Love is in the air~

So schnell ihre Pfoten sie trugen, war Möwenschrei durch den Wald gerannt. Schneller, immer schneller, ihrem Ziel entgegen, dem Baumgeviert. Ein Ort, den sie sonst nur zu bestimmten Nächten zu Mondhoch sah. Doch seit einigen Tagen war es anders. Seit sie vor mehreren Tagen das erste Mal auf Aschesturm getroffen war. Seit sie gemeinsam gegen einen Habicht gekämpft hatten. Seit diesem Sonnenhoch war alles anders. Alles, wofür Möwenschrei einst einstand, ihre Loyalität zu ihrem Clan. Sie hatte alles weggeworfen und sich öfter mit dem dunkelgrauen Kater getroffen. Zu oft vielleicht? Es wäre kein Ding der Unmöglichkeit, doch unmöglich war für die helle Kätzin eher, wenn sie ihn nicht mehr sehen, ihn nicht mehr würde treffen können. Er gab ihr etwas. Er heilte etwas in Möwenschrei, von dem sie lange Zeit gedacht hatte, es wäre nicht heilbar und sie würde ewig damit leben. Nein, Aschesturm begann, ihr Herz zu erobern, Stück für Stück für Stück. Und dabei flickte er ihr zerbrochenes Herz zusammen. Jedes Treffen ein weiteres Stück. Jede ausgetauschte Zärtlichkeit, jedes Schnurren und jede Berührung. Mit allem heilte sie, was die Kriegerin niemals für möglich gehalten hätte. Erst recht nicht, dass sie ihr Glück bei einem GlutClan Kater fand. Der Clan, der sie diesen Mond schon stetig angriff und attackierte. Aber Aschesturm war anders, liebevoll. Er war nicht wie all diese Felsen fressenden Mäusehirnigen Grobiane. Nein, er war sanft und zärtlich.
Und genau deshalb rannte sie gerade. Denn sie traf sich wieder mit ihm. Aschesturm. ”Aschesturm!”, wisperte sie eindringlich seinen Namen vor sich hin und kicherte dann wie eine Schülerin, die sich das erste Mal in jemanden verliebt hatte. Aber genauso fühlte es sich an, wenn man frisch verliebt war. Möwenschrei fühlte sich schwerelos, besonders dann, wenn sie wusste, dass sie auf dem Weg zu ihm war. Sie fühlte, wie alles in ihr zu kribbeln begann, alleine, wenn sie nur an ihn dachte. Spürte, wie ungeduldig sie wurde, wenn sie daran dachte, wie lange ihr nächstes Treffen noch hin ist, selbst wenn es nur zwei Sonnenaufgänge waren, es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
Aber durch ihre Verliebtheit dachte sie nicht an Konsequenzen. Dachte sie nicht daran, was geschah, wenn Braunellenstern oder Fichtenstern oder irgendeine andere Katze davon Wind bekam. Sie dachte auch nicht darüber nach, dass er sie verletzen könnte. Dass er sie verlassen und ihr dasselbe antun könnte wie ihr ehemaliger Gefährte. Nein, alles, woran sie denken konnte, war er. Einfach nur er, Aschesturm.
Endlich kam das Baumgeviert in Sicht und dort saß er und wartete auf sie. Ein Schnurren entkam aus ihrer Kehle, als sie auf ihn zu sprang und sich sofort, sobald sie in seiner Nähe war, an ihn drückte, als hätten sie sich Monde lang nicht mehr gesehen.
”Aschesturm!”, hauchte sie ihm ins Ohr und leckte ihm daraufhin behutsam über die Wange. Die wenigen Tage, die sie sich schon nicht gesehen hatten, kamen der hellen Kätzin vor, wie eine Ewigkeit.
”Wie ist es dir ergangen? Geht es dir gut?”, fragte sie, ließ von ihm ab und musterte ihn genau, doch er hatte weder neue Wunden, noch sah er aus, als sei ihm in der Zwischenzeit etwas passiert.
Sie seufzte erleichtert auf und drückte ihren Kopf laut schnurrend gegen seinen. Dabei erinnerte sie sich an den Disput ihrer beiden Clans. ”Zu schade, dass der GlutClan und der WurzelClan derzeit nicht miteinander auskommen…”, murmelte sie besorgt und sah ihm in seine gelben Augen. ”Dir geht es aber wirklich gut, ja?”, fragte sie erneut und hatte Sorge, jemand aus seinem Clan könnte ihn vielleicht ärgern, da er so liebevoll war. Stets auf ihr Wohl bedacht, herzlich und einfach liebreizend. Dass er so nur zu ihr sein könnte, kam Möwenschrei gar nicht erst in den Sinn.
”Bald ist die große Versammlung. Ob wir uns dort wohl sehen werden? Ich bin mir nicht sicher, ob ich so tun kann, als seist du nur Luft für mich. Oder mit dir zu reden, ohne dass alle Clans es mir ansehen, was ich für dich empfinde.”, miaute die WurzelClan Kätzin und seufzte. Wäre es dann das kleinste Übel zu hoffen, nicht mit auf die große Versammlung zu gehen? Oder Braunellenstern gar darum zu beten im Lager bleiben zu dürfen?


@Aschesturm
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