheit kann man nicht ändern aber wir können Einfluss darauf nehmen, was in Zukunft passiert." , fügte sie hinzu bevor sie ihre Wange erneut an seiner rieb. "Es ist schade, dass uns so viel Zeit verloren gegangen ist... aber wir können es in Zukunft besser machen. Und... ich... hätte gerne ein... ein besseres Verhältnis zu dir..." , fügte sie etwas verlegen hinzu. Leicht räusperte sich die Kätzin als sie ihren Kopf erneut zurückzog. Ihre blattgrünen Augen suchten erneut nach seinem schlammgrünen Blick. "Bitte... geh nicht, Papa. Nie wieder."
Alias — Jacky
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Die kurze Stille, die daraufhin folgte, war ohrenbetäubend. Denn Schilfohrs Herz rannte einen Sprint, seine Gedanken liefen schreiend zickzack in seinem Kopf, und sein Blut rauschte in seinen Ohren. Mit jeder Sekunde, die verstrich, war er sich immer sicherer, dass Beerennase sich nun umdrehte und ging. Aber nichts dergleichen geschah. Stadtessen bewegten sich ihre Pfoten vorwärts. Schilfohr blinzelte. Nach vorne! Zu mir!
Dann spürte er eine sanfte Zunge auf seiner Stirn und der Kater hob langsam den Kopf. Ungläubig und blinzelnd versuchte er zu verstehen was gerade passierte, während Beerennase schnurrend ihre Wange an seiner rieb. “Danke, Papa.” Sein Herz machte einen erneuten Satz. Ich glaube daran werde ich mich nie gewöhnen. “Auch für die Entschuldigung.” Beerennase zog sich zurück und lächelte ihn an.
“Die Vergangenheit kann man nicht ändern aber wir können Einfluss darauf nehmen, was in Zukunft passiert.”
Schilfohr schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Mein Junges ist so erwachsen geworden. Wie konnte ich nur so lange zögern? Mechanisch nickte der Krieger nur.
“Es ist schade, dass uns so viel Zeit verloren gegangen ist...aber wir können es in Zukunft besser machen. Und...ich...hätte gern ein...besseres Verhältnis zu dir...”
Schilfohr realisierte, dass Beerennase womöglich schon lange auf diesen Moment gewartet hatte. Auf diese Entschuldigung, die sie schon hätte längst bekommen müssen. Nein, es hätte erst gar nicht zu so einer Situation kommen dürfen. Und trotzdem war sie das. Seinetwegen.
Beerennase war stark. So, so stark. Stark geworden ohne ihn. Als sie seinen Blick suchte, erwiderte er diesen selbstverständlich. Er würde alles anhören was sie zu sagen hatte. Alles. “Bitte...geh nicht, Papa. Nie wieder.”
Sein Herz bekam Risse. “...Nein.” , brachte Schilfohr keuchend hervor, als wäre er die letzten Minuten unter Wasser gewesen und erst jetzt die Oberfläche durchbrach, um Luft zu holen. Er schüttelte den Kopf. “Niemals. Das werde ich nicht.” , antwortete er eilig. “Ich verspreche es dir, Beerennase.” Der Krieger musterte das Gesicht seiner Tochter nachdenklich. “Du hast Recht. Die Vergangenheit ist vergangen. Und ich möchte dich unbedingt in Zukunft an meiner Seite wissen.” Schilfohrs Schwanzspitze zuckte schuldbewusst.
“Aber wenn es etwas gibt, was du mir sagen willst. Oder...wenn du Fragen hast, die du beantwortet haben möchtest, dann musst du es mir sagen. Ich...” Schilfohr sah erneut leicht zur Seite. “Du glaubst nicht wie sehr mir das alles leidtut. Ich will es wiedergutmachen. Und seien es anfangs nur Antworten auf langersehnte Fragen deinerseits. Du sollst nicht glauben, dass ich dich nicht geliebt hätte.”
Schilfohr bewegte sich wieder und positionierte sich an die rechte Seite seiner Tochter. Für einen Moment schmiegte er sich nach kurzem Zögern an ihr Fell, genoss ihre Wärme. “Lass uns dabei noch ein kleines Stück gehen, bevor wir hier Wurzeln schlagen, hm?.” , schlug er mit einem kleinen, zaghaften Lächeln auf den Lefzen, vor.
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Mit dieser Reaktion schien ihr Vater nicht gerechnet zu haben. Schilfohr hob den runden Kopf und blickte Beerennase ungläubig an. Auf ihre Worte hin nickte er nur.
