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Schwimm oder stirb - Druckversion

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Schwimm oder stirb - Schneestern - 03.07.2025


Geh, wenn du bereit bist

Die Sonne stand tief, ihr schönes Licht durchbrach nur zögerlich die dichten Wolkenbänke, die wie schweres, nasses Fell über dem Territorium des NebelClans lagen. Der Wind strich kühl durch das schütter gewordene Laubwerk und ließ die letzten goldenen Blätter zittern, ehe sie lautlos zu Boden sanken. Dort vermischten sie sich mit dem bereits matschigen Teppich aus verrottendem Laub, feuchter Erde und modrigem Unterwuchs. Der Geruch von Verfall, von Regen und dunkler Tiefe hing in der Luft und Schneestern sog ihn ein, als atme sie die Wahrheit des nahenden Blattfalles.

Der schmale Pfad am Flussufer war vom vielen Regen aufgeweicht, ihre Pfoten sanken bei jedem Schritt leise ein. Sie hielt inne, blickte über den Fluss hinweg auf die andere Seite. Dorthin, wo die Einsame Trauerweide stand. Kahl schon, nur wenige zerzauste Zweige hielten sich noch an der schiefen Silhouette. Der Fluss war schmal hier, aber nicht ruhig. Eine Trennlinie, eine Prüfung.

Und hinter ihr: Schleierpfote.

Sie drehte den Kopf leicht zur Seite, spähte über die Schulter zu dem Kater, dessen Schritte sie längst verinnerlicht hatte. So sicher und zielstrebig wie er sich manchmal gab, so wachsam war sie. Noch keine zehn Sonnenaufgänge war er ihr Schüler, und doch trug er schon jetzt eine Schwere in sich, die älter wirkte. Anders. In ihm war ein Hunger. Nicht nach Beute, sondern nach Sinn.

Sie dachte zurück. An das letzte Mondhoch. An Fichtensterns Stimme, so kalt und scharf wie Raureif auf jungem Eis. An seine Forderungen. Das Blut, von dem er gesprochen hatte. An Braunellensterns starre, aufrechte Haltung. Den Schatten, den seine Worte über alles gelegt hatten. Selbst jetzt, beim Klang des Windes in den Ästen, konnte sie ihn hören. "Durch diesen Wald wird Blut fließen - genug, um eure edlen Gesetze darin zu ertränken"

Schneesterns Kiefer spannten sich für einen Moment an, dann lockerten sie sich wieder. Nein. Nicht heute. Heute war Schleierpfotes Tag. Und sie würde ihm geben, was sie geben konnte.

Sie wandte sich ihm zu.

„Du hörst den Fluss schon, nicht wahr?“, fragte sie leise. Der Wind trug ihre Worte beinahe fort, doch ihre Stimme war ruhig und durchdringend, wie immer. „Das Wasser ist lauter geworden. Wütender. Kälter.“ Sie trat ein Stück näher zu ihm, sodass sie ihn fast berührte. „Aber es lässt sich lesen. Wie alles in der Natur. Wenn du still genug bist.“

Sie ließ den Blick über die Wasseroberfläche gleiten. Kleine Strudel tanzten zwischen den Steinen, glatte Wellen brachen sich an überfluteten Wurzeln.

„Du musst das Wasser nicht sehen, um zu wissen, was es tut.“ Ein Blatt trieb an ihnen vorbei. Sie ging zur Uferkante. Das Blatt war nun gerade so nah an ihr dran, dass sie mit der Pfote auf das Blatt im Wasser tippen konnte. Die Berührung ihrer Pfote auf dem Blatt machte ein Geräusch, was Schleierpfote sicherlich wahrnehmen konnte. „Du kannst es hören. Wo es schnell ist, ist es flach. Wo es langsam fließt, ist es tief. Achte auf den Rhythmus. Auf das, was es dir erzählt.“

Kurz schwieg sie. Dann, leiser, fast nur für ihn: „Du bist nicht hier, um zu bestehen. Du bist hier, um zu begreifen.“

Sie stand weiterhin an der Uferkante, der Schlamm klebte an ihren hellen Pfoten, doch sie ließ sich davon nicht stören. „Ich werde hinter dir bleiben und nicht eingreifen, solange du es nicht brauchst. Aber ich bin da.“

Ihr Blick ruhte nun wieder auf ihm. Ernst. Wach. Voller Vertrauen, aber auch prüfend.

„Wenn du bereit bist, Schleierpfote. Führe deine Pfoten ins Wasser.“

Angesprochen:

@Schleierpfote





RE: Schwimm oder stirb - Schleierpfote - 04.07.2025


Houston, wir haben ein unbekanntes Schwimmobjekt





Schleierpfotes Ohr zuckte, als er hörte, wie Schneestern den Duft des Blattfalls einsog.
Heute bestand seine Herausforderung wohl darin, sich an einem verregneten Ufer zu orientieren. Anfangs war er noch sehr irritiert vom matschigen Boden.
Zu gern wäre er ungehindert durch das Terrain getänzelt wie seine Mentorin.
Doch er blieb gelegentlich im Matsch stecken, rutschte mit der Pfote auf einem glitschigen Laubblatt aus oder stieß gegen einen im Matsch verborgenen Ast. Er versuchte so gut wie möglich kein Laut von sich zu geben, damit Schneestern nicht mitbekam, wie tollpatschig er herumirrte. 
Ein paar mal hatte es ihn aber fast auf die Nase gelegt und er konnte sich mit einem “Uff”, gerade noch so auffangen und räusperte sich peinlich berührt - den Blick nach hinten, als wäre es jemand anderem passiert.

Obwohl er versuchte, in ihre Pfotenspuren zu treten, hatten Ohren doch ihre Grenzen und sehen zu können hätte ihm hier viel geholfen.
Der Kater hatte den Blick meist auf den Boden gesenkt, als würde er tatsächlich jeden seiner Pfotenschritte begutachten, dabei trug diese Haltung nur der Entspannung bei, um seinen Frust zu lindern.
Es brachte auch nicht viel, sich den Pfad am Ufer zu merken. Mit dem nächsten Regen würde sich die Beschaffenheit hier sowieso verändern.
Sein Frust fand jedoch kein Holz zum lodern, denn Schneesterns Stille erstickte jegliche Flamme.
Es half auch, dass sie nicht schimpfte oder mit der Zunge schnalzte, auf ihn herab redete. Keine weitere Belastung, die ihm zu denken gab.
Irgendwann störten ihn die Hindernisse nicht mehr, die ihm die Natur am Flussufer vor die Pfoten warf.
Sobald er mit der Pfote gegen einen Stein stieß, glitt diese über den Stein hinweg und fand dahinter Halt. Und irgendwann würde er dann auch besser mit seinem Gleichgewicht umgehen. Aber heute war dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Doch Schleierpfote fand seinen Spaß und fing an, zufrieden zu schnurren.

„Du hörst den Fluss schon, nicht wahr?“
Er hob den Kopf und nickte. War sich aber nicht sicher, ob die Kätzin ihn anblickte - ironischerweise - und wollte gerade ihre Frage bejahen, doch sie fuhr fort und er lauschte aufmerksam.
„Das Wasser ist lauter geworden. Wütender. Kälter.“
Ein Windstoß zerzauste sein Fell, als würde der Fluss selbst dies bestätigen lassen wollen - er schauderte. 
Sie trat näher.
„Aber es lässt sich lesen. Wie alles in der Natur. Wenn du still genug bist.“
Er hielt den Atem an. 
Still.
Seine Ohren drehten sich, neugierig und gierig.
Ein neues Bewusstsein für die Geräusche.
Schleierpfote traute sich nicht, die Klänge des Flusses zu durchbrechen. Es fühlte sich sehr mystisch und idyllisch an.
Ob es genauso schön aussah, wie es klang?
Ein Glucksen und Schlürfen ertönte in dem Moment weiter vorne aus dem Fluss und Schleierpfote verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zog den Kopf ein.
Naja, wohl eher wie ein Gespräch mit vielen Stimmen.
Jetzt, wo er noch genauer hinhörte, war es doch nicht so rhythmisch, sondern eher chaotisch.
Und doch konnte er hören, wie Schneestern ihre Pfote in das Wasser tunkte und sich der Klang überschlug.
So was hatte er noch nie bemerkt.
Erstaunt und fasziniert näherte er sich der Anführerin.
Nicht nur das fließende Rauschen des Wassers, sondern bemerkte er auch das träge Klatschen gegen die Steine.
Ein Fluss ist schon ziemlich laut… Wie das wohl Eismond verträgt?

„Ich werde hinter dir bleiben und nicht eingreifen, solange du es nicht brauchst. Aber ich bin da.“
Schleierpfote kniff ein Auge leicht zu und blinzelte.
Er verstand nicht. Was wollte Schneestern von ihm?
„Wenn du bereit bist, Schleierpfote. Führe deine Pfoten ins Wasser.“
Seine blinden Augen weiteten sich überrascht, und er neigte den Kopf seitlich. 
Dann nickte er sich selbst langsam zu.
Er hatte ganz vergessen. Die Einsame Trauerweide befand sich auf dem anderen Ufer.
Sie wollte, dass er ganz alleine ohne Hilfe hinüberschwamm?
Keine schützende Flanke, an die er dichtgedrückt rüberschwamm? Keinen sicheren Biss im Nacken, an dem man ihn über das Wasser trug?
Ohne Hilfe?
Schleierpfote merkte, wie er zu lange zögerte.
Er begab sich eilig an das Ufer.
Opfert mich Schneestern an den Sternenclan, damit der Nebelclan vom Glutclan verschont wird? Für eine bessere Blattleere?
Hätte der Kater funktionierende Augen, so hätte er einmal prüfend über seine Schulter zu Schneestern geschaut und gehofft, sie würde spielerisch grinsen und “War nur ein Spaß”, rufen. Stattdessen drehte er ein Ohr in ihre Richtung und horchte.
Hoffentlich wirkte dies so, als würde er erneut in sich gehen und dem Fluss lauschen.
Pfoten… zwei? Alle vier? grübelte er.

Schleierpfote schluckte und tastete den Boden vor sich ab.
Schlammig, glitschig, zunehmend mehr Wasser. 
Zunehmend weniger Halt. Mehr Steine als Schlamm. Dann mehr Schlamm als Steine. 
Kalt!
Vielleicht will das Wasser gar nicht angefasst werden? Wer fragte das Wasser schon nach Erlaubnis?

Der graugeströmte Kater atmete einmal tief ein, sammelte sich und lief dann selbstbewusst in das Wasser, bis es ihm bis zum Bauch reichte und drohte ihn mitzuzerren, doch er hielt stand. 
Gewöhnte sich an das Gefühl. 
Grub die Pfoten tiefer in den schlammigen Boden. Suchte mehr Halt und fand diesen.
Pfoten, pah! Einen Pfotenstand könnte ich hier machen!
Er schnurrte und warf Schneestern ein breites, zufriedenes Grinsen über die Schulter.
Noch nicht am anderen Ufer angekommen, aber auch noch nicht untergegangen!
Er warf seinen Blick wieder nach vorn.

In der Regel müsste er nur geradeaus “laufen” und käme am anderen Ufer an.
Das Wasser floss von links nach rechts. Daran könnte er sich orientieren. Es war nun lauter als zuvor, aber wenn er genau lauschte, könnte er auch noch hier sich damit orientieren. Im Fluss roch es einiges intensiver, und es war schwer, eine richtige Duftnote für einen längeren Moment zu erhaschen, so schnell war sie schon wieder vom Winde verweht.

Etwas wurde angeschwemmt und stieß an sein Bein.
Schleierpfote erstarrte zu Eis. Eine plötzliche Panik überkam ihn.
Nur ein Ast oder Schilf - was sonst?! Beruhigte er sich.
“Was nun, Schneestern?”, fragte er nach hinten - seine Stimme leicht beklemmt.
Vorsichtig bewegte er das linke Bein und spürte, wie das unbekannte Schwimmobjekt vorbeizog. 
Er atmete leise, erleichtert auf.
So weit, so gut!







Angesprochen: @Schneestern Erwähnt: @Eismond



RE: Schwimm oder stirb - Spielleiter - 05.07.2025


hooked


Der Angler lief den Flusslauf entlang. Er bemerkte die beiden Katzen nicht, pfiff fröhlich ein Lied und genoss die Sonne, die noch am Himmel schien. Heute war ein guter Tag gewesen, er hatte viele Fische gehabt und die würde er heute Abend mit seiner Familie verzehren. Dieser Fluss gab so viele Fische her, er könnte den ganzen Herbst hier verbringen.
Der Angler war sein Netz aus, um es im Fluss zu waschen, als plötzlich ein schriller Ton erklang. Mit der einen Hand, bewegte er das Netz im Wasser hin und her, mit der anderem Griff er nach dem Handy in seiner Jackentasche. Er ging laut ans Telefon, immerhin war der Fluss im Hintergrund am Rauschen und außerdem war die Verbindung hier nicht so gut. So schallte seine laute Stimmung durch die Abendröte und er wusch sein Fischernetz aus. Das Blut einiger Fische spülte flussabwärts, wo die Katzen dabei waren ihre Schwimmübungen zu machen, doch was der Angler nicht wusste, interessierte ihn auch nicht. Laute unverständliche Wörter sprach er in sein komisches Gerät, lachte laut und schallend und ließ sich alle Zeit der Welt. Er wusste ja auch nicht, wer da flussabwärts war. Er wusste nicht, wie er auf die Katzen wirken würde und selbst wenn, so würde es ihn auch nicht interessieren. 
Dann plötzlich hallte ein lauter Ruf durch die Stille. Der Angler legte sein Handy weg und versuchte mit den Händen noch nach dem blutgetränktem Lappen zu greifen, doch zu spät. Das Tuch wurde flussabwärts gespült und auch wenn es den Angler ärgerte, so würde er sich wegen einem alten Lumpen sicher nicht nass machen. 


@Schleierpfote @Schneestern