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Shhh… don’t tell Rindenseele - Druckversion

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Shhh… don’t tell Rindenseele - Holunderzweig - 24.09.2025


Eine Rundung


Die ersten Sonnenstrahlen fielen golden über das Lager und ließen die taufeuchten Halme glitzern. Ein kühler Hauch streifte durch die Zweige, trug den frischen Geruch von Blattfalllaub mit sich und kräuselte Holunderzweigs Fell an den Flanken. Sie blinzelte gegen das Licht, als sie aus dem Kriegerbau trat, den Schweif so locker erhoben, als wäre dieser Morgen nichts weiter als ein gewöhnlicher. Doch ihr Herz schlug schneller, unruhiger. Mit jedem Atemzug wuchs die Angst, dass jemand genauer hinsah, dass ein Blick zu lange auf ihrem Körper verweilte, dass ein wissendes Funkeln in den Augen eines Clangefährten aufflammte. Es war mittlerweile zu erkennen, dass ihr Bauch runder war. Keine Kinderstube. Keine neugierigen Fragen. Und vor allem, keine Begegnung mit Rindenseele.

Ihr Bruder durfte niemals herausfinden, wie es um sie stand. Er würde sie mit Worten fesseln, ihr Vorschriften machen, sie drängen, über Dinge zu reden, die sie selbst kaum fassen konnte. Sie war Kriegerin, frei, schnell. Außerdem war sie noch nicht so lange Kriegerin und auch aus diesem Grund wollte sie die neu gewonnene Freiheit nicht wieder verlieren. Oftmals sagte niemand was oder fragte, wenn sie mal wieder aus dem Lager ging. Hauptsache sie brachte Beute mit zurück. Und darin war sie ja besonders gut, womit sie gerne auch mal angab. Sie würde sich nicht schonen, nicht zurückziehen. Schon gar nicht würde sie preisgeben, wer der Vater war.

Entschlossen schob sie die Gedanken beiseite, strich scheinbar beiläufig über die Lichtung, wo die ersten Katzen sich regten. Braunellenstern schien noch nicht zu sehen zu sein, und auch Rindenseele hielt sich fern. Jetzt war der Moment.
Holunderzweig setzte sich in Bewegung, den Blick fest auf den Ausgang gerichtet. Mit einem gleichgültigen Zucken der Ohren tat sie so, als wollte sie nur eine gewöhnliche Jagd antreten, während ihr Inneres sie mit Nachdruck antrieb: hinaus, fort, in den Wind, in die Freiheit, bevor jemand sie aufhielt.



Erwähnt: @Rindenseele, @Braunellenstern



RE: Shhh… don’t tell Rindenseele - Rindenseele - 24.09.2025


Schwesterherz


Ruhig aber schnell bewegte sich der dunkelbraun gekleidete Körper der Katers durch das Unterholz, welches sich um das Lager befand. In seinem Maul hatte der Kater etwas Moos und Minze. Die Nacht war unruhig gewesen, sein Kopf schien mit nicht beendbaren Gedanken gefüllt zu sein und hatte ihn wach gehalten. Nichts, was er formulieren konnte. Nichts, was er teilen konnte. Sein Plan war, sein Nest für die kommende Nacht besser zu polstern - dafür wollte er frisches Moos und die Minze trocknen lassen. Minze hatte auch seine Mutter in ihrem Nest gehabt. Wann immer er unruhig war und Sehnsucht nach ihr entwickelte, nutze er dieses Ventil um sich ihr Näher zu fühlen.

Der Eingang des Lagers kam mit jedem Schritt näher und kurz darauf schob sich der langhaarige Kater durch diesen, doch er kam nicht weit. Kurz darüber erschrocken das ihm unerwartet jemand im Weg stand, zuckte er zusammen. Erst im zweiten Moment erkannte er seine jüngere Schwester. Sein Blick wurde sofort weich und er schob sich aus dem Eingang an ihr vorbei, nur um sein Bündel abzulegen und seine Schwester mit einem sanften Anstupsen an der Schulter zu begrüßen. "Guten Morgen, Holunderzweig" mauzte er ihr zu - seine Stimme klang warm und weich.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sie in den letzten Tagen gar nicht gesprochen hatte. Sie waren sich immer nur so kurz über den Weg gelaufen, dass sie kein Wort miteinander wechseln konnten. Aber jetzt, an diesem frühen Morgen, konnte er sich die Zeit nehmen. Weder sie noch er waren für eine Patrouille eingeteilt und sie schien mit niemandem verabredet zu sein. Das sie alleine jagen ging, war nichts neues. "Wohin möchtest du?" fragte er dann neugierig und legte den Kopf dabei leicht schief.

Seinen Körper hatte er mittlerweile an der Seite einer Schwester platziert, den buschigen Schweif ordentlich um die Pfoten gelegt. Diesen Morgen hatte er sich noch nicht mit seiner Fellpflege beschäftigt und das sah man ihm auch. Wie bei einem gerupften Vogel standen ihm die Haare an allen Stellen in verschiedene Richtungen. Vor seiner Schwester war ihm das aber niemals unangenehm.



@Holunderzweig



RE: Shhh… don’t tell Rindenseele - Holunderzweig - 25.09.2025


Vielleicht... leise weg kugeln... 

Holunderzweig hatte den Blick schon fest auf den Ausgang gerichtet gehabt, die Schultern angespannt, als würde jeder Herzschlag sie verraten. Doch noch bevor sie das Lager verlassen konnte, tauchte die vertraute Gestalt vor ihr auf. Ihr Herz machte einen Sprung, nicht vor Freude, sondern vor blanker Panik. Rindenseele. Ausgerechnet jetzt. Sie zwang sich, nicht zurückzuweichen, nicht zu zeigen, wie sehr ihr die Luft im Hals stecken blieb. Dabei war das vermutlich kaum zu verstecken, denn sie hatte sich wirklich enorm erschreckt. Es dauerte einige Herzschläge, erst dann ließ sie die Muskeln unter ihrem Fell langsam entspannen, blinzelte ihren Bruder an, als wäre sie selbst überrascht, ihn hier zu treffen. Sein warmer Blick, das sanfte Anstupsen... es machte es ihr schwer, die Maske zu wahren. Ein kleines, verlegenes Lächeln huschte über ihre Lefzen.

„Guten Morgen, Rindenseele,“ miaute sie leise, ihre Stimme weich, doch etwas kürzer, als sie es sonst gewesen wäre. Sie wollte nicht, dass er ihre Anspannung bemerkte. Ihre Schweifspitze zuckte, während sie eine Pfote vor die andere setzte und eine Schwanzlänge abstand zwischen sie brachte, obwohl ihr älterer Bruder sich gerade neben sie platziert hatte. Auf seine Frage hin hob sie leicht das Kinn, die Augen funkelten kurz, fast trotzig. „Nur ein bisschen frische Luft. Vielleicht jagen, wenn ich etwas finde.“ Der Versuch, beiläufig zu klingen, wirkte fast zu betont, als wollte sie verhindern, dass er weiter nachhakte. Ihr Blick glitt für einen Moment über sein struppiges Fell, und sie konnte sich ein kurzes, leises Kichern nicht verkneifen. „Du siehst aus, als hätte der Wind dich selbst durch die Büsche gejagt.“ Ein Scherz, so leicht wie möglich, um abzulenken, sowohl ihn als auch sich selbst. Irgendwo in ihr entstand das Bedürfnis ihn zu putzen, sich die Zungen zu geben, doch das erlosch direkt wieder, als sie sich in Erinnerung rief, warum sie hier schnell weg musste. 

In ihrem Inneren pochte die Ungeduld. Sie musste hinaus, bevor er begann, genauer hinzusehen. Vielleicht war es schon zu spät.


Erwähnt: @Rindenseele



RE: Shhh… don’t tell Rindenseele - Rindenseele - 25.09.2025


Schwesterherz


„Guten Morgen, Rindenseele,“ hatte seine Schwester ihn zurück gegrüßt, nachdem sie sich nach ihren scheinbar doch enormen Schecken erholt hatte. Rindenseele war klar, dass er sehr struppig aussah, aber war er wirklich so furchterregend? Der Gedanke amüsierte ihn etwas.

Holunderzweig schien darauf bedacht zu sein, etwas Distanz zwischen ihnen zu schaffen. Das irritierte den Kater und gleichzeitig kränkte es ihn. Seine leicht hängenden Ohren verrieten es.
Etwas getroffen musterte er erst sich, dann die Kätzin vor ihm. Hatte er irgendwo Fuchsdung hängen und es nicht mitbekommen? Eigentlich nicht.

„Nur ein bisschen frische Luft. Vielleicht jagen, wenn ich etwas finde.“  antwortete Holunderzweig ihm dann auf die Frage, wo sie hin wollte. Er nickte, genau die Antwort die er erwartet hatte. "Du bist wie immer sehr fleißig, Schwesterherz"  lobte er sie und sah dann kurz zum Frischbeutehaufen. "Hast du schon etwas gegessen? du solltest nicht hungrig zur Jagd gehen" fragte und belehrte er sie dann. Sie roch nicht danach, als hätte sie gerade eben gegessen. "Sollen wir uns etwas teilen? Vielleicht einen Vogel?" bot er dann an und wollte sich schon auf die Pfoten heben um zum Beutehaufen zu gehen.

Erst jetzt schien sein Blick an dem Körper seiner Schwester hängen zu blieben. Sie war... rundlich geworden. Das war ihm schon mal vor kurzem aufgefallen, aber da hatte er es auf das zerzauste Fell geschoben. Jetzt aber lag ihr Haarkleid glatt an ihr und am Bauch konnte er definitiv mehr Dicke erkennen.

Nachdenklich musterte er sie. Hatte sie Bauchschmerzen? Fraß sie zu viel? Nein, das war kein Bauch der wegen Fett dicker war. Nichts an ihr verriet, dass sie Bauchschmerzen hatte. Ein Gedanke schoß durch seinen Kopf wie ein Falke durch die Luft.
"Holunderzweig... geht es dir gut? Ist dir in letzter Zeit häufiger schlecht? Hast du mehr Appetit?" er erinnerte sich an seine Mutter und wie es ihr ging. Kurz darauf wurden Holunderzweig und Honigfluss geboren. War seine Schwester... tragend?



@Holunderzweig



RE: Shhh… don’t tell Rindenseele - Holunderzweig - 13.10.2025


Deine Sorge, die brauch ich nicht

Holunderzweigs Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Sie hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, aber nicht jetzt, nicht hier, nicht so direkt. Rindenseeles Blick lag schwer auf ihr, als könne er durch ihr Fell hindurchsehen, als würde er all die Geheimnisse in ihrem Inneren aufdröseln. Ein Schnauben entrann ihr, leiser, als sie es gewollt hatte. „Mir geht es gut,“ erwiderte sie schnell, beinahe zu schnell, sodass es fast wie ein Bellen klang. „Ich brauche keine Schonung, keinen Vogel und schon gar nicht deine Sorge.“ Die Worte kamen schärfer heraus, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte, doch die Panik drängte sie ihr auf die Zunge.

Ihr Schweif zuckte unruhig, verriet mehr als ihr lieb war, und sie zwang sich, die Muskeln in den Schultern zu entspannen. Ein Lächeln huschte über ihre Lefzen, zu breit, zu bemüht, um ehrlich zu wirken. „Wenn ich hungrig bin, kann ich mir schon selbst etwas fangen,“ fügte sie hinzu, in dem Versuch, ihre Worte leichter klingen zu lassen.

Ihre Augen glitten kurz über ihn, über sein zerzaustes Fell, den buschigen Schweif, der ordentlich um die Pfoten gelegt war. Ein kurzer Funken Zuneigung flackerte auf, denn so kannte sie ihn: geduldig, fürsorglich, immer ein Stück zu wachsam. Und genau das machte es so schwer. Er durfte es nicht wissen. Er durfte sie nicht in die Kinderstube drängen, sie nicht festhalten.

Sie sog die kühle Morgenluft ein, als könne sie damit all die Enge in ihrer Brust hinausdrücken. „Du musst dich wirklich nicht um mich sorgen, Rindenseele,“ sagte sie leiser, fast bittend, auch wenn sie es im nächsten Atemzug wieder durch ein leichtes Schnauben überspielte. Dann setzte sie sich in Bewegung, so beiläufig, wie sie konnte, und schob sich einen Schritt in Richtung Lagerein- und -ausgang. Der Sonnenschein draußen flackerte zwischen den Zweigen hindurch, und für einen Moment war es, als könnte er sie davontragen, hinaus in die Freiheit. „Ich gehe jetzt. Wir sehen uns später,“ miaute sie knapp und hob das Kinn, als wolle sie jede Unsicherheit hinter Stolz und Trotz verbergen. Doch ihre Schritte waren nicht hastig genug, um keine Unterbrechung zuzulassen. Irgendwo tief in ihr wusste sie, dass ihr Bruder sich nicht so einfach abschütteln lassen würde... oder doch? Und vielleicht, nur vielleicht, hoffte sie sogar, dass er es versuchte.


Angesprochen: @Rindenseele