“...Nein.” , gab Schilfohr keuchend von sich auf Beerennases Worte und ihre abschließende Bitte. Die trächtige Kätzin schluckte einmal während ihr Vater den Kopf schüttelte. “Niemals. Das werde ich nicht.” , fügte er eilig hinzu. “Ich verspreche es dir, Beerennase.” Beerennase spürte ihr Herz schneller schlagen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem hübschen Gesicht aus. Er hat es gesagt! Er hat es versprochen! Ein Schnurren löste sich aus der Kehle der Braungestreiften während ihr Vater ihr Gesicht musterte. “Du hast Recht. Die Vergangenheit ist vergangen. Und ich möchte dich unbedingt in Zukunft an meiner Seite wissen.” Beerennase nickte zustimmend, noch immer lächelnd. "Gerne, Papa." , schnurrte die Kriegerin lächelnd. Das Wort ging ihr immer leichter von der Zunge. Papa. Vielleicht gewöhnte sie sich schneller daran als sie anfangs gedacht hatte.
“Aber wenn es etwas gibt, was du mir sagen willst. Oder...wenn du Fragen hast, die du beantwortet haben möchtest, dann musst du es mir sagen. Ich... Du glaubst nicht wie sehr mir das alles leidtut. Ich will es wiedergutmachen. Und seien es anfangs nur Antworten auf langersehnte Fragen deinerseits. Du sollst nicht glauben, dass ich dich nicht geliebt hätte.” Ihr Vater hatte während dem Sprechen den Kopf zur Seite gedreht. Beerennases Lächeln schwand ein wenig. Schilfohr positionierte sich an die rechte Seite der Kätzin und schmiegte sich für einen Herzschlag an ihr braungestreiftes Fell. Erneut ließ sie ein Schnurren hören während sie die Wärme des Katers genoss. Davon musste sie unbedingt Wieselfeuer erzählen! “Lass uns dabei noch ein kleines Stück gehen, bevor wir hier Wurzeln schlagen, hm?.” , schlug er mit einem kleinen, zögerlichen Lächeln vor. Zustimmend nickte die Kätzin.
Sie setzte sich wieder in Bewegung und ließ ihren grünen Blick lächelnd schweifen. Gerne ging sie hier jagen. Etwas, das ihr für die nächsten Monde wohl nur noch begrenzt möglich sein würde. Fast hätte die Kätzin geseufzt. Auch, wenn sie sich auf die Jungen sehr freute - und sich geschworen hatte, eine bessere Mutter zu sein als es ihre Mutter für sie war -, empfand sie doch ein wenig Trauer darüber, dass sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nicht mehr so aktiv würde nachgehen können. Jagen. Fast hätte sie den Kopf geschüttelt. So negativ durfte die Kätzin nicht denken, sicher würde Leopardenteich, vielleicht auch Eismond oder sogar ihr Vater auf die Jungen aufpassen, wenn sie sich die Beine vertreten wollte.
Um sich auf andere Gedanken zu bringen, beschloss sie, auf die Worte ihres Vaters einzugehen. "Ich..." , begann sie zögerlich. "Ich bin dir nicht böse. Du warst deiner Gefährtin treu und hast sie unterstützt, wie ich es mit Wieselfeuer tun würde." , miaute sie während ihr Blick recht entspannt über die Blumenwiese schweifte. "Ich denke... ich möchte lediglich wissen... wieso du unbedingt jetzt mit mir sprechen wolltest." , fuhr sie fort und richtete ihre großen Augen auf ihren Schilfohr. "Ist es... wegen der Jungen? Weil sie bald geboren werden? War das... Karpfensprungs Plan? Interessiert sie sich überhaupt dafür... dass sie Großmutter werden wird? Oder... sind ihr die Jungen genauso egal wie ich es bin?" Jetzt waren es doch mehr Fragen gewesen als Beerennase anfangs stellen wollte. Sie waren unkontrolliert aus ihr herausgesprudelt. Leicht legte sie die braungestreiften Ohren an während sie den Blick auf ihren Weg senkte. "Du musst... auch nicht auf alles antworten, Papa. Tut mir leid... Ich... kann mich manchmal nicht zurückhalten..." , fügte sie etwas kleinlauter hinzu. Es war eine Eigenschaft, an die Wieselfeuer bereits gewöhnt war. Wie würde Schilfohr darauf reagieren?
Alias — Jacky
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Beerennase Lächeln zu sehen, sie schnurren zu hören, wegen ihm, nachdem er sie so tief verletzt hatte, machte ihn glücklich. Und er hoffte, dass er noch lange diese positiven Emotionen in ihrem Herzen auslösen konnte. Sie hat dieses Versprechen so sehr gebraucht. Und jetzt ist es meine Aufgabe es zu halten. Und das werde ich.
Nachdem Schilfohr vorgeschlagen hatte, während sie ihn Bewegung waren, zu sprechen, setzten sie sich wieder in Bewegung und führten ihren Spaziergang fort. Schilfohr war dicht neben Beerennase und passte sich ihrem Tempo an. Während Beerennase nachdachte, vielleicht welche Fragen sie ihm stellen wollte, hing er seinen eigenen Gedanken nach. Ganz verarbeiten konnte er das noch nicht. Aber er würde ihr auf alles eine Antwort geben. Das schuldete er ihr. Vielleicht raffte Karpfensprung sich auf und würde sich ebenfalls entschuldigen, wenn er ihr von diesem positiven Ergebnis erzählte? Ob das ihr Interesse wecken würde? Er war sich nicht sicher. Wahrscheinlich eher nicht. Sie wollte nichts mit Jungen zu tun haben, das hatte sie ihm deutlich gemacht.
“Ich...” Schilfohr spitzte seine Ohren und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit wieder seiner Tochter. “Ich bin dir nicht böse. Du warst deiner Gefährtin treu und hast sie unterstützt, wie ich es mit Wieselfeuer tun würde.”
Einerseits war Schilfohr erleichtert, andererseits wuchsen seine Schuldgefühle. Ich habe sie nicht wütend gemacht. Aber traurig. Und das ist inakzeptabel als Vater.
“Ich denke...ich möchte lediglich wissen...wieso du unbedingt jetzt mit mir sprechen wolltest.” Verständlicherweise, das Timing konnte komisch wirken. Schilfohr wartete, ob Beerennase noch etwas sagen möchte. Bestimmt hatte sie viel Fragebedarf.
“Ist es...wegen der Jungen? Weil sie bald geboren werden? War das...Karpfensprungs Plan?” Schilfohr schluckte schwer. Eher im Gegenteil. Karpfensprung hat überhaupt keine Pläne, außer Jagen und Patrouillieren.
“Interessiert sie sich überhaupt dafür...das sie Großmutter werden wird? Oder...sind ihr die Jungen genauso egal wie ich es bin?”
Schilfohr biss sich auf die Zunge. Wie sollte er ihr das möglichst schonungslos beibringen?
“Du musst...auch nicht auf alles antworten, Papa. Tut mir leid...Ich...kann mich manchmal nicht zurückhalten.”
Sofort schüttelte Schilfohr den Kopf und strich mit der Schwanzspitze einmal sanft über ihren Kopf und Rücken. “Du sollst dich mit deinen Fragen und Gedanken auch überhaupt gar nicht zurückhalten. Ich will sie alle hören, egal was es ist.” , stellte er ruhig klar. Und diesmal war der Kater es der seinen Blick schweifen ließ. Dann atmete er tief ein. “Ich wollte mich schon lange bei dir entschuldigen, Beerennase.” , begann er. “Aber ich habe ständig gezögert und mich nicht getraut. Nach einer Weile bin ich in eine Spirale gefallen zwischen ‘Es ist zu spät’ und ‘ich schulde ihr eine Entschuldigung’. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Ich hätte es verdient, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber ich wusste nicht, ob ich damit klarkäme.” Schilfohr schnaubte. “Was bescheuert ist, weil ich in erster Linie Schuld daran bin, dass es zu dieser Situation kam.”
Der Kater schüttelte leicht den Kopf. “Vor einigen Tagen hat Schneestern auf einer Patrouille bemerkt das ich bedrückt wirke und mich darauf angesprochen. Ich habe ihr erzählt, was mein Plan war. Sie hat mir Mut gegeben. Und womöglich auch einen sanften Tritt in den Hintern diesen Schritt endlich zu wagen.” Schilfohr lächelte leicht. “Es war Zufall, dass es jetzt ist, vor der Geburt deiner Jungen.” Sein Lächeln verblasste langsam.
“Karpfensprung hat nichts damit zu tun. Sie hatte nie einen Plan.” Schilfohr legte seine Ohren kurz an. “Ich habe sie darauf angesprochen. Ihr einen Denkanstoß gegeben. Zumindest habe ich das versucht. Und ich habe ihr von meinem Vorhaben erzählt.”
Schilfohr atmete aus, schluckte. “Früher ging nicht. Da war ihre Sprunghaftigkeit deutlich...” Er suchte nach einem passenden Wort, ohne sie zu beleidigen. “...ausgeprägter. Ich hatte Angst, dass...” Er hielt inne. “Ich hatte eine...Befürchtung. Und deshalb habe ich geschwiegen. Das war ein Fehler, das weiß ich jetzt.”
Schilfohr atmete erneut durch. Wie sollte er Beerennase erklären, dass er ein Katzenleben auf dem Gewissen hatte? Es reichte, dass sie wusste, dass er sein damaliges Schweigen als Fehler eingesehen hatte.
“Sie hat mir gesagt, dass ich machen darf was ich will. Aber das sie mit Jungen nichts zu tun haben will.” Und für eine einfache Entschuldigung an ihre Tochter ist sie viel zu dickköpfig , dachte Schilfohr frustriert. Sie musste nicht an Beerennase hängen wie er, aber das Einsehen ihrer Fehler?
“Ich habe wirklich versucht sie zum Umdenken zu bewegen, aber egal was ich sage, es geht in ein Ohr raus und fliegt aus dem anderen wieder raus.” Schilfohr blickte Beerennase das Erste Mal nach seiner Rede an, mit entschuldigender Miene. “Das tut mir auch leid, Beerennase. Ich habe mein Bestes gegeben.” Seine Kleine musste sich mit der halben Miete zufriedengeben, obwohl sie von beiden Elternteilen eine Entschuldigung verdient hätte. Hoffentlich war sie nicht all zu enttäuscht. Aber Schilfohr konnte sich nur zu gut vorstellen wie verletzend das sein musste. Er verstand Karpfensprung ja selbst nicht.
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Maybe this time, you'll stay
Beerennase war erleichtert, dass sich Schilfohr ihrem Tempo beim Gehen anpasste, auch wenn sie sich wie eine Schnecke fühlte. Schrecklich langsam... Die Kätzin tröstete sich mit dem Gedanken, dass es nicht mehr lange sein würde.
Es sprudelte eine Flut an Fragen aus ihr heraus, für die sie sich bei Schilfohr schlussendlich auch entschuldigte. Ihr Vater schüttelte den Kopf und strich ihr mit der Schwanzspitze sanft über Kopf und Rücken. “Du sollst dich mit deinen Fragen und Gedanken auch überhaupt gar nicht zurückhalten. Ich will sie alle hören, egal was es ist.” , stellte er mit ruhiger Stimme klar. Dankbar blinzelte sie den Kater an bevor sie ihm im Gehen etwas näher kam. Ihre Schulter streifte seine während sich ihr Vater umsah, wie es zuvor getan hatte. “Ich wollte mich schon lange bei dir entschuldigen, Beerennase.” , begann er und die trächtige Kätzin richtete ihren grünen Blick auf ihren Vater. “Aber ich habe ständig gezögert und mich nicht getraut. Nach einer Weile bin ich in eine Spirale gefallen zwischen ‘Es ist zu spät’ und ‘ich schulde ihr eine Entschuldigung’. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Ich hätte es verdient, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber ich wusste nicht, ob ich damit klarkäme.” , erklärte und schnaubte. “Was bescheuert ist, weil ich in erster Linie Schuld daran bin, dass es zu dieser Situation kam.” Beerennase hätte gerne etwas erwidert. Ob es bescheuert ist oder nicht, tut hier nichts zur Sache. Ihre Beziehung war etwas komplizierter als die anderer Katzen, die sich stritten. Hier gab es viele Variablen. Und gerne hätte Beerennase dem Krieger etwas in die Richtung geantwortet doch hatte sie irgendwie das Gefühl, dass er noch nicht fertig war. Leicht schüttelte Schilfohr den Kopf. “Vor einigen Tagen hat Schneestern auf einer Patrouille bemerkt das ich bedrückt wirke und mich darauf angesprochen. Ich habe ihr erzählt, was mein Plan war. Sie hat mir Mut gegeben. Und womöglich auch einen sanften Tritt in den Hintern diesen Schritt endlich zu wagen.” , erzählte er weiter und lächelte leicht. Beerennase erwiderte das Lächeln. Sie ist eine großartige Anführerin. Die Kätzin beschloss Schneestern nach ihrer Rückkehr zu danken, dass sie ihrem Vater den kleinen Tritt verpasst hatte. “Es war Zufall, dass es jetzt ist, vor der Geburt deiner Jungen.” Schilfohrs Lächeln schwand langsam. “Karpfensprung hat nichts damit zu tun. Sie hatte nie einen Plan. Ich habe sie darauf angesprochen. Ihr einen Denkanstoß gegeben. Zumindest habe ich das versucht. Und ich habe ihr von meinem Vorhaben erzählt.” Er atmete aus und schluckte. Beerennases Lächeln war inzwischen ebenfalls verblasst während sie ihrem Vater zuhörte. Leicht verengten sich ihre grünen Augen. Was hab ich auch anderes von ihr erwartet? Fast hätte sie geseufzt. “Früher ging nicht. Da war ihre Sprunghaftigkeit deutlich... ...ausgeprägter. Ich hatte Angst, dass... Ich hatte eine...Befürchtung. Und deshalb habe ich geschwiegen. Das war ein Fehler, das weiß ich jetzt.” , fuhr er fort und atmete erneut durch. Beerennase spürte einen Stich in der Brust als sie ihren Vater so leiden sah. Und das, weil ich nachgefragt hab... Und wegen ihrer Mutter. Für einen Herzschlag flammte heiße, glühende Wut in ihr auf. “Sie hat mir gesagt, dass ich machen darf was ich will. Aber das sie mit Jungen nichts zu tun haben will.” Leicht nickte die trächtige Kätzin. Mit einer ähnlichen Antwort hatte sie bereits gerechnet. “Ich habe wirklich versucht sie zum Umdenken zu bewegen, aber egal was ich sage, es geht in ein Ohr rein und fliegt aus dem anderen wieder raus.” Er sah sie entschuldigend an während sie leicht nickte. “Das tut mir auch leid, Beerennase. Ich habe mein Bestes gegeben.”
Beerennase schluckte einmal bevor sie ihrem Vater ein dankbares, leichtes Lächeln schenkte. "Ich bin Schneestern dankbar, dass sie dir den Stoß versetzt hat." , begann sie schließlich bevor ihr Lächeln schwand. "Aber von Karpfensprung... hab ich nichts anderes erwartet. Traurig und schade ist es trotzdem." , fuhr sie fort bevor sie leicht mit ihren schmalen Schultern zuckte. "Ich hab mir selbst geschworen, dass ich eine bessere Mutter sein werde. Meine Jungen bekommen meine Aufmerksamkeit und meine Liebe. Aber ich verwöhne sie nicht. Zumindest... will ich es versuchen." , fügte sie etwas verlegen hinzu und senkte ihren Blick auf ihren Weg. Sie wusste selbst, dass sie inkonsequent sein konnte. Kleinmotte war ihr damals eine große Hilfe als sie noch ihre Schülerin war. Durch die andere Kätzin hatte Beerennase sich etwas Selbstbewusstsein antrainieren können, das sich allerdings nicht allzu oft gezeigt hatte. Erst jetzt während ihrer Trächtigkeit wieder.
Für ein paar Herzschläge gingen sie wieder schweigend nebeneinander her. Es ist so still... Ist das normal? Oder... war es merkwürdig, dass sie nicht miteinander sprachen? Worüber sprach man mit seinem Vater? Denk nach, Beerennase. Denk nach! Sie versuchte sich ihre wachsende Unruhe nicht anmerken zu lassen während sie überlegte. "Weißt du... Ich hab mir mal vorgestellt, du wärst ein Dachs, der sich nur als Kater verkleidet, damit es weniger weh tut, wenn du wieder gehst." , miaute sie schließlich. Erst als sie es ausssprach, merkte Beerennase, wie komisch ihre Aussage klang. Ihr wurde schlagartig heiß. Unangenehm heiß. "War nur ein Spiel! Ich… war halt viel allein..." , fügte sie eilig hinzu und starrte auf ihre weißen Pfoten. Oh man, Beerennase!
Alias — Jacky
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Schilfohr erwiderte das Lächeln seiner Tochter. “Ich bin Schneestern dankbar, dass sie dir den Stoß versetzt hat.”
Oh, und ich erst. Schilfohr hatte das gebraucht. Dringend, wie er nach diesem Gespräch bemerkte. Und es hatte sich ausgezahlt.
“Aber von Karpfensprung..hab ich nichts anderes erwartet. Traurig und schade ist es trotzdem.”
Schilfohrs Lächeln schwand ebenfalls und er nickte langsam. Es betrübte ihn auch zutiefst.
“Ich habe mir selbst geschworen, dass ich eine bessere Mutter sein werde. Meine Jungen bekommen meine Aufmerksamkeit und meine Liebe. Aber ich verwöhne sie nicht. Zumindest...will ich es versuchen. “
Stolz regte sich in seiner Brust und er strich ihr erneut über den Kopf, kurz aber sanft und liebevoll. “Du wirst eine wunderbare Mutter, das weiß ich.” , sprach er voller Überzeugung. Ob etwas verwöhnen oder nicht, alles war besser als Vernachlässigung oder Gewalt jeglicher Art.
Dann herrschte ein mehr oder weniger...komisches Schweigen. Und auch Schilfohr fragte sich, ob das normal war. Hätte er noch etwas sagen sollen? Sie hatten sich ausgesprochen. Jetzt hieß es einfach sich besser kennenlernen. Einfach...einfach war es nicht. Und kennenlernen klang merkwürdig, wenn man bedachte, dass Beerennase sein Kind war. Mit dem ich kaum gesprochen habe. Was sollte er ihr sagen? Oder sollte er zuerst eine Frage stellen? Klang am vernünftigsten.
Aber Beerennase kam ihm zuvor. “Weißt du...” Schilfohr spitzte die Ohren und sah leicht zur Seite, auf die trächtige Kätzin. “Ich hab mir mal vorgestellt, du wärst ein Dachs, der sich nur als Kater verkleidet, damit es weniger weh tut, wenn du wieder gehst.”
Schuldgefühle und Kummer rissen wie brutale Klauen an seinem Herz und der Kater schluckte schwer. Meine arme, kleine, Beerennase. Was soll ich dazu antworten? Schilfohr würde sich eintausend Mal entschuldigen, wenn das den tiefsitzenden Schmerz aus Beerennases Brust vertreiben könnte. “War nur ein Spiel! Ich...war halt viel allein...” Schilfohr musterte einige Herzschläge wie Beerennase unangenehm berührt ihre weißen Pfoten anstarrte. Aber genau sowas wollte Schilfohr hören, auch wenn es ihn innerlich zerriss.
Der Kater atmete einmal tief durch. “Als Karpfensprung frühzeitig die Kinderstube verlassen hat, nachdem du keine Milch mehr brauchtest und ohne Mutter dort warst bin ich fast jede Nacht hergekommen, um nach dir zu sehen. Die Königinnen wussten darüber Bescheid. Ich saß manchmal lange vor der Kinderstube, um dir so nah wie möglich zu sein. Falls ich in diesen Momenten mitbekommen hatte, dass du schlecht geträumt hast, bin ich kurz reingegangen, um dich zu beruhigen.”
Schilfohr wachte dennoch jeden Morgen neben Karpfensprung auf. Der Schlafmangel tat ihm nicht gut, aber es hatte sich immer gelohnt. Manchmal schöpfte Karpfensprung Verdacht, aber er konnte sie immer beruhigen. Manchmal war es knapp gewesen, aber machbar. Unvorstellbar was vielleicht geschehen wäre, wenn er sie dadurch erzürnt hätte. Er wollte nicht darüber nachdenken.
Schilfohr strich mit der Schwanzspitzte vorsichtig über Beerennases Rücken. “Auch als du zur Schülerin ernannt wurdest, war ich regelmäßig vor dem Schülerbau. Ich habe immer nach dir gesehen. So oft ich nur konnte.” , sprach er gegen Ende mit gesenkter Stimme. “Ich war da. Nicht präsent wie du es gebraucht hättest, aber...” Er schwieg kurz. “...ich war da.” , murmelte der Kater die letzten Wörter, weil er wusste wie schwach das klang. Diese Heimlichtuerei war Feiglingsverhalten vom Feinsten, aber es war der einzige Kompromiss, den er zum damaligen Zeitpunkt mit sich selbst vereinbaren konnte. Auf Kosten seines Schlafs. Schilfohr entfernte seinen Schweif von Beerennases Rücken. Das machte nichts wieder gut, und vielleicht verletzt er Beerennase dadurch, aber er hatte das Gefühl, dass er ihr das erzählen musste. Beerennase war damals wahrscheinlich viel zu jung gewesen dachte bestimmt, dass die Königinnen sie immer in der Nacht beruhigten. Manchmal ja, aber meistens war es tatsächlich ihr Vater gewesen.
Alias — Connor
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