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Are you ready? - Brandnarbe - 29.09.2025


Eine Aufgabe, nicht meine Wahl

Der Schlaf hatte ihn übermannt wie eine Welle, die keine Rücksicht nahm, ob er standhielt oder nicht. Brandnarbe, der alte Heiler, der jede Nacht gewohnt war, mit scharfem Ohr auf jedes Geräusch zu achten, war diesmal wie in eine bodenlose Tiefe gestürzt. Sein Körper hatte ihn verraten... oder vielleicht erlöst. So viele Herzschläge voller Anstrengung, voller innerem Groll, voller Unruhe… jetzt hatte ihn eine Müdigkeit niedergerungen, die er nicht abstreifen konnte.

Im Traum war kein Sternenglanz. Kein vertrautes Licht, das ihn führte. Nur Schatten. Flackernd, fließend, lebendig und doch formlos und gesichtslos. Sie krochen näher, versuchten ihn zu umschlingen, und für einen Herzschlag hatte er das Gefühl, als ob all seine Narben, all sein Schmerz sich gegen ihn wendeten. Keine Stimme sprach zu ihm, keine Erkenntnis schenkte ihm Gewissheit. Nur diese Dunkelheit, schweigend, aber gierig. Es war nicht der SternenClan. Es war etwas in ihm selbst, oder? 

Als Brandnarbe endlich die Augen öffnete, fühlte er die Schwere noch in seinen Knochen nachhallen. Sein Herz schlug unruhig, als hätte es sich gegen das Erwachen gewehrt. Und doch war es, als hätte er während dieses endlosen Schlafes etwas begriffen. Kohlenrauchs Stimme, die ihn einst gewarnt hatte, hallte in seinem Geist nach. »Die Finsternis wird kommen. Was euch bevorsteht, kann kein Heiler alleine bewältigen. Es ist an der Zeit, euer Wissen weiter zu geben, um das Überleben der Clans zu sichern.« Immer noch wollte er nicht akzeptieren, was er bislang so verbittert abgelehnt hatte.

Blätterjunges.

Brandnarbe stieß die Luft aus wie nach einem langen Kampf. Endlich verstand er, warum ausgerechnet sie vor ihn getreten war und so sehr es ihn innerlich schmerzte, so sehr es gegen alles in ihm anbrannte, er wusste: er konnte es nicht länger leugnen. Es war nicht seine Wahl. Aber es war seine Aufgabe.

Langsam, schwer, als wäre er um Monde gealtert, richtete er sich auf. Sein Blick war noch immer von Dunkelheit umhüllt, aber in seinem Inneren war ein Fünkchen Klarheit erwacht. Erst als er den Kopf durch den Höhleneingang steckte, bemerkte er, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Sonnenhoch. Er hatte geschlafen wie ein Schüler nach seinem ersten Trainingstag. Beschämend, aber wohl notwendig. Der Heiler schüttelte den Staub aus seinem Fell und trat hinaus. Der Himmel war grau, Wolken zogen träge, und ein schwacher Wind fuhr durch die Fichten. Er machte sich auf den Weg, hinaus in den Wald, wo der Boden feucht nach Regen roch. Seine Pfoten fanden die vertrauten Pfade, während seine Augen unruhig über den Waldboden glitten. Nicht nach Beute suchte er, sondern nach Heilpflanzen, die der Clan bald brauchen würde. Und so sammelte er, was die Blattfall-Zeit ihm ließ: welkende Blätter, ein paar kümmerliche Kräuter, Wurzeln, die er vorsichtig mit den Zähnen löste. Die Stunden vergingen. Mit jedem Herzschlag lastete das Gewicht der Erkenntnis schwerer auf seinen Schultern, die er aufrecht hielt, obwohl er seinen Schweif mit der abgebrochenen Spitze schleppend hinter ihm herzog. Als er endlich ins Lager zurückkehrte, hatte die Sonne sich schon gesenkt. Dichte Wolken hingen am Himmel, schwer von Regen, und der Wind war schärfer geworden. Erste Tropfen sammelten sich in seinem Fell, während der alte Kater die Höhle wieder betrat. Er verschwand schnell in seiner Höhle.

Die Beute der Natur legte er sorgfältig in eine Spalte zwischen den Steinen, wo die Vorräte lagerten. Doch diesmal war es nicht das Kräuterwerk, das ihn beschäftigte. Sein Blick glitt durch den Bau, suchte eine andere Präsenz. Blätterjunges. Die Schülerin, deren Traum ihn aufgerüttelt hatte, deren Worte er nicht mehr fortwischen konnte.
Er atmete tief durch, sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Ein Teil von ihm wollte noch immer die Mauern hochziehen, die er so lange verteidigt hatte, doch etwas in ihm war gebrochen, oder vielleicht geöffnet. Seine Pfoten setzten sich von selbst in Bewegung, trugen ihn durch das Höhlensystem, bis er die junge Katze fand.

Brandnarbe richtete sich auf zu seiner vollen Größe, sein Schatten schien riesig zu sein. Seine Stimme, rau und tief, durchbrach die Stille: „Blätterjunges.“ Nicht hart, nicht schneidend wie sonst, sondern tonlos, fast müde. Ein Ruf, der weniger nach Gehorsam klang, als nach der ersten Hürde, die er zu schlagen wagte. Langsam setzte er sich. Einen Moment lang schwieg er, als müsste er die richtigen Worte aus seinen Narben herauskratzen. Schließlich sprach er weiter, sein Blick fest auf die junge Kätzin gerichtet:

„Du hast mich aufgesucht… und ich habe dich fortgestoßen.“ Ein kurzer, schnaubender Laut, der fast ein Lachen hätte sein können, doch in Bitterkeit erstickte. „Ich habe dich unterschätzt. Dummheit, die ich mir nicht hätte leisten dürfen.“ Er beugte sich leicht vor, die bernsteinfarbenen Augen glühten im Halbdunkel. „Kohlenrauch… er hat dich nicht ohne Grund zu mir geschickt. Ich mag es nicht. Ich will es nicht. Aber ich habe verstanden, dass ich es annehmen muss.“

Ein tiefes Schweigen folgte, als würde der Regen draußen das Gesagte mit Gewicht füllen. Dann, etwas leiser, beinahe knurrend, aber nicht unfreundlich:

„Also, Blätterjunges… bist du bereit?“

Angesprochen: @Blätterjunges




RE: Are you ready? - Blätterjunges - 02.10.2025


I am ready... i guess



Blätterjunges war neben der Spur, den ganzen Tag schon. Sie war ruhelos, wusste nichts so recht mit sich anzufangen. Stand auf, legte sich wieder hin, tappte ziellos durch die Höhle. Bernsteinpfote war beschäftigt, vermutlich mit ihrer Mentorin draußen unterwegs und Bergviper war auch nicht im Lager. Alle waren unterwegs, leisteten ihren wertvollen Beitrag. Nur Blätterjunges blieb zurück und grübelte.

Sie legte sich wieder hin, die Pfoten untergeschlagen, den Blick weit fort in die Ferne gerichtet. Ihr Gespräch mit Brandnarbe ging ihr nicht aus dem Sinn. Zunächst hatte sie sich verkrochen, sich schuldig gefühlt ihn verletzt zu haben. Doch je mehr sie darüber nachdachte, um so deutlicher fühlte sie noch etwas anderes, ein Gefühl, welches die sanfte Jungkatze nur äußerst selten verspürte: Wut. Wut auf Kohlenrauch und den gesamten SternenClan, dass sie sie in diese unmögliche Situation gebracht hatten.

Wenn ihr Brandnarbe unbedingt beleidigen wollt, tut das in Zukunft selbst!, dachte sie zynisch und kratzte mit den spitzen Krallen über den staubigen Höhlenboden. Doch eine Frage ging ihr trotz allem nicht aus dem Kopf. Warum sie? Bernsteinpfote hatte noch nie vom SternenClan geträumt, sonst hätte sie Blätterjunges mit Sicherheit davon erzählt. Solche Träume waren nicht für gewöhnliche Katzen bestimmt. War das ein Ruf? War Blätterjunges Zeit im GlutClan nun bald abgelaufen? Das musste es sein, eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Hatte sie nicht von Anfang an gewusst, dass ihre Zeit hier begrenzt sein würde? Dieser Gedanke erfüllte sie mit solcher Schwermut, dass ihr die Luft wegblieb.

Wenigstens schien der SternenClan sie in seinen Reihen aufnehmen zu wollen, wenn der Clan, den sie ihr Zuhause nannte sich ihrer entledigen würde. Sie könnte fortlaufen, doch wozu? Um alleine draußen zu verenden? Nein, dann lieber hier unter den Augen ihrer Kriegerahnen. Sie hob den kleinen Kopf hinauf zur Höhlendecke und schloss kurz die Augen.

“Ich freue mich darauf, dich besser kennenzulernen, Kohlenrauch“, murmelte sie traurig und legte den Kopf auf die Pfoten.

Schritte in ihrer Nähe ließen sie aufhorchen und als Brandnarbe sie ansprach sprang sie mit klopfendem Herzen auf die Pfoten. Der alte Heiler sah sie einen Moment lang an, setzte sich langsam vor ihr hin.

“Du hast mich aufgesucht… und ich habe dich fortgestoßen. Ich habe dich unterschätzt. Dummheit, die ich mir nicht hätte leisten dürfen.“, begann der Kater und Blätterjunges sah ihn stumm an, eine tiefe Traurigkeit in den grünen Augen, zu schwer für die junge Seele.

“Kohlenrauch… er hat dich nicht ohne Grund zu mir geschickt. Ich mag es nicht. Ich will es nicht. Aber ich habe verstanden, dass ich es annehmen muss.“ Blätterjunges schluckte schwer. Sie hätte sich so gerne noch von Bernsteinpfote und Bergviper verabschiedet. Doch vielleicht war es besser so. Sie könnte es nicht ertragen, den Schmerz in ihren Augen zu sehen. Wenigstens schien es Brandnarbe zumindest nicht zu gefallen, dass er diesen Schritt nun tun musste. Blätterjunges hatte gedacht, dass es ihm nichts ausmachen würde. Dieser Gedanke war seltsam tröstlich.

Er schwieg eine Zeit lang und Blätterjunges wappnete sich innerlich für das, was kommen würde. Sie würde ihn nicht anflehen. Sie würde stark bleiben.

Seine Worte waren seltsam freundlich, als er weitersprach.

“Also Blätterjunges… bist du bereit?“, fragte der Heiler und die Jungkatze sah ihn geschlagen an, bevor sie langsam nickte.

“Ja, ich bin bereit“, haucht sie, konnte nicht verhindern, dass Furcht in ihren Augen aufblitzte. Würde es schnell gehen? Würde es wehtun?


@Brandnarbe



RE: Are you ready? - Brandnarbe - 02.10.2025


Der Preis der Narben

Brandnarbe musterte die junge Kätzin lange, als hätte er in ihrem Blick nach einer Lüge gesucht oder nach der Stärke, die er selbst kaum benennen konnte. Furcht flackerte in ihren Augen auf, jung, verletzlich, doch sie stand. Sie wich nicht zurück, sie flehte nicht. Sie hatte ihre Antwort gegeben. Ein Laut entkam seiner Kehle, rau und brüchig, wie Stein auf Stein. Kein Lachen, kein Schnauben. Eher ein Laut, der an Anerkennung grenzte. „Gut.“ Seine Stimme war leise, aber schwer, wie Donner, der in der Ferne grollte.

Langsam richtete er sich auf. Die Schatten der Höhle glitten über sein struppiges Fell, das im schummrigen Licht noch dunkler wirkte. Von draußen drang das monotone Rauschen des Regens wie eine entfernte Trommel in den Felsbau, Tropfen perlten von der Decke und platschten dumpf auf den Boden. Der Geruch von feuchtem Stein und altem Moos hing schwer in der Luft, und es fühlte sich an, als würde selbst der lebendige Atem der Natur in der Höhle an diesem Tag schwerer wiegen.

Seine Bernsteinaugen verengten sich, als er Blätterjunges ansah. In ihrer jugendlichen Zartheit lag ein Schmerz, der eigentlich zu groß war für eine Seele, die kaum die Kinderstube hinter sich gelassen hatte. Doch genau darin sah er Kohlenrauchs Handschrift. Die grausame Art, den Schwächsten jene Last aufzuerlegen, die andere brechen würde. Brandnarbes Narbe an der Flanke pochte, als er sprach.„Deine Angst ist nichts, wofür du dich schämen musst. Aber sie darf dich nicht lenken. Schmerz, Verlust, Dunkelheit… all das wird kommen. Doch du wirst lernen, darin zu bestehen. So wie ich.“ Er trat ein Stück näher, sein Schatten legte sich über die kleine Gestalt. Die Luft vibrierte vor unausgesprochenem Gewicht.

Die Brandnarbe an seiner Flanke spannte sich, als er den Brustkorb hob, und ein Funkeln trat in seine Augen. „Ab heute bist du nicht länger nur ein Junges des GlutClans. Du bist meine Aufgabe. Meine Prüfung. Und vielleicht… meine Antwort.“ Er schwieg einen Moment, während das Tropfen in der Höhle das Gewicht seiner Worte begleitete. Dann wandte er den Blick zum Eingang, wo die Schatten der Höhle in ein fernes, graues Licht übergingen.

Blätterjunges hatte die Wahl sich zu dem äußern, was er gesagt hatte, doch egal ob wie ihre Antwort ausgefallen ist - wenn sie denn geantwortet hatte - der Heiler fuhr fort und sagte: „Aber deine Antwort allein genügt nicht,“ murmelte er schließlich, tiefer Ernst in seiner Stimme. „Dies ist größer als du und ich. Der Clan muss es erfahren… und Fichtenstern muss es hören.“ Er drehte den Kopf leicht, als horchte er in die ferne Halle des Lagers hinaus. Stimmen der Krieger hallten dumpf durch die Felsen, gedämpft vom stetigen Prasseln des Regens vor dem Eingang. Irgendwo weiter entfernt klangen Schülerstimmen, die über ihre Pfoten stolperten, die Gemeinschaft von Leben, das so fern von dem war, was gerade hier geschah. Für einen Moment dachte Brandnarbe an Kohlenrauch, wie er in seinen Träumen gestanden hatte, und er fragte sich, ob sein alter Mentor gerade über seine Schulter hinweg auf Blätterjunges blickte.

Sein Schweif mit dem abgebrochenen Ende peitschte einmal über den Boden , dumpf hallte der Schlag zwischen den Felswänden. Dann senkte er den Kopf leicht, sein Blick brannte sich in den der jungen Kätzin. „Er wird es nicht glauben wollen,“ knurrte er rau. Sein Blick verfinsterte sich, und ein Knurren vibrierte in seiner Kehle noch lauter als zuvor, ehe er weitersprach: „Ich könnte dich im Stillen unterrichten, ohne dass jemand davon wüsste. Es wäre einfacher, sicherer…“ Er schnaubte verächtlich, als hätte er sich selbst beleidigt. „Doch so handeln Feiglinge. Narben trägt man nicht heimlich unter dem Fell. Man trägt sie, damit jeder sie sieht. Der Clan soll wissen, dass du meine Schülerin bist. Dass der SternenClan dich erwählt hat.“

Mit einem Knacken in den Gelenken erhob er sich schließlich vollends. Seine noch massige Gestalt füllte den schmalen Durchgang, und für einen Herzschlag lang wirkte er selbst wie ein Teil des steinernen Gebirges, das das Lager umschloss. Die Tropfen von der Decke perlten ihm über den vernarbten Rücken, doch er schien sie nicht zu spüren.

Er nickte Blätterjunges knapp zu. Kein sanftes Zeichen, sondern ein Befehl.
„Komm. Wir suchen ihn.“



Angesprochen: @Blätterjunges 



RE: Are you ready? - Blätterjunges - 06.10.2025


I am ready!



Blätterjunges atmete tief durch, die grünen Augen fest auf Brandnarbe geheftet, als wäre er der Anker der verhinderte, dass ihre Welt zu sehr ins Schwanken geriet. Wie absurd, dass der Kater, der ihr Leben beenden würde ihr selbst jetzt noch so viel Halt gab. Jedes Gespräch mit ihm, jede Interaktion kam ihr in den letzten Tagen vor, wie eine Prüfung. Blätterjunges war es nicht gewöhnt, ihre Antworten und ihre Handlungen so sorgsam zu überdenken. Brandnarbe jedoch stellte sie jedes Mal wieder vor die unmögliche Herausforderung, ihm gerecht zu werden.

Das hört jetzt auf, dachte sie schwermütig. Es war schließlich unmöglich, falsch zu sterben, oder? Im Tod würde sie ihn nicht mehr enttäuschen können.

“Deine Angst ist nichts, wofür du dich schämen musst. Aber sie darf dich nicht lenken. Schmerz, Verlust, Dunkelheit… all das wird kommen. Doch du wirst lernen, darin zu bestehen. So wie ich.“ Der alte Heiler trat näher und Blätterjunges spürte das leichte Zittern, dass in ihr aufkeimte. Selbst der SternenClan würde ihr wohl Prüfungen auferlegen. Brandnarbes Worte waren zu freundlich, zu verständnisvoll. Er schien wahrhaftig zu bereuen und Blätterjunges spürte einen winzigen Widerstand in sich aufkeimen.

Dann tu es nicht! Lass mich leben! Doch sie schwieg, lauschte weiter seinen Worten, denn so lange er sprach konnte er ihr nichts antun.

„Ab heute bist du nicht länger nur ein Junges des GlutClans. Du bist meine Aufgabe. Meine Prüfung. Und vielleicht… meine Antwort.“ Das ihr Tod so viele Folgen für den alten Heiler haben würde, war ihr nicht klar gewesen. Seine Prüfung… Trotz seiner harten Schale musste es ihm zuwider sein, ein Leben zu nehmen, bei seiner Rolle als Heiler. Welch Grausamkeit dass ausgerechnet ihm diese Last zuteil wurde. Blätterjunges spürte Mitleid, Mitleid mit ihrem Mörder...

„Aber deine Antwort allein genügt nicht. Dies ist größer als du und ich. Der Clan muss es erfahren… und Fichtenstern muss es hören.“ Blätterjunges horchte überrascht auf. Sie hatte geglaubt, er handle im Auftrag von Fichtenstern. Der Clan scherte sich nicht um ihr Leben, dann sicher auch nicht um ihren Tod. Ein leiser Zweifel keimte in ihr auf. Wovon sprach Brandnarbe da? Er wandte den Blick ab, schwieg einen Moment lang und Blätterjunges Gedanken überschlugen sich fast. Etwas passte nicht zusammen, wollte Brandnarbe wirklich, dass sie offiziell vor dem Clan die Zustimmung zu ihrer Tötung gab? Das war das Grausamste, wovon sie je gehört hatte!

Sie zuckte zusammen, als sein Schweif auf den Höhlenboden schlug. Sein Blick fing ihren erneut ein und Blätterjunges hörte ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen, spürte ihr kleines Herz protestierend gegen ihren Brustkorb klopfen. Brandnarbe sprach weiter und die kleine Kätzin sah ihn mit großen Augen an und plötzlich war ihr, als würde der Boden unter ihr wegsacken.

“Der Clan soll wissen, dass du meine Schülerin bist. Dass der SternenClan dich erwählt hat.“

Blätterjunges schwankte, zuckte heftig zusammen, als sie endlich ihren riesigen Irrtum erkannte. Sie keuchte leise als der Ausdruck in ihren Augen von Furcht und Zweifeln zu purem Unglauben wechselte. Sie… seine Schülerin?

Blätterjunges starrte ihn an, völlig unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Und quälend langsam, als müsste sie jeden Gedanken mühsam aus dichtem Nebel ziehen, kam ihr nach und nach die Erkenntnis. Das hier war gar nicht ihr Todestag! Es war das pure Gegenteil! Sie hatte endlich einen Platz im Clan bekommen, der SternenClan selbst hatte ihr diesen veliehen! Sie würde Brandnarbes Schülerin sein, eine Heilerschülerin!

Blätterjunges sprang auf, machte einen kleinen Satz in die Luft und stieß ein winziges Quieken aus.

“Brandnarbe ich…“, die Worte brachen aus ihr heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte, der alte Heiler hatte ihr längst den Rücken gekehrt und die kleine Kätzin stolperte hinter ihm her. Sie biss sich auf die Zunge, hatte doch vorhin längst ihre Zustimmung gegeben, völlig unwissentlich. Brandnarbe wandte sich erneut zu ihr um und Blätterjunges Augen schienen Funken zu sprühen, als ihre Blicke sich trafen.

“Komm. Wir suchen ihn.“ Fichtenstern. Blätterjunges atmete tief durch und leise Zweifel mischten sich in ihre Freude. Doch sie straffte die schmalen Schultern und folgte Brandnarbe bemüht selbstbewusst. Der Heiler und der SternenClan wollten es so. Würde Fichtenstern sich dagegen sträuben?


@Brandnarbe



RE: Are you ready? - Brandnarbe - 08.10.2025


Der Wille der Ahnen


Brandnarbe hörte die leisen Schritte hinter sich und wusste, ohne den Kopf zu wenden, dass Blätterjunges ihm folgte. Ihr Atem war unregelmäßig, das Herz flatternd, wie ein Vogel, der zum ersten Mal den Himmel berührt. Er spürte die Aufregung, das Beben – doch inmitten davon lag etwas, das er von ihr nicht erwartet hatte: Vertrauen. Sie hatten die Höhle, in der sie sich befanden, verlassen, und der breite Gang, der sich zum zentralen Höhlenplatz öffnete, hallte dumpf unter ihren Pfoten. Das Grollen des Regens draußen drang durch die Steinwände, gedämpft, wie eine ferne Stimme, die ihre Worte nicht verlor, sondern ehrfürchtig bewahrte. Brandnarbe hielt nicht inne, nicht für einen Herzschlag. In seinem Innern brannte die Gewissheit wie Feuer unter kalter Asche. Er hatte zu lange geschwiegen, zu lange dem Zweifel Raum gegeben. Wenn der SternenClan Blätterjunges zu ihm geschickt hatte, dann durfte er diesen Ruf nicht hinter Schatten und Heimlichkeit verbergen. Es war nicht seine Art, zu flüstern. Seine Narben trug er offen und so würde er auch diesen Entschluss tragen.
„Es gibt Dinge, die man im Stillen tun könnte,“ murmelte er, ohne sich umzusehen, die Worte mehr an sich selbst als an sie gerichtet. „Doch was im Verborgenen wächst, fault. Ich diene dem SternenClan, nicht der Furcht vor Gerede.“

Sie erreichten den großen Höhlenplatz. Einige Katzen hoben die Köpfe, als der alte Heiler hindurchschritt, seine breiten Schultern warfen dunkle Schatten auf den Boden. Der Geruch von feuchtem Stein, Farn und Erde hing in der Luft, und das matte Licht, das von den Öffnungen über ihren Köpfen fiel, glitzerte an den Tropfen, die von der Decke perlten. Brandnarbe achtete nicht auf die Blicke, die ihm folgten. Er marschierte weiter, an Schülerbau und Kinderstube vorbei, bis er den schmalen Durchgang zur Höhle des Anführers erreichte. Einen Moment lang stand er davor, sammelte sich. Dann drängte er sich hinein. Ohne Ankündigung, ohne Zögern. Der Bau war dämmrig, erfüllt von der Wärme der Felsen, die den Regen draußen hielten. Fichtenstern befand sich dort, wie so oft, das Licht der kleinen Spalte über seinem Kopf zeichnete seinen Umriss scharf gegen den Stein. Brandnarbe blieb stehen, groß und fest wie ein Felsbrocken, der sich mitten in den Strom gestellt hatte. Blätterjunges befand sich hinter ihm. Er schenkte ihr keine weitere Beachtung, als er die Worte sprach:
„Fichtenstern,“ begann er, die Stimme tief und rau, und sie hallte zwischen den Wänden wie ein ferner Donnerschlag. „Ich komme nicht, um zu bitten. Ich komme, um dich zu informieren.“ Er machte einen Schritt vor, das Feuer seiner Augen unerschütterlich. „Der SternenClan hat gesprochen. Er hat Blätterjunges zu mir geschickt. Nicht in einem Traum, sondern durch Kohlenrauch selbst. Sie ist von unseren Ahnen erwählt, meine Schülerin zu werden. Ich... ich habe versucht es zu leugnen, aber ich werde es nicht länger tun.“ Warum, konnte der Anführer des GlutClans sich bestimmt denken. Es war ja nicht gerade ein Geheimnis, wie es um Blätterjunges stand. 

Einen Moment schwieg er, das Gewicht seiner Worte hing in der Luft. Dann fuhr er fort, langsamer, aber nicht weniger eindringlich:
„Ich weiß, dass du bestimmt Zweifel hast. Die hatte ich auch. Aber ich habe zu viele Monde mit geschlossenen Augen verbracht, Fichtenstern. Ich weigere mich, noch einen zu vergeuden.“ Mir läuft die Zeit davon. Die Worte blieben unausgesprochen, doch Fichtenstern war kein Narr, dachte Brandnarbe. Er wusste bestimmt, dass die Zeit für Brandnarbe anfing rückwärts zu laufen. Nicht nur anfing. Sie tat es schon länger, wenn man ehrlich sein wollte. Er neigte leicht den Kopf, ein Respektzeichen, aber ohne Unterwürfigkeit.
„Ich erwarte, dass du noch heute die Zeremonie einberufst. Der SternenClan duldet kein Warten  und der Clan soll wissen, wen er gesandt hat.“ Seine Stimme klang fester, als er den Blick hob, und einen Atemzug lang schien es, als würde selbst das Tropfen von der Decke innehaltend lauschen. „Blätterjunges ist meine Heilerschülerin.“


Angesprochen: @Fichtenstern 



RE: Are you ready? - Blätterjunges - 09.10.2025


I am ready



Sie folgte Brandnarbe mit schnellen, kurzen Schritten. Der alte Heiler schritt mit einer Würde durch die dämmrige Höhle, die auf Blätterjunges gleichermaßen beeindruckend wie einschüchternd wirkte. Einige Blicke folgten seiner beeindruckenden Gestalt, doch der Heiler schritt achtlos an ihnen allen vorbei. Blätterjunges gespitzten Ohren fielen seine leise gemurmelten Worte auf, auch wenn sie vermutlich nicht an die Jungkatze gerichtet waren.

„Es gibt Dinge, die man im Stillen tun könnte. Doch was im Verborgenen wächst, fault. Ich diene dem SternenClan, nicht der Furcht vor Gerede.“ Blätterjunges schluckte, straffte jedoch im selben Atemzug die schmalen Schultern. Brandnarbe würde zu ihr stehen, hinter der Entscheidung des SternenClans, auch wenn es ihm nicht passte.

“Ich mag es nicht. Ich will es nicht.“ Seine Worte, die sie zu Anfang so unendlich falsch verstanden hatten waren längst nicht so gemeint gewesen, wie die kleine Kätzin sie zunächst aufgenommen hatte. Sicherlich, der Heiler hatte sich eine gesunde, starke Schülerin gewünscht nicht… sie. Doch sie würde ihm einfach zeigen, warum sie würdig war, von ihm unterrichtet zu werden. Auch, wenn sie selbst noch nicht erkannte, was der SternenClan ausgerechnet in ihr sah...
Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Bergviper über Echowind, den Heiler des BrisenClans.

“Als er damals seine Augen verlor, da haben die Katzen auch nicht an ihn geglaubt. Und jetzt ist er schon so viele Monde der Heiler des BrisenClans und hat schon so viele Leben gerettet. Besondere Katzen finden ihren Weg und sie finden ihre Bestimmung im Leben. Und du gehörst auch dazu.“ Bergviper hatte schon damals etwas besonderes in ihr gesehen, selbst als Blätterjunges selbst nicht an sich geglaubt hatte. Es würde nicht leicht werden, doch Spott und Geringschätzung war sie seit ihrer Geburt gewöhnt. Sie würde damit umgehen können.

Doch weiter kamen ihre Grübeleien nicht, denn sie hatten Fichtensterns Bau erreicht. Brandnarbe trat wie selbstverständlich ein und Blätterjunges huschte mit einem Anflug von Nervosität hinter ihm her. Die Höhle war gemütlich und warm, die Kätzin konnte Fichtensterns massigen Umriss im Halbdunklen ausmachen, blieb jedoch hinter Brandnarbe stehen, sofern er ihr nichts anderes auftrug. Der Heiler kam ohne Umschweife zur Sache und Blätterjunges spürte die elektrisierende Kraft seiner Stimme tief in ihrem Inneren vibrieren. Er strahlte eine Autorität und eine Bestimmtheit aus, selbst noch angesichts Fichtenstern, der ihn mit seinem strengen Blick musterte und der in der Lage war die Außentemperatur schlagartig herabzusenken – nur durch sein bloßes Auftreten.

„Fichtenstern, ich komme nicht, um zu bitten. Ich komme, um dich zu informieren. Der SternenClan hat gesprochen. Er hat Blätterjunges zu mir geschickt. Nicht in einem Traum, sondern durch Kohlenrauch selbst. Sie ist von unseren Ahnen erwählt, meine Schülerin zu werden. Ich... ich habe versucht es zu leugnen, aber ich werde es nicht länger tun.“ Erneut dieser kleine Stich in ihre Richtung. Er wollte sie nicht, machte keinen Hehl daraus. Doch Brandnarbe hatte die Wahrheit noch nie beschönigt. Er war brutal ehrlich, schon seit sie ihn kannte. Sie schätzte diese Eigenschaft, auch wenn sie oft wehtat. Brandnarbe sprach weiter und Blätterjunges linste zwischen seinen Beinen hindurch, um Fichtensterns Miene zu deuten.

„Ich weiß, dass du bestimmt Zweifel hast. Die hatte ich auch. Aber ich habe zu viele Monde mit geschlossenen Augen verbracht, Fichtenstern. Ich weigere mich, noch einen zu vergeuden.“ Aus Brandnarbes Worten sprach eine Dringlichkeit, die eine solch junge Katze wie Blätterjunges nicht recht verstehen konnte. Doch die Botschaft war klar, er wollte lieber gestern statt morgen mit ihrem Training beginnen.

„Ich erwarte, dass du noch heute die Zeremonie einberufst. Der SternenClan duldet kein Warten  und der Clan soll wissen, wen er gesandt hat.“ Kein Bitten, kein Fragen. Eine Forderung. Brandnarbe duldete keinen Widerspruch, nicht einmal von Fichtenstern selbst. Blätterjunges spürte eine leichte Wärme in ihrem Inneren aufkeimen. Sie hatte angenommen, heute wäre ihr letzter Tag als Junges im GlutClan. Auf gewisser Weise hatte sie Recht behalten, doch die Wahrheit war so viel schöner, als sie angenommen hatte. Brandnarbes Worte strömten durch sie hindurch, ließen das Feuer in ihren Augen sanft aufglimmen, wie der zaghafte Beginn von etwas, dessen Tragweite der jungen Katze längst noch nicht klar war.

“Blätterjunges ist meine Heilerschülerin.“


@Brandnarbe @Fichtenstern



RE: Are you ready? - Fichtenstern - 10.10.2025


The stars are lying



Der Anführer saß in seinem Anführerbau und durch ein kleines Loch an der Decke strahlten die letzten Lichter des Tages auf den Kater hinab, als würden sie ihre letzte Aufmerksamkeit ihm zu Pfoten legen. "Fichtenstern" hallte die Stimme von Brandnarbe durch die Stille und der Kater reagierte nicht, als würde er ganz genau wissen, dass der Heiler dort war und als sei dessen Besuch keine Überraschung für Fichtenstern. Die darauffolgenden Worte waren es aber durchaus und als Brandnarbe zu sprechen begann, drehte der Anführer sich um, lief auf die Beiden zu und setzte sich hin. Er warf Blätterjunges einen Blick zu und darin lag eine gewisse Schärfe und auch Verachtung gegenüber der jungen Kätzin und doch sagte er nichts, hörte dem alten Heiler und auch gutem Freund weiter zu.
Erst als der Heiler zu Ende gesprochen hatte, nickte der Getigerte ruhig, sah dann zu Blätterjunges und ließ ein Schnauben hören - welches man als eine Mischung aus Belustigung und Verachtung deuten könnte, dann blickte er wieder den alten Heiler an. »Die Ahnen und ihre Zeichen« miaute er wie eine bedeutungslose Floskel und seine Schwanzspitze zuckte leicht. Was dachten sich der Sternenclan, ausgerechnet ein krankes Streunerjunge zu ihrem Heilerschüler zu machen? Was sollte sie schon können, was Brandnarbe sich sogar blind, taub und mit nur 2 Pfoten besser können würde?
Die blassgrünen Augen wandten sich Blätterjunges zu »Die Ahnen interessieren sich also für dich? Muss sich toll anfühlen. So viel Beachtung für so einen kleinen Rattenschiss« murrte Fichtenstern und stupste Blätterjunges an, aber mit einer Stärke, die die halbe Portion umfallen ließ. Dies kommentierte er mit einem spöttischem Lächeln, ehe er aufstand und den beiden den Rücken zudrehte, als der Kater durch das Loch an der Decke blickte. »Manchmal tut der Sternenclan seltsame Dinge, das ist wohl nichts Neues« murrte Fichtenstern und drehte sich wieder zu dem Heiler. »Aber in deine Fähigkeiten habe ich vollstes Vertrauen Brandnarbe, also werden meine Zweifel wohl schweigen müssen« beschloss er und nickte ruhig »Wenn du dir wünschst, dass Blätterjunges deine Heilerschülerin werden soll,dann werde ich sie ernennen, damit ihr mit der Ausbildung beginnen könnt« miaute er und blickte den Kater an, eine kleine Andeutung auf den Entschluss des Heilers, ohne vorher mit Fichtenstern gesprochen zu haben. Noch war er der Clananführer und noch hatte er die Schüler zu ernennen. Alleine aus Prinzip hatte der Heiler vorher zu Fichtenstern zu kommen, bevor er mit Blätterjunges darüber spricht. »Jetzt ist es an der Zeit dich erkenntlich zu zeigen dafür, dass der GlutClan dir dein Leben gerettet hat« miaute er und blickte die junge Kätzin an »All die Zeit und Liebe, die Bergviper in euch investiert hat. Die Kräuter und das Wasser,die Beute und das Moos was du den Clan gekostet hast. Jetzt kannst du endlich mal was zurückgeben« sprach der Anführer und es hörte sich viel mehr an wie eine Anschuldigung. Fichtenstern nickte »In Ordnung. Wenn die letzten Patrouillen zurückgekommen sind, werden wir sie ernennen. Vorher keinerlei Heilkunde. Wir wollen doch die Ahnen nicht verärgern?« knurrte der Kater mit einem spöttischem Lächeln, schnippte mit seinem Schweif und wandt sich ab. Ein Zeichen für Brandnarbe und Blätterjunges ihn alleine zu lassen.




@Blätterjunges @Brandnarbe



RE: Are you ready? - Brandnarbe - 13.10.2025


Aus Feuer geboren 

Der Schlag, mit dem Blätterjunges auf den Boden stürzte, hallte wie ein dumpfer Steinwurf in Brandnarbes Brust. Ein Wimpernschlag lang regte sich etwas in seinem Blick. Noch kein Zorn, keine Empörung, sondern dieses gefährliche, glühende Funkeln, das er so selten zeigte. Doch er blieb still.

Langsam, mit der unaufhaltsamen Ruhe einer Welle, die gegen Felsen schlägt, trat er einen Schritt vor Blätterjunges, stellte sich zwischen sie und Fichtenstern. Der Schatten seines Körpers fiel schwer über die kleine Kätzin, als wollte er sie dem Blick des Anführers entziehen. „Ich danke dir, Fichtenstern,“ begann er ruhig, und selbst in dieser Ruhe lag etwas Stahlhartes. „Nicht für deine Worte, sondern für deine Entscheidung.“

Sein Blick wanderte zu Blätterjunges, kurz, dann wieder zu Fichtenstern. „Der SternenClan hat gesprochen, und ich habe gelernt, den Schmerz seiner Zeichen nicht mehr zu hinterfragen.“ Er machte einen Schritt näher, so dass das fahle Licht durch das Loch in der Decke schräg über sein vernarbtes Gesicht fiel. „Du hältst sie für schwach. Für eine Last. Vielleicht war sie das. Aber aus Last wird Gewicht, und Gewicht formt Stärke. Ich habe die Wunden gesehen, die sie trägt. Nicht auf der Haut, sondern darunter. Und wer so etwas übersteht, hat mehr Rückgrat als so mancher Krieger, der sich mit Stolz schmückt.“ Er ließ die Worte wirken. Dann beugte er leicht den Kopf, als Zeichen von Respekt, doch seine Stimme senkte sich nicht. „Ich werde sie unterrichten, sobald die Zeremonie vollzogen ist.“

Einen Moment lang hallten seine eigenen Worte in seinem Kopf nach, scharf wie der Nachhall eines Schreis, der zwischen Felsen gefangen blieb. Er wusste selbst nicht, ob er Fichtenstern oder sich selbst überzeugen wollte. Er, der noch vor Sonnenhoch an allem gezweifelt hatte. An den Ahnen, an sich, an der Bedeutung der Zeichen. Doch nun, da er dort stand, mit Blätterjunges zitternd hinter sich und dem Anführer wie einer Mauer aus Eis vor sich, blieb ihm nichts anderes, als Glauben zu erzwingen. Er musste fest daran glauben, weil alles andere zu grausam gewesen wäre. Vielleicht hatte der SternenClan nie gesprochen. Vielleicht war es nur Kohlenrauchs Echo in seinem Kopf. Aber wenn er das eingestanden hätte, dann hätte all sein Leiden, all sein Opfer keinen Sinn gehabt. Also formte er den Glauben selbst in diesem Herzschlag, mit der gleichen Kraft, mit der er einst seine Wunden getragen hatte. Die Wahrheit war: Er sprach diese Worte, um sie beide zu schützen. Blätterjunges - seine Aufgabe - vor Fichtensterns Spott, sich selbst vor dem Zweifel, der ihn sonst zerreißen würde. Wenn er jetzt wankte, würde sie fallen. Und er konnte es nicht noch einmal zulassen, dass jemand fiel, weil er gezögert hatte. Seine Schultern spannten sich, die Muskeln unter der vernarbten Haut zuckten, als er leise den Atem ausstieß. Nein, selbst wenn er log, musste es eine Wahrheit werden.

Er drehte sich halb, sodass Blätterjunges an seiner Seite sichtbar wurde.„Steh auf, Blätterjunges,“ murmelte er, die Stimme tief und ruhig. „Kein Stern fällt wegen des Schattens, der ihn bedeckt.“ Dann sah er wieder zu Fichtenstern, der ihnen bereits den Rücken zugedreht hatte. „Wenn du die Zeremonie abhältst, werde ich bereitstehen. Und sie auch.“

Ohne den Anführer weiter anzublicken, wandte sich Brandnarbe ab. Seine Schritte hallten schwer, aber gleichmäßig über den Felsboden. Draußen empfing sie das dumpfe, ferne Rauschen des Regens. Ein Klang, der wie eine Prüfung wirkte.

Er sprach leise, kaum hörbar für sie, doch mit dem Gewicht eines Schwurs:
„Sie sollen uns sehen, Blätterjunges. Sie sollen uns alle sehen.“


Angesprochen: @Fichtenstern