Brandnarbe trat ins Baumgeviert, als wäre er durch eine andere Welt gegangen, bevor seine Pfoten den ersten Grashalm berührten. Die Stimmen, das Getrappel. All das war da, doch es wirkte gedämpft, fern. Als läge eine dünne Schicht Asche auf der Welt, die den Glanz des Lebendigen dämpfte.
Er war in dieser Nacht nicht nur der Heiler des GlutClans.
Er war der Träger eines Fluchs.
Die Worte des SternenClans hallten noch in ihm nach.
Zitat: „Die Kräuter werden welken in den Pfoten dessen, der sie nicht verdient.“
Sein Blick war hart, misstrauisch, beinahe drohend... und gleichzeitig auf eine seltsame Weise suchend.
Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr das Gesehene an ihm nagte. Sein kräftiger Körper bewegte sich mit jener rauen Entschlossenheit, für die man ihn kannte. Ein gedrungener Schatten mit rotbraunem, zerzaustem Fell, durchzogen von Narben. Die Brandwunde an seiner Flanke schien in diesem silbernen Mondlicht heller zu leuchten als sonst, als wäre sie eine Warnung.
Die anderen Heiler hatte er seither nicht darauf angesprochen. Noch nicht.
Er hatte ihre Gesichter nach Antworten abgesucht, aber Schweigen war sicherer als Unsicherheit.
Er hatte gelernt: Wer Schwäche zeigt, wird zerfressen. Von Zweifeln. Vom Clan. Von der Dunkelheit.
Jetzt durchmaß sein Blick das Baumgeviert.
Fichtenstern. Distelstern. Braunellenstern. Schneestern.
Die Gesichter der Mächtigen.
Und doch... was war Macht gegen das, was er gesehen hatte?
Er erkannte Schneestern auf dem Felsen, neben Distelstern. Ihre weiße Gestalt war wie ein kalter Stern inmitten flackernder Schatten. Irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten.
Wusste sie etwas?
Sie wirkte, nicht erschüttert, aber wachsamer als sonst.
Kurz hob Brandnarbe das Kinn. Kein Gruß, kein Nicken. Nur ein Blick.
Scharf. Prüfend.
Dann wandte er sich ab, ließ sich unter den Heilerkatzen nieder, ohne ein Wort zu verlieren.
Vielleicht konnte er etwas über die anderen Heiler hinweg in Erfahrung bringen, auch wenn er nicht in Stimmung war, um mit jemanden anderem zu plauschen. Vielleicht Echowind , aber nach ihm hörte es eigentlich auch schon auf.
In seinem Kopf kreiste der eine Satz:
Zitat: „Einer wird sehen, was er nicht sehen darf.“
Und tief in seiner Brust wuchs ein Verdacht...
...dass der Schatten längst unter ihnen war.
Angesprochen: niemand direkt
Alias — Leni
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Eichhornpfotes Fell war voller Erwartung gesträubt, als sie ihren Clangefährten durch die Nacht folgte. Sie konnte ihr Glück noch immer kaum fassen, dass ausgerechnet sie mit zur Großen Versammlung kommen durfte! Endlich würde sie die anderen Clans treffen! Mit stolzgereckter Brust stolzierte sie neben ihren Kameraden die Senke hinab. Staunend betrachtete sie die vier riesigen Eichen, die dem Baumgeviert seinen Namen gaben. Sie waren noch viel beeindruckender als es die Geschichten darstellen konnten, die die Ältesten früher erzählt hatten. Unter ihren mächtigen Kronen lag eine gemütliche Senke, in dessen Mitte ein großer Felsen thronte.
Die Schülerin sah sich mit großen Augen auf der Lichtung um, konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Katzen gesehen zu haben. Prüfend hob sie die Nase in die Luft, versuchte die Clans an ihren Gerüchen zu unterscheiden. Den WurzelClan erkannte sie als erstes, dessen Katzen hatten sich bereits in der Menge verteilt, mieden jedoch sorgsam den Umgang mit dem GlutClan. Gut, die Baumkuschler konnten ihr gestohlen bleiben! Dennoch legte sich ihr Blick einen Augenblick lang auf Braunellenstern und sie erinnerte sich an die hämischen Worte über die schwache Anführerin, die Fichtenstern zu ihr gesprochen hatte. Körperlich wirkte sie gar nicht so schwach wie beschrieben, sie sah gut genährt und muskulös aus, soweit Eichhornpfote das unter dem dichten Pelz erkennen konnte. Dennoch, Fichtenstern konnte sie sicher nicht das Wasser reichen.
Ihr Blick suchte kurz nach ihrem Mentoren, der sich zu einem großen, schwarzen Kater gesellt hatte, der nach BrisenClan roch. Doch in seine Nähe wollte sie sich jetzt nicht begeben, sie suchte die Menge der Katzen nach gleichaltrigen ab. Da war ein junger Kater, der eindeutig nach WurzelClan roch. Mhh, vielleicht besser nicht.
Der einzige andere, der Eichhornpfotes Augenhöhe aufwies, war ein Silber-schwarz gestromter Kater. Die Schülerin musterte ihn eingehend, während sie sich ihm bemüht selbstbewusst näherte. Nur das Zucken ihrer Schwanzspitze und ihr nach wie vor leicht gesträubtes Fell verrieten ihre Nervosität.
Das selbstbewusste Auftreten wäre bei näherem Hinsehen jedoch vermutlich gar nicht nötig gewesen, denn die trüben Augen des Katers waren offensichtlich nicht in der Lage, sie deutlich wahrzunehmen. Interessiert legte Eichhornpfote den Kopf schief und blieb wenige Schwanzlängen vor dem fremden Kater stehen. Ob er komplett blind war?
“Hallo, ich bin Eichhornpfote. Darf ich mich zu dir gesellen?“ , fragte sie den Clanfremden Kater, der etwa in ihrem Alter sein musste. Er roch nach Nebelclan und Eichhornpfote ging davon aus, dass dies auch seine erste Versammlung sein musste.
Alias — Haku
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Schattenfrost bewegte sich dicht hinter Distelstern auf dem Weg zur großen Versammlung. Die Nacht war seine liebste Tageszeit. Der Himmel war wolkenlos, unzählige Sterne tummelten sich am Firmament.
Wie so oft betrat der Brisenclan das neutrale Gebiet des Baumgevierts als Erste. Die Aufforderung der Anführerin sich zu unterhalten, bevor das Treffen begann, quittierte er mit einem Ohrenzucken. Er suchte sich einen mehr oder wenigen ruhigen Platz und setzte sich gemächlich. Seine Augen erhoben sich gen Himmel. Er beobachtete wie so oft die Sterne in den Nächten. Schöpfte Kraft aus dem Anblick. Den würde er brauchen. Es wird eine anstrengende Nacht.
Als die Umgebung um sich herum immer lauter wurde, weil die anderen Clans nach und nach eintrafen, senkte er den Kopf wieder und musterte die Katzen aus allen verschiedenen Clans. Im Plaudern war Schattenfrost kein Meister. Er wartete lieber bis andere sich zu ihm gesellten. Das war deutlich einfacher.
Da fiel ihm die große, muskulöse Gestalt eines Anführers auf die geradewegs auf ihn zukam. Puh, musste es gleich Fichtenstern sein? “Fichtenstern.” , grüßte Schattenfrost ebenso ruhig und nickte nur knapp. Fichtenstern setzte sich neben ihn und Schattenfrost erkannte, wohin der Blick des Glutclan Anführers glitt. Geradewegs zu Braunellenstern, der Anführerin des Wurzelclans. Das kurze Grinsen entging ihm dabei nicht.
“Wie läuft die Beute, zu Beginn des Blattfalls?”
“Sehr gut. Wir kommen zurecht. Und wie sieht es mit dem Glutclan aus?”
Seine Stimme war monoton, wie jedes Mal, und seine Miene emotionslos. In solchen Momenten war Schattenfrost über seine innere Taubheit froh.
Wahrscheinlich nicht so gut, wenn Fichtenstern auf fremdem Territorium jagte. Oder es ging um Macht. Nichtsdestotrotz war das gegen das Gesetz der Krieger und auch überhaupt nicht von Nöten. Der Glutclan sah wohlgenährt aus.
Eine bekannte Stimme ließ die Pinselohren des zweiten Anführers zucken. Junge? Nun, Dank Feuergeist wusste das wohl nun der ganze Versammlungsort. Schattenfrost warf einen kurzen Blick auf Azurblick, ehe seine Augen wieder Fichtenstern fanden.
“Glückwunsch.” , miaute Schattenfrost knapp. Von wem die Jungen wohl stammten?
Nachtschrecken
Alias — Connor
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Feuergeist war so gespannt auf die große Versammlung! Er konnte es kaum erwarten und musste seine ganze aufgestaute Energie auf dem Hinweg verbrauchen. Aber auch das reichte nicht. Ich werde Brandwirbel allleeees erzählen, wenn ich wieder zurück bin!
“Verteilt und unterhaltet euch bis das Treffen beginnt.” Nichts lieber als das Distelstern! Wie ein kleines Kind hüpfte Feuergeist etwas durch die Gegend, ohne richtig auffallend zu wirken und als nach und nach jeder Clan und jede Katze das neutrale Gebiet betraten, musterte er jeden ganz genau. Hmm, zu wem soll ich hingehen? Da fiel ihm etwas an Azurblick auf. Etwas, dass auf der Patrouille vor fast einem Mond noch nicht da war. Deutlich geschwollenes Gesäuge. Und das bedeutete, sie war trächtig. Komisch das ihr niemand zu den Jungen beglückwünschte. Dann ist das wohl meine Aufgabe.
Mit in die Luft gestrecktem Schwanz tappte Feuergeist an der zweiten Anführerin vorbei, schenkte ihr einen kurzen, aber freundlichen Blick. “Gratulation zu den Jungen!” , miaute er, lauter als es nötig gewesen wäre.
Ob sie mich jetzt anguckt? Bei der Patrouille hatte sie ihn behandelt, als wäre er Luft. Wie ein wahrhaftiger Geist. Zufrieden lief er entspannt weiter und suchte nach einer Katze zum Quatschen. Selbst wenn nicht ist es mir egal. Aber ein bisschen aufregen darf sie sich trotzdem. Wäre lustig. Ich glaube aber nicht, dass man ihr das ansehen kann. Kurz schmollte der Brisenclankater.
Dann blieb Feuergeists heller, bernsteinfarbener Blick an Silberlicht hängen, als er sich umsah. Die Heilerin des Nebelclans. Er mochte Silberlicht. Mit ihr wollte er reden. Also hüpfte er frontal auf sie zu und blieb vor ihr stehen. “Hallöchen, Silberlicht! Na, sind alle im Nebelclan gesund und munter?” , fragte er sie mit aufrichtigem Interesse und trippelte mit den Vorderpfoten leicht auf einer Stelle auf und ab. “Ist dir aufgefallen, dass Azurblick Junge erwartet?” Feuergeist weitete die Augen leicht und lachte dann leise auf. “Ach, was rede ich denn da? Natürlich ist dir das aufgefallen, du bist schließlich Heilerin. Euch fällt das immer als Erstes auf.”
Alias — Connor
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Schattenfrost hatte seine Begrüßung erwiderte und die Frage so beantwortet, dass der BrisenClan zurecht kam. Auf die Gegenfrage hin nickte der Anführer »Dem GlutClan geht es prächtig. Die Beute läuft so wie sie laufen sollte « nickte der Kater und als man Feuergeist' Stimme hörte, der Azurblick zu den Jungen beglückwünschte, sprach auch Schattenfrost seinen Glückwunsch aus. Junge waren für den Clan immer etwas Gutes, doch Schattenfrost ahnte ja nicht, wie gut diese Jungen für den Clan sein würde. »Danke Schattenfrost. Es sind meine Junge und dieser Wurf wird etwas ganz Besonderes werden « offenbarte der Anführer seine baldige Vaterschaft. Es war nichts Neues, dass Fichtenstern innerhalb des Clans für Nachwuchs sorgte, doch dass er die Jungen als etwas Besonderes betitelte, das war tatsächlich eine neue Sache. Es war kein Geheimnis, dass der Kater seine Nachkommen nicht anders behandelte, als die anderen Katzen des Clans. Sein Blick ging noch einmal durch die Menge »Echowind ist gar nicht hier « bemerkte der Kater »Macht ihm das Alter bereits zu schaffen? Ich glaube, wenn er aufhört zu sprechen, muss man sich Sorgen machen « miaute der Kater und ein leichtes Lachen löste sich aus der Kehle. Fichtenstern kannte Echowind schon sehr lange, hatte Respekt für den Kater übrig der ein reines Herz hatte und nicht selten hatte er sich auf Versammlungen auch mit ihm unterhalten. Ob auch Echowind eine besorgniserregende Nachricht erhalten hatte? War er deswegen nun nicht bei der Versammlung?
Fichtenstern verdrehte sein eines Ohr. Er wollte sich nun eigentlich nicht zu viele Gedanken machen. Bei diesem Treffen gab es genug andere Themen, die seine volle Aufmerksamkeit benötigten. Wenn die Anführer gleich ihren Platz auf den Hochfelsen einnehmen würden, würde die Stimmung schon bald kippen. Doch Fichtenstern war sich sicher, dass er nichts Schlechtes zu befürchten hatte. Der Kater musste an den Tag denken, an dem er mit Braunellenstern gekämpft hatte.
»Zweifel ist Gift. Skrupel sind Ketten. Lass sie fallen, und du wirst unaufhaltsam sein. «
Jene Worte hatte er gehört, als er für einen Moment benommen war und obwohl Fichtenstern nicht wusste, von wem die Worte kamen, so wusste er, dass sie ihm Möglichkeiten eröffnen würden. Er durfte sich nicht mehr bremsen lassen von irgendwelche Traditionen oder Gepflogenheiten. Er verfolgte ein Ziel, auch Azurblick hatte eine Vision und mit ihr und dem Rückhalt des Clans, würden sie großes erreichen können. Das hier war nur der Anfang.
Schattenbote
Alias — Efeu
